Raketen-Aus nach 323 Jahren: In 27 Tagen macht das Freiberger Weco-Werk zu

Freiberg - Bitteres Ende einer 323 Jahre währenden Tradition: Zum Jahresende schließt der Feuerwerkshersteller Weco sein Werk in Freiberg. Bereits das 2020 verhängte Verkaufsverbot ihrer Silvester-Waren hatte den 100 Mitarbeitern wirtschaftlich das Genick gebrochen. Das neue Feuerwerks-Verbot könnte sie nun sogar um ihren Sozialplan bringen.

Im Freiberger Weco-Werk hält eine Mitarbeiterin eine Auswahl Silvester-Raketen in die Kamera. Das durch die Corona-Notlage notwendig gewordene Verkaufsverbot besiegelte nun das Aus der Traditionsfirma.
Im Freiberger Weco-Werk hält eine Mitarbeiterin eine Auswahl Silvester-Raketen in die Kamera. Das durch die Corona-Notlage notwendig gewordene Verkaufsverbot besiegelte nun das Aus der Traditionsfirma.  © Hendrik Schmidt/dpa

Am Donnerstag waren sie alle noch mal in die Firma gekommen. Dort teilte der Betriebsrat den Mitarbeitern von Weco Freiberg mit, dass der Standort zum 31. Dezember endgültig stillgelegt werde und dass dafür ein Interessenausgleich sowie ein Sozialplan mit der Geschäftsleitung vereinbart wurde.

"Die Beschäftigten bekommen noch im Dezember ihre jeweilige Abfindung ausgezahlt - ab dem 1. Januar sind alle Mitarbeiter am Standort unwiderruflich freigestellt", sagte Norbert Winter von der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) TAG24.

Zum Interessenausgleich gehört eine Transfergesellschaft, in der die entlassenen Weco-Werker für andere Berufe qualifiziert werden sollen.

"Jeder Übergriff ist ein Angriff auf die Demokratie": Immer mehr rechte Gewalt in Sachsen
Sachsen "Jeder Übergriff ist ein Angriff auf die Demokratie": Immer mehr rechte Gewalt in Sachsen

Doch ob es dazu kommt, ist seit Donnerstagabend fraglich.

Weco droht wirtschaftliches Aus

Paletten mit Silvesterfeuerwerk, das in Freiberg produziert wurde, müssen nun teuer entsorgt werden.
Paletten mit Silvesterfeuerwerk, das in Freiberg produziert wurde, müssen nun teuer entsorgt werden.  © Wolfgang Thieme/dpa

Denn kurz nach der Betriebsversammlung in Freiberg verkündete die Bundesregierung ein neuerliches Verkaufsverbot für Silvester-Feuerwerk.

Nun droht der gesamten Weco-Gruppe das wirtschaftliche Aus.

Nach Angaben des Unternehmens macht das Silvestergeschäft 95 Prozent des Jahresumsatzes aus. Firmensprecher Andreas Kritzler bezeichnete die Berliner Entscheidung am Freitag als "größte Katastrophe" für Weco.

29 Jahre im Dienst, jetzt unter dem Hammer: Feuerwehrauto wird versteigert
Sachsen 29 Jahre im Dienst, jetzt unter dem Hammer: Feuerwehrauto wird versteigert

Ob und wie es für den Feuerwerkshersteller weitergeht, dazu gebe es noch keine Entscheidung. Kritzler: "Wir sind noch alle in Schockstarre."

Tradition geht bis ins Jahr 1698 zurück

Verkündete nach 323 Jahren das Aus der "Pulvermüller"-Tradition in Freiberg: Weco-Chef Thomas Schreiber.
Verkündete nach 323 Jahren das Aus der "Pulvermüller"-Tradition in Freiberg: Weco-Chef Thomas Schreiber.  © PR

Eine mögliche Insolvenz würde den Freiberger Interessenausgleich samt Transfergesellschaft zunichte machen, befürchtet die IG BCE.

"Dass das Erreichte nun durch eine Hals-über-Kopf-Entscheidung abermals gefährdet wird, ist nicht zu begreifen - und das kurz vor Weihnachten", ärgert sich Gewerkschaftssekretär Winter und wirft der Bundesregierung "Verantwortungslosigkeit" vor.

Die Freiberger "Pulvermüller", deren Tradition bis ins Jahr 1698 zurückgeht, wären dann gleich zweimal Opfer der Corona-Politik.

Denn dass ihr Werk schließen muss, begründete die Weco-Geschäftsleitung mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des Silvester-Verkaufsverbotes 2020.

Titelfoto: Montage: Wolfgang Thieme/dpa + PR

Mehr zum Thema Sachsen: