Wegen Mittelalter-Wort: Irrer Namens-Streit um Kita

Zwickau - Gar nicht lustig, dieser Namens-Streit in Zwickau! Die geplante Umbenennung einer kommunalen Kita von "Harlekin" in "Abenteuerland" sorgte im Stadtrat für mächtig Wirbel. Erzieher monierten, dass sie ihr Konzept mit dem mittelalterlichen Namen nicht mehr vereinbaren könnten.

Die Kita im Zwickauer Stadtteil Neuplanitz wird gerade saniert und soll bei dieser Gelegenheit umbenannt werden.
Die Kita im Zwickauer Stadtteil Neuplanitz wird gerade saniert und soll bei dieser Gelegenheit umbenannt werden.  © Maik Börner

Oberbürgermeisterin Constance Arndt (44, BfZ) hat für den Namenswechsel Verständnis. "Seit 1990 heißt die integrative Kita 'Harlekin'. Der Name findet sich im kindlichen Alltag jedoch nicht mehr wieder. Den Kindern fehlt jeglicher Bezug." Bei einer Elternratssitzung hätten 63 Prozent für "Abenteuerland" gestimmt. Im Zuge der laufenden Sanierung sollte der neue Name etabliert werden.

Unter den Stadträten sorgte der angestrebte Namenswechsel für Zündstoff. "Deswegen ist der Name ja da, dass die Kinder nachfragen und ihn erklärt bekommen. Ich finde das Abenteuer toll, herauszufinden, was ein 'Harlekin' war", so Sven Itzek (51, AfD).

CDU-Stadtrat Gerald Otto (57) wollte zugunsten der Erzieher eine Ausnahme machen. Allerdings halte er die Debatte für schwierig, da auch alte Straßennamen oder Namen von Kleingartenanlagen auf den Prüfstand gestellt werden könnten. Kay Leonhardt (23, SPD): "'Harlekin' ist kein gängiger Begriff mehr. Die Sprache ist im Wandel. Das ist schon immer so gewesen."

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Das unlustige Ende der Debatte: Für die Umbenennung gab's keine Mehrheit. Erzieher, Eltern und Kinder müssen sich also weiterhin mit "Harlekin" abfinden.

OB Constance Arndt (44, BfZ) hat für die Umbenennung der Kita gestimmt.
OB Constance Arndt (44, BfZ) hat für die Umbenennung der Kita gestimmt.  © Uwe Meinhold
AfD-Stadtrat Sven Itzek (51) findet es gut, wenn Erzieher ihren Kindern die Herkunft der Witzfigur erklären.
AfD-Stadtrat Sven Itzek (51) findet es gut, wenn Erzieher ihren Kindern die Herkunft der Witzfigur erklären.  © Ralph Köhler/propicture

Spaßmacher mit langer Tradition

Punktgenau definieren kann man einen Harlekin nicht. Der Begriff reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück.

Der Harlekin ist im Grunde eine Bühnenfigur, ein Charakter in Theaterschauspielen, der vor allem in der Renaissance verbreitet war. Als eine Art Hofnarr unterhielt er die Leute mit eigenartigem Humor, der zum Nachdenken anregen sollte. Die derben Witzeleien und die Art und Weise der Vorstellung kamen selten gut an, weshalb der Harlekin sein Gesicht unter einer Maske verbarg und ein Kostüm trug.

Bestandteil waren häufig ein Hut in Dreizack-Form, ein hoher Kragen und ein Kostüm mit Rautenmuster. Markant sind auch die Schuhe mit hochgeschnittenen Spitzen.

Titelfoto: Maik Börner

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