Mitten durchs Osterzgebirge: Sachsen soll Deutschlands längsten Tunnel bekommen!

Dresden - Ein Mammutbauprojekt mit zwei Superlativen. Der Erzgebirgstunnel für die Neubaustrecke Dresden-Prag wird der längste Tunnel Deutschlands und gleichzeitig der erste, der im Osterzgebirge eine Staatsgrenze quert. Die Bahn hat ein Jahr lang zwei Streckenvarianten untersucht. Nun stehen die Ergebnisse fest.

Bahn-Projektleiter Kay Müller (48) stellte die Pläne am gestrigen Montag vor.
Bahn-Projektleiter Kay Müller (48) stellte die Pläne am gestrigen Montag vor.  © Steffen Füssel

Geprüft wurden eine Volltunnelvariante und eine Streckenführung mit zwei Tunneln und einer Brücke übers Seidewitztal. "Am Ende war es sehr eindeutig, dass die Volltunnelvariante die Vorzugsvariante ist", sagte Projektleiter Kay Müller (48) bei der Vorstellung der Untersuchung.

Es habe sich gezeigt, "dass sie bei allen wichtigen Kriterien wie Umwelt, Verkehr und Technik und auch der Wirtschaftlichkeit eindeutig vorne liegt", so Martin Walden (57), Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Sachsen.

Nach den aktuellen Plänen sind zwei Röhren mit jeweils einem Gleis vorgesehen. Auf Höhe des jetzigen Bushalts "Pechhütte" an der B 172 in Heidenau sollen die Züge in den Tunnel ein- und 30,2 Kilometer südlich, kurz vor Ústí nad Labem in Tschechien, wieder ausfahren und umgekehrt.

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Höchstgeschwindigkeit: mindestens 200 km/h, maximal voraussichtlich 230. Allein für die Röhren benötigen die vier Tunnelbohrmaschinen rund sechs Jahre, so Müller.

Die Vorzugsvariante mit dem Volltunnel ist in Blau eingezeichnet. Bei einem Vergleich konnte sie in fast allen Punkten gegen die Brückenvariante überzeugen.
Die Vorzugsvariante mit dem Volltunnel ist in Blau eingezeichnet. Bei einem Vergleich konnte sie in fast allen Punkten gegen die Brückenvariante überzeugen.  © Deutsche Bahn

Wann starten die Bauarbeiten an Sachsens neuem 30-Kilometer-Tunnel?

Vier Tunnelbohrmaschinen werden sechs Jahre für die beiden Tunnelröhren brauchen. Erst danach beginnt der Bau der Strecke.
Vier Tunnelbohrmaschinen werden sechs Jahre für die beiden Tunnelröhren brauchen. Erst danach beginnt der Bau der Strecke.  © Deutsche Bahn/Frank-Kniestedt

"Die grenzüberschreitende Verbindung zwischen Dresden und Prag besitzt einen hohen Stellenwert für ganz Europa", teilte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (49, SPD) mit.

Die Neubaustrecke verbindet letztlich die Ostsee mit dem Mittel- und dem Schwarzen Meer. Die Reisezeit nach Prag soll von mehr als zwei auf eine Stunde sinken, von Berlin nach Wien geht es dann in vier statt acht Stunden.

Bis 150 Güterzüge, 32 Fern- und 16 Nahverkehrszüge täglich durch die Röhren rollen, wird aber noch einige Zeit vergehen.

Bis Mitte nächsten Jahres können sich die Bürger zu der Vorzugsvariante äußern, erst danach sollen die Pläne im Bundestag vorgestellt werden - voraussichtlich 2028. Mit dem Baustart rechnet die Bahn vier Jahre später, mit der Fertigstellung 2044.

Mit bis zu 230 km/h könnten die Züge ab 2044 auf der Strecke Dresden-Prag unterwegs sein. Ob das tatsächlich möglich ist, wird derzeit geprüft.
Mit bis zu 230 km/h könnten die Züge ab 2044 auf der Strecke Dresden-Prag unterwegs sein. Ob das tatsächlich möglich ist, wird derzeit geprüft.  © Deutsche Bahn

Die Baukosten könnten sich übrigens als dritter Superlativ entpuppen. Dass sie in die Milliarden gehen ist klar, weitere Angaben machte die Bahn dazu nicht.

Titelfoto: Montage: Deutsche Bahn, Steffen Füssel, Deutsche Bahn/Frank-Kniestedt

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