Schüler von Elite-Sportinternat proben den Aufstand, weil das Essen nicht schmeckt

Altenberg - Zweimal täglich Sport, dazwischen Unterricht und immer nur ein Ziel vor Augen: Profisportler werden! Wenn die Nachwuchsathleten des Altenberger Sportinternats "Glückauf" nach ihrem schweißtreibenden Tag völlig ausgehungert zum Abendessen eintreffen, erwartet sie eine Mahlzeit, die viele als unappetitlich, vor allem aber als viel zu wenig empfinden. Jetzt reicht's den 35 Nachwuchs-Athleten: Seit dieser Woche proben sie den Aufstand.

Die Sportler haben sich zusammengeschlossen und rühren das Abendessen nicht mehr an.
Die Sportler haben sich zusammengeschlossen und rühren das Abendessen nicht mehr an.  © Egbert Kamprath

Die Sportschule, zu der das Internat in Altenberg (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen) gehört, gilt als Eliteeinrichtung für künftige Sport-Asse mit den Schwerpunkten Biathlon, Rennschlitten- und Bobsport, Langlauf und Mountainbike.

Gar nicht Elite ist offenbar die Abendverpflegung. Mal gibt es "knusprige" Kartoffeltaschen, die durchweicht in einer Soße schwimmen, mal Kartoffelsuppe, in der Suppe und das Würstchen kaum voneinander zu trennen sind, mal Hähnchenbrust mit Nudeln - das Huhn trocken, die Nudeln hart.

Noch schlimmer: Die Kost deckt nicht annähernd den Energiebedarf der Hochleistungsschüler, der etwa bei den Biathleten unter ihnen bei täglich 6000 bis 8000 Kalorien liegt.

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Einer von ihnen ist Luc Richter (18). Schon seit sechs Jahren trainiert er eisern für seinen Traum als Spitzen-Biathlet, will später mal fürs deutsche Nationalteam an den Start gehen.

Die Ernährung im Internat ist für ihn dabei eine Belastung: "Die Kalorien reichen nicht, die Fette sind nicht gut, der Proteinhaushalt ist nicht gedeckt - und das ganze Essen schmeckt einfach schlecht."

Bürgermeister testet Internats-Essen und zieht Fazit

Im Sportinternat Altenberg (Sachsen) wird von den Nachwuchsathleten zurzeit das Essen boykottiert.
Im Sportinternat Altenberg (Sachsen) wird von den Nachwuchsathleten zurzeit das Essen boykottiert.  © Egbert Kamprath

Vor allem ärgert ihn und seine Kameraden: "Vertraglich ist das Internat verpflichtet, sportlergerechte Ernährung zu stellen."

Seit Montag dieser Woche boykottieren die Internatsschüler nun das Angebot und versuchen, sich mit Selbstgekochtem zu ernähren.

Geliefert wird das Essen vom Dresdner Caterer "Gourmetta". Geschäftsführer Falk Wagner (48) zeigt sich gesprächsbereit: "Wir tun unser Bestes, sollten uns aber mit Trainern und dem Bürgermeister zusammensetzen und am Essenskonzept arbeiten."

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Bürgermeister von Altenberg, Markus Wiesenberg (35, CDU), hat gerade alle Hände mit der Rodel-WM zu tun. Trotzdem nahm er (übrigens selbst gelernter Koch) sich die Zeit für einen Selbsttest im Sportinternat und bestellte einen Teller Geschnetzeltes: "Ich muss sagen, dass die Menge keineswegs stimmt. Viel zu wenig für einen Sportler."

Immerhin, ihm hatte es geschmeckt ...

Blick in den tristen Mensaschrank.
Blick in den tristen Mensaschrank.  © privat
Proteinarme Mahlzeiten mit schlechten Fetten und eigenartigem Geschmack werden vom Groß-Caterer an das Internat geliefert.
Proteinarme Mahlzeiten mit schlechten Fetten und eigenartigem Geschmack werden vom Groß-Caterer an das Internat geliefert.  © privat
Ein weiteres Highlight aus der Großküche, das den besten Nachwuchsathleten präsentiert wird.
Ein weiteres Highlight aus der Großküche, das den besten Nachwuchsathleten präsentiert wird.  © privat

Für kommende Woche ist ein Elternabend geplant. Kurz danach will sich Wiesenberg mit Trainern aus den Leistungsbereichen, der Internatsleitung und Falk Wagner treffen und einen neuen Verpflegungsplan ausarbeiten.

Titelfoto: Montage: Egbert Kamprath, privat (2)

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