Rentner berichten: So wollten uns Betrüger durch einen Schockanruf abzocken

Bernsdorf - Schockanrufer überfluten derzeit die Senioren der Region. Rund 50 Betrugsversuche meldeten die Polizeidirektionen Chemnitz und Zwickau. In drei Fällen hatten die Ganoven Erfolg, erbeuteten mehr als 100.000 Euro. TAG24 sprach mit einem betroffenen Rentnerpaar aus Bernsdorf (Landkreis Zwickau). Irmgard und Werner Moeller (beide 73) hatten eine Betrügerin auflaufen lassen.

Irmgard (73) und Werner Moeller (73) bekamen einen Schockanruf - und alarmierten die Polizei.
Irmgard (73) und Werner Moeller (73) bekamen einen Schockanruf - und alarmierten die Polizei.  © Maik Börner

Es war gegen 10.30 Uhr, als das Telefon klingelte. Eine unterdrückte Nummer. Irmgard Moeller ging ran, hörte eine weinende weibliche Stimme: "Ich bin's. Ich hatte einen schweren Unfall. Jemand ist schwer verletzt. Um 13 Uhr muss ich zum Haftrichter. Wenn ich keine 8000 Euro Kaution hinterlege, muss ich in Haft."

Ein Schock für die Bernsdorferin, die an ihre Enkelin dachte, die erst kürzlich Führerschein gemacht hatte. Doch Irmgard Moeller bekam wieder Oberwasser, fragte die falsche Enkelin, warum sie noch nicht ihre Mutter angerufen habe. "Als dann eine Ausrede kam, hatte ich das Wort 'Enkeltrick' im Kopf, übergab das Telefon an meinen Mann."

Werner Moeller ging zum Schein auf die Forderung ein, wählte danach den Notruf 110. Leider rief die Betrügerin nicht mehr an.

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Für Polizeisprecher Oliver Wurdak (45) "der klassische Trick, der meist Senioren trifft, die mit alt klingenden Namen im Telefonbuch stehen". Wurdak lobt Familie Moeller: "Alles richtig gemacht. Vorbildlich!"

Zu viele Senioren fallen auf Enkeltricks, Schockanrufe oder falsche Gewinnversprechen rein. Wurdaks Tipps: "Vornamen im Telefonbuch abkürzen, als Erinnerung einen Zettel mit dem Wort 'Schockanruf' neben das Telefon legen, misstrauisch sein bei unterdrückten Nummern, bei Verwandten nachfragen."

Werner Moeller hofft, dass mehr Rentner handeln wie er: "Was diese Betrüger anrichten, ist furchtbar."

Polizeisprecher Oliver Wurdak (45) und Irmgard Moeller (73) demonstrieren das richtige Verhalten: Hände weg vom Geldbeutel bei Schockanrufen.
Polizeisprecher Oliver Wurdak (45) und Irmgard Moeller (73) demonstrieren das richtige Verhalten: Hände weg vom Geldbeutel bei Schockanrufen.  © Maik Börner

Enkeltrick! Psychologe rät: "Sprecht mit den Großeltern"

Der psychologische Berater Ullrich Döhling (71) rät: "Sprecht mit Großeltern über Enkeltrickanrufe!"
Der psychologische Berater Ullrich Döhling (71) rät: "Sprecht mit Großeltern über Enkeltrickanrufe!"  © Maik Börner

Betrugsversuche am Telefon: Meist sind Senioren im Visier der Ganoven. Der psychologische Berater Ullrich Döhling (71) aus Chemnitz weiß: "Die Täter reiten auf der Leichtgläubigkeit anderer herum. Das ist keine Frage der Bildung, Menschen bauen einfach ab im Alter."

Döhling appelliert an jüngere Menschen, mit älteren Verwandten zu sprechen. "Sie sollten mit den Großeltern ausmachen, dass sie bei seltsamen Anrufen immer zuerst zurückgerufen werden."

Ein Warnzettel mit dem Wort "Enkeltrick" am Telefon könnte als Erinnerungsvermerk dienen.

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"Hilfreich wäre auch, den Großeltern nahezulegen, nicht so viel Geld zu Hause zu haben. Und Banken sollten verpflichtet werden, ältere Kunden anzusprechen, wenn diese besonders hohe Beträge vom Konto abheben."

Titelfoto: Maik Börner

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