Sachsen: So viel Geld gibt der Freistaat für Werbung aus!

Dresden - Auf die Slogans "So geht sächsisch." oder "Verdächtig gute Jobs" stößt man in Sachsen immer wieder. Für mehr oder weniger nützliche Kampagnen und seine Imagepflege nimmt der Freistaat umfangreiche Mittel in die Hand.

Wer nicht wirbt, der stirbt - an Reklame scheiden sich die Geister. Mehr als 29 Millionen Euro gab der Freistaat in den vergangenen vier Jahren dafür aus erklärt Oliver Schenk (54, CDU).
Wer nicht wirbt, der stirbt - an Reklame scheiden sich die Geister. Mehr als 29 Millionen Euro gab der Freistaat in den vergangenen vier Jahren dafür aus erklärt Oliver Schenk (54, CDU).  © Montage: DDpix, Petra Hornig

Für manchen mag das nicht genug sein, für andere nur rausgeschmissenes Geld.

Aufgrund einer parlamentarischen Anfrage von Torsten Gahler (50, AfD) legte Oliver Schenk (54, CDU), Chef der Staatskanzlei, alle Werbefeldzüge und deren Kosten offen.

In den vergangenen vier Jahren (2019-22) gab der Freistaat dafür rund 29,13 Millionen Euro aus, verteilt auf die Staatskanzlei und diverse Ministerien.

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TAG24 stellt die Kampagnen im Überblick vor.

Staatskanzlei

Für "So geht sächsisch." lässt der Freistaat jährlich vier bis fünf Millionen Euro springen. Bereits im zehnten Jahr.
Für "So geht sächsisch." lässt der Freistaat jährlich vier bis fünf Millionen Euro springen. Bereits im zehnten Jahr.  © xcitepress

Den dicksten Brocken für Werbeausgaben der Staatsregierung beansprucht mit über 60 Prozent die Staatskanzlei selbst. Allein die seit 2014 laufende Imagekampagne "So geht sächsisch" wird jährlich mit vier bis fünf Millionen gefüttert - von 2019 bis 2022 waren es exakt 18.007.954,77 Euro.

Jedem vierten Bundesbürger und 90 Prozent der Sachsen ist dieser Slogan inzwischen bekannt - nur Baden-Württembergs "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." ist noch erfolgreicher.

Bereits 2019 kritisierte der Sächsische Rechnungshof, dass der hohe Mitteleinsatz nur dann gerechtfertigt wäre, wenn die Kampagne auch einen volkswirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder sozialen Nutzen für den Freistaat generieren würde und man sich nicht nur an der Reichweite berausche. Es mangele des Weiteren an einem Zielkonzept und der Erfolgskontrolle.

Eine weitere Kampagne der Staatskanzlei richtet sich an Sachsens Schüler. Für "Mach was Wichtiges - Arbeiten im Öffentlichen Dienst Sachsen" wurden in vier Jahren 644.403,25 Euro für Internetwerbung und Radio-Jingles ausgegeben.

Umweltministerium

Die Werbemaßnahmen von Minister Wolfram Günther (49, Grüne) wirken offenbar.
Die Werbemaßnahmen von Minister Wolfram Günther (49, Grüne) wirken offenbar.  © Uwe Meinhold

Das Ministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft gab in vier Jahren 1,68 Millionen für Kampagnen aus, etwa für erneuerbare Energien, Ökoaktionswochen oder Preisausschreiben für innovative Projektideen.

Den größten Posten im Werbebudget beansprucht mit 525.000 Euro die Betreibung des Internetportals www.regionales.sachsen.de - hier wird über das heimische Angebot von Lebensmitteln und Gartenbauerzeugnissen informiert.

Die Besucherzahlen steigen hier Jahr für Jahr, anscheinend ist das Thema zunehmend gefragt.

Innenministerium

In Sachsen gibt es laut Kampagne "Verdächtig gute Jobs".
In Sachsen gibt es laut Kampagne "Verdächtig gute Jobs".  © PR
Die "Einsätze" von "Poldi" kosten den Freistaat mehr als 100.000 Euro.
Die "Einsätze" von "Poldi" kosten den Freistaat mehr als 100.000 Euro.  © Ove Landgraf

Ein Beruf - 1000 Möglichkeiten. Für die Personalgewinnungs-Kampagne "Verdächtig gute Jobs" gibt das Innenministerium Jahr für Jahr mehr aus. In den letzten vier Jahren waren es zusammen 848.214,31Euro. Wie viele Polizeianwärter dadurch überzeugt wurden, sei nicht messbar.

Bereits im Vorschulalter macht "Poldi" auf die Vorzüge von Freund und Helfer aufmerksam. Für seine Präventionskampagne zahlte man mehr als 100.000 Euro. Die Werbung für "Du bist unsere Rettung - Ehrenamt mit Blaulicht" kostete 162.000 Euro.

Justiz-/Europaministerium

Katja Meiers (43, Grüne) Ministerium war verhältnismäßig sparsam mit ihrem Justizministerium.
Katja Meiers (43, Grüne) Ministerium war verhältnismäßig sparsam mit ihrem Justizministerium.  © Norbert Neumann

Um die Nachwuchsgewinnung geht es bei "Jobs mit J" auch dem Justizministerium, welches seit 2019 dafür 278.000 Euro in Anzeigen und Radio-Spots investierte.

Weitere Kampagnen, etwa die Veranstaltung von Bürgerdialogen oder Werbung für das Interrail-Ticket, schlugen mit 127.000 Euro zu Buche.

Sozialministerium

Die "Arme Sau"-Kampagne war im Vergleich zu den Corona-Werbe-Maßnahmen günstig.
Die "Arme Sau"-Kampagne war im Vergleich zu den Corona-Werbe-Maßnahmen günstig.  © PR/Archiv

"Behindern Verhindern" hieß die 2019 angestoßene Kampagne des Sozialministeriums (385.000 Euro), weitere Aufklärungen zur Schweinepest ("Arme Sau"), zur Ehrenamtskarte oder zu Falschparkern (auf Behinderten-Parkplätzen) kamen hinzu.

Doch dann erforderte die Pandemie eine Aufstockung des Werbe-Etats, um den Impfstoff in die Arme der Sachsen zu bekommen.

Mit "Sachsen krempelt die Ärmel hoch", "Ich hab's getan" und "Impfen, die beste Entscheidung, seit es Corona gibt" gab es gleich drei Kampagnen. Diese kosteten den Freistaat 1.247.327 Euro.

Kultusministerium

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (47, CDU, r.) ist auf der Suche nach neuen Lehrkräften, wie etwa Florian Simon (34), der jetzt am Gymnasium Dresden Plauen tätig ist.
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (47, CDU, r.) ist auf der Suche nach neuen Lehrkräften, wie etwa Florian Simon (34), der jetzt am Gymnasium Dresden Plauen tätig ist.  © Petra Hornig

Das Kultusministerium sucht ebenfalls händeringend Nachwuchs oder Neueinsteiger als Lehrer. In den vier Jahren steckte man 1.116.075,03 Euro in entsprechende Werbefeldzüge.

Die Reichweite auf Instagram und die Seitenaufrufe seien signifikant gestiegen. Die Zahl der Lehrerbewerbungen stieg hingegen kaum.

Für weitere Kampagnen, etwa zur Akzeptanz der Inklusion, wurden 645.000 Euro ausgegeben.

Regionalentwicklungs- & Finanzministerium

Thomas Schmidt (62, CDU, l.) und Hartmut Vorjohann (59, CDU) sind die sparsamsten.
Thomas Schmidt (62, CDU, l.) und Hartmut Vorjohann (59, CDU) sind die sparsamsten.  © Montage: Ralph Kunz, Petra Hornig

Sparmeister beim Werbebudget ist Thomas Schmidt (62, CDU). Sein Ministerium für Regionalentwicklung schaltete lediglich für drei Ausstellungen Werbung beim Dresdner Fahrgast-TV. Gesamtkosten: 3994,50 Euro.

Er wird nur noch von Finanzminister Hartmut Vorjohann (59, CDU) übertroffen, der gar keine Werbung betreibt. Vielleicht sind Sachsens Finanzämter ja schon beliebt genug.

Wissenschaftsministerium

Nicht nur Trachten und Ostereier: Die Sprache selbst ist ein Schatz, der bewahrt werden soll.
Nicht nur Trachten und Ostereier: Die Sprache selbst ist ein Schatz, der bewahrt werden soll.  © dpa/Arno Burgi

"Pack dein Studium, am besten in Sachsen" soll junge Leute im Land halten oder hierherlocken, dem Wissenschaftsministerium ist das jährlich 300.000 Euro wert.

Mit "Sorbisch? Na klar" wird seit 2019 auch eine Kampagne zur Ermutigung für diesen Sprachgebrauch finanziert - seither flossen 675.000 Euro.

Wirtschaftsministerium

Den verloren gegangenen Landsleuten ist das Wirtschaftsministerium schon seit Jahren auf der Spur. Mit dem Portal heimat-fuer-fachkraefte.de sollen aber nicht nur potenzielle Heimkehrer angelockt werden, sondern auch Fachleute aus anderen Bundesländern - in vier Jahren gab man 1.193.975,84 dafür aus.

Die Kampagne für den ÖPNV "Sachsen, steigt ein!" machte man 560.000 Euro locker.

Titelfoto: Montage: DDpix, Petra Hornig

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