Sachsens Schulen der Zukunft: Keine Kopfnoten und Freistunden mehr?

Dresden - Insgesamt 90 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Co. haben dem Sächsischen Kultusministerium am Mittwoch über 200 Empfehlungen für die Zukunft der Schulen im Freistaat unterbreitet. Diese sollen nun in der Praxis getestet werden.

Sachsen will die Schulen im Freistaat bis 2030 modernisieren. (Symbolbild)
Sachsen will die Schulen im Freistaat bis 2030 modernisieren. (Symbolbild)  © Peter Kneffel/dpa

Die insgesamt 218 Vorschläge der Experten-Kommission unterteilen sich dabei in die vier Handlungsfelder "Lernen", "Steuerung", "Infrastruktur" und "Professionalisierung", wie aus einer Mitteilung des Sächsischen Staatsministerium für Kultus vom Mittwoch hervorgeht.

Neben Maßnahmen zur Stärkung der Mitbestimmung im Unterricht seitens der Schüler oder zum Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Wirtschaft, erwarten die sächsischen Klassenräume im anstehenden Praxis-Test auch mögliche krasse Neuerungen.

Fällt der Unterricht mal aus, soll künftig mithilfe "digitaler Lernmedien" dafür gesorgt werden, dass der verpasste Lernstoff dennoch vermittelt werden kann. Ebenfalls sollen im Stundenplan tägliche "Selbstlernzeiten" etabliert werden, in denen die Schüler in selbst gewählten Gruppen eigenständig pauken können.

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Auch in Sachen Notenvergabe kommt das Kultusministerium mit einigen Paradigmenwechsel daher. So sollen die DDR-typischen Kopfnoten abgeschafft und "durch eine Beurteilung von Lern- und Sozialverhalten" ersetzt werden.

Auch die Benotung an sich könnte grundlegend geändert werden. Anstelle einer eins bis sechs auf dem Zeugnis fordern die Experten die Leistungsbeurteilung in Form von digitalen "Rückmeldeformaten zur Lern- und Leistungsentwicklung". Die typischen Noten wolle man bestenfalls abschaffen.

"Bildungsland Sachsen 2030": Schulen mit Glasfaser und Digital-Budget

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (47, CDU) dankte den Experten für ihre Ideen. (Archivbild)
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (47, CDU) dankte den Experten für ihre Ideen. (Archivbild)  © Ove Landgraf

Doch nicht nur auf die Schüler können im Rahmen des Projekts "Bildungsland Sachsen 2030" einige Neuerungen zukommen.

Auch für Lehrer und die Einrichtung selbst haben sich die Experten etwas einfallen lassen.

So sollen unter anderem auch die Lehrkräfte in "multiprofessionelle Teams" eingeteilt werden, in denen die Aufgabenverteilung klar definiert werden soll.

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Gleichzeitig müsse die "Qualifizierung" von Führungspersonal komplett neu durchdacht und die Arbeitsbedingungen älterer Lehrkräfte im Sinne des Gesundheitsschutzes angepasst werden.

"Alle Schulen" will man zudem ans Glasfaser-Netz anschließen und mit einem "Digitalbudget" ausstatten.

Welche dieser Maßnahmen sich in der Praxis als erfolgversprechend erweisen, bleibt allerdings abzuwarten.

Kultusminister Christian Piwarz (47, CDU) sprach unterdessen seinen Dank an die Experten-Kommission aus: "Die Empfehlungen sind eine wertvolle Grundlage für die strategische Weiterentwicklung der schulischen Bildung in Sachsen."

Titelfoto: Bildmontage: Peter Kneffel/dpa, Ove Landgraf

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