Sachsens Diensthunde: Auf diese Partner mit vier Beinen ist Verlass

Dresden - Sie sind auf den Rücken von Polizeipferden zu Land, als Hubschrauberstaffel zu Luft und als Taucher oder Wasserschutzpolizei in und auf Sachsens Flüssen und Seen unterwegs. Doch wie sehen ihre Ausbildung und der Dienstalltag aus? Wir stellen die Spezialisten der Bereitschaftspolizei vor. Heute sind wir zu Besuch bei der Diensthundeschule.

Nicht nur das "fotografiert werden" war für die beiden Hündinnen Ivy (l.) und Daisy eine Premiere. Auch das Aufeinandertreffen der belgischen Schäferhündinnen war erstmalig und verlief reibungslos.
Nicht nur das "fotografiert werden" war für die beiden Hündinnen Ivy (l.) und Daisy eine Premiere. Auch das Aufeinandertreffen der belgischen Schäferhündinnen war erstmalig und verlief reibungslos.  © Thomas Türpe

Unweit von Meißen befindet sich in Naustadt die Diensthundeschule der Polizei Sachsen. Der Wind pfeift an diesem Vormittag über die Felder, die das weitläufige Gelände der Einrichtung umgeben.

Der stellvertretende Leiter der Diensthundeschule, Polizeihauptkommissar Markus Otto (40), führt seine Hündin Daisy zum Training. Der Malinois soll lernen, einen Angriff wirkungsvoll abzuwehren und einen flüchtenden Straftäter festzuhalten.

Die Körpersprache des Belgischen Schäferhundes ist in diesem Moment eindeutig: Daisy freut sich, will arbeiten, Otto schützen. Sie wird sich im Arm des Angreifers verbeißen und sich keinesfalls abschütteln lassen...

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"Gut gemacht, Daisy! Gut!", lobt der erfahrene Diensthundeführer und Ausbilder die einjährige Hündin. Der Malinois hat die Übung spielerisch gemeistert.

Markus Otto: "In der Ausbildung fördern wir die Anlagen des Hundes. Das Training erfolgt freudbetont und verlangt den Hunden außerordentliche Leistungen ab."

Alle sächsischen Polizei-Diensthunde werden in Naustadt beim Präsidium der Bereitschaftspolizei ausgebildet, geschult und regelmäßig geprüft.

Daisy (1) übt das Verbeißen mit Polizeioberkommissar Stöhr (31) als Täter.
Daisy (1) übt das Verbeißen mit Polizeioberkommissar Stöhr (31) als Täter.  © Thomas Türpe

Hund und Hundeführer sind Team fürs Leben

Das Gebäude der Diensthundeschule in Naustadt dient auch als Unterkunft für die Hundeführer.
Das Gebäude der Diensthundeschule in Naustadt dient auch als Unterkunft für die Hundeführer.  © Thomas Türpe

Die Diensthunde der Polizeidirektionen sind grundsätzlich dual ausgebildet - für den Schutzdienst und die Suche von Sprengstoff, Rauschgift, Brandmittel, Fährten, Blutspuren, Verletzten oder Leichen.

Im Freistaat versehen gegenwärtig 129 Hundeführer (Stand Mai 2021) mit ihren Vierbeinern Dienst. Die Beamten und ihre Tiere sind angebunden an die Diensthundestaffeln der fünf Polizeidirektionen sowie das Spezialeinsatzkommando und die Einsatzgruppe der Diensthundeschule. Allein die Einsatzgruppe absolvierte 2020 insgesamt 346 Einsätze (mit 1284 Mannstunden).

Kommissar Rex heißt in der Amtssprache "polizeiliches Einsatzmittel". Im Alltag sind die begabten Fellnasen für die Frauen und Männer in Uniform aber Kollegen. Die Tiere dienen ihnen als Schutz, Lebensversicherung, Waffe und siebter Sinn.

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Hund und Hundeführer sind ein Team fürs Leben - nach Feierabend schlüpfen die Vierbeiner in die Rolle von Familienmitgliedern in den Privat-Haushalten der Polizisten.

Hunde müssen ausgeprägte Jagdinstinkte haben

Hündin Daisy übt das Vorstoßen mit dem Maulkorb. Thomas Stöhr (31, r.) imitiert den Täter.
Hündin Daisy übt das Vorstoßen mit dem Maulkorb. Thomas Stöhr (31, r.) imitiert den Täter.  © Thomas Türpe

"Für die Ausbildung zum Diensthund suchen wir die Leistungssportler unter den Hunden", erklärt Markus Otto. Seine Schule beschäftigt zwei "Scouts", die sich um das Finden tierischer Talente kümmern. Sie sichten und kaufen im In- und Ausland Nachwuchs an.

Ihr Fokus liegt dabei auf den Rassen Deutscher Schäferhund, Malinois, Riesenschnauzer, Rottweiler, Dobermann und Airedaleterrier. In die engere Wahl schaffen es nur Tiere, die gesund und leistungsfähig sind und ausgeprägte Jagdinstinkte, Souveränität sowie aggressive Potenziale zeigen.

Markus Otto hat Daisy zum Ausruhen fortgebracht. Er wartet nun im Keller der Schule auf Polizeioberkommissar Thomas Stöhr (31) und dessen belgische Schäferhündin Ivy.

"Die Suchwand ist das Herzstück der Ausbildungseinrichtung", erklärt Otto und zeigt auf eine geflieste Wand, die Löcher besitzt, in denen Hülsen mit Stoffproben versteckt werden können.

"Der Hund muss hier die Röhre mit dem Suchstoff finden und seine Entdeckung durch ein passives Ansageverhalten zeigen", so Otto.

Für Ivy ist dieses Training eine Premiere. Sie streift durch den Raum und beschnuppert alle Wände. Thomas Stöhr spricht ihr gut zu. Im zweiten Anlauf wird die Hündin fündig. Wau!

Ivy (1) erhält derzeit eine Ausbildung zur Sprengstoffspürhündin.
Ivy (1) erhält derzeit eine Ausbildung zur Sprengstoffspürhündin.  © Thomas Türpe
Trotz holprigem Start - Ivy (1) wird fündig und macht ihren Besitzer Thomas Stöhr (31) stolz.
Trotz holprigem Start - Ivy (1) wird fündig und macht ihren Besitzer Thomas Stöhr (31) stolz.  © Thomas Türpe
Mithilfe eines Balls lernen die Hunde leicht und spielerisch.
Mithilfe eines Balls lernen die Hunde leicht und spielerisch.  © Thomas Türpe

Thomas (31) und Ivy (1) sind viel mehr als nur Kollegen

Laut bellen kann Ivy (1), wie sie ihrem Besitzer Polizeioberkommissar Thomas Stöhr (31) beweist.
Laut bellen kann Ivy (1), wie sie ihrem Besitzer Polizeioberkommissar Thomas Stöhr (31) beweist.  © Thomas Türpe

"Es war Liebe auf den ersten Blick" gibt Polizeioberkommissar Thomas Stöhr (31) zu, während sein Blick auf der Hündin Ivy (1) ruht. In der Diensthundeschule sind beide "Lehrlinge". Ivy soll als Sprengstoffspürhund Karriere machen. Stöhr möchte Ausbilder für Hundeführer und Hundeführerinnen werden.

Wie kommt man zu dieser Spezialisierung? Um Diensthundeführer zu werden, muss man zuerst erfolgreich eine Ausbildung bei der Polizei (beim Zoll oder der Bundespolizei) absolvieren. Thomas Stöhr war vier Jahre bei der Bereitschaftspolizei. Dort reifte sein Wunsch, einen Diensthund zu haben.

"Anfang der Corona-Zeit nahm ich an einer polizeilichen Durchsuchung teil. Beim Auffinden von Diebesgut half uns ein Sprengstoffspürhund. Ab da stand für mich fest, dass ich Hundeführer werden will", erklärt Stöhr.

Er schrieb eine Bewerbung und zog in der Hoffnung, dass er angenommen wird, in eine hundefreundliche Wohnung am Stadtrand.

Die belgische Schäferhündin bekam er im Herbst 2020 zugeteilt. Drei Monate war Ivy da alt. Seitdem trainieren sie miteinander und sind unzertrennlich.

"Mantrailer" werden nur die allerfeinsten Nasen

Ein Einsatzteam bekommt Unterstützung durch einen Mantrailer.
Ein Einsatzteam bekommt Unterstützung durch einen Mantrailer.  © Tino Plunert

Mantrailer sind die Spezialhunde unter den Spezialisten. Die Personensuchhunde kommen zum Einsatz, wenn Fährten von Menschen aufgenommen werden sollen, die seit mehr als 12 Stunden vermisst werden.

Die Super-Spürnasen suchen Personen anhand ihres Individualgeruchs. Selbst die relative Abgeschlossenheit von Fahrzeugen oder Räumen hindert die Hunde nicht daran, die hinterlassene Spur aufzunehmen, weshalb sie meist bei der Aufklärung von Kapitalverbrechen wie Mord oder schwerem Raub beansprucht werden.

Aber auch als Lebensretter haben sich Mantrailer schon bewährt. So konnte die Bloodhound-Hündin Hazel im Juli dieses Jahres einen Vermissten (33) aufspüren, den vorher weder ein Fährtenhund noch der Hubschrauber hatten finden können.

Im Juli 2021 rettete Hündin Hazel einen vermissten Mann (33) in Döbeln.
Im Juli 2021 rettete Hündin Hazel einen vermissten Mann (33) in Döbeln.  © Polizei

Mantrailer werden in Sachsen seit 2012 eingesetzt. Während bei den anderen Diensthunden eine mehrwöchige Ausbildung ausreicht, muss ein Hund, um ein Mantrailer zu werden, eine dreijährige Ausbildung durchlaufen.

Erst danach kann er im Einsatz genutzt werden. Wie auch die Lebensretterin Hazel, sind die anderen Mantrailer im Polizei-Dienst (mit Ausnahme eines Beagles) Bloodhounds. Die Rasse zeichnet ein ausgeprägter Spürtrieb aus.

Titelfoto: Thomas Türpe

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