WM-Finale des Jahres schauen Hunderte Millionen, nur in Deutschland kaum einer

Japan - Nach zwölf Jahren steht England wieder im Endspiel einer Rugby-WM. Der Weltmeister von 2003 geht im japanischen Yokohama als Favorit in das Finale gegen Südafrika.

England beim Training vor dem Finalspiel gegen Südafrika.
England beim Training vor dem Finalspiel gegen Südafrika.  © Mark Baker/AP/dpa

Die Dimensionen dieses Sport-Spektakels sind gewaltig. Das zeigt schon der zeitliche Ablauf. Los ging es am 20. September, das Finale geht erst am Samstag über die Bühne - sechs Wochen später.

Die Rugby-WM ist nach Olympischen Spielen und Fußball-Weltmeisterschaften das drittgrößte Sportereignis der Welt.

1,8 Millionen Fans wurden vorab erwartet, davon 400.000 aus dem Ausland, und bis zu drei Milliarden TV-Zuschauer weltweit.

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Kalkulierter Umsatz: rund vier Milliarden Dollar nur im Gastgeberland Japan. World-Rugby-Chef Bill Beaumont frohlockte denn auch schon im Vorfeld der Mega-Veranstaltung, das Turnier werde Rekorde brechen.

Vor dem mit Spannung erwarteten Endspiel der Weltmeisterschaft gegen Südafrika ist die Stimmung im Team von Eddie Jones gelöst. Und das ist ganz im Sinne des England-Trainers.

"Wir wollen am Samstag ohne Angst spielen", sagte Jones in der japanischen Hauptstadt und wirkte dabei selbst total entspannt. "Wir gehen da einfach raus und spielen das Spiel."

Doch es ist eben nicht nur ein Spiel. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren steht der Weltmeister von 2003 wieder in einem Finale - erst zum vierten Mal überhaupt.

1991 verlor England gegen Australien, 2003 gelang die Titel-Revanche. 2007 unterlag man gegen die Südafrikaner, deren Assistenz-Coach damals Jones war. Jetzt will der Australier endlich als Cheftrainer Weltmeister werden.

"Südafrika ist ein schwerer Gegner und wir werden wirklich hart kämpfen müssen", warnte der 59-Jährige. Der Weltranglisten-Erste England geht als Favorit in die Partie gegen die Springboks.

England als Favorit gegen Südafrika

Südafrikas Kapitän Siya Kolisi feiert vor den Fans nach dem Halbfinalsieg der Rugby-Weltmeisterschaft 2019 gegen Wales.
Südafrikas Kapitän Siya Kolisi feiert vor den Fans nach dem Halbfinalsieg der Rugby-Weltmeisterschaft 2019 gegen Wales.  © Ashley Western/PA Wire/dpa

Aber auch wenn England diesmal als Favorit gilt: die Springboks - so der Name des Nationalteams aus Südfrika - könnten nach 1995 und 2007 zum dritten Mal Weltmeister werden. Das haben vorher nur die legendären All Blacks aus Neuseeland geschafft.

Siya Kolisi als erster erfolgreicher schwarzer Kapitän eines südafrikanischen Rugby-WM-Teams würde Geschichte schreiben und seiner Nation einen Image-Booster voller Symbolik bescheren.

So wie damals, als Nelson Mandela im Springbok-Trikot bei der Heim-WM 1995 dem weißen Kapitän Francois Pienaar den WM-Pokal überreichte.

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Einst ein verhasstes Symbol der Spaltung wurde der "Weißen-Sport" von Mandela als wichtiges Element beim Aufbau einer neuen Gesellschaft genutzt.

Der Kap-Staat hat in der Tat lange keine Zeiten mehr erlebt, die die Nation mit Stolz erfüllten - der Traum einer Regenbogennation ist längst an der bitteren Realität des Alltags zerschellt.

Rugby-WM-Finale bei Pro7 Maxx

Neuseeland konnte sich im Spiel um Platz 3 gegen Wales durchsetzen. Vorab zeigte das Team den "Haka".
Neuseeland konnte sich im Spiel um Platz 3 gegen Wales durchsetzen. Vorab zeigte das Team den "Haka".  © -/kyodo/dpa

Umso willkommener wäre da ein Triumph an der Sportfront in einem Land, in dem die Rugby-WM einen ähnlichen Stellenwert wie die Fußball-WM in Deutschland hat.

Präsident Ramaphosa gibt sich bereits siegessicher. "Ich komme, um diese Webb-Ellis-Trophäe mit euch in die Höhe zu recken", versprach er Teamkapitän Kolisi in einer Video-Konferenz.

Kapitän Kolisi verfolgte den letzten Triumph 2007 als 16-Jähriger in einer Township-Taverne. Auch zwölf Jahre danach hat er noch genaue Erinnerungen an die Wirkung dieses Sieges. "Ich weiß noch, was es damals für uns getan hat. Ich habe noch nie gesehen, wie Menschen über den Sport so zusammengekommen sind", sagte Kolisi.

Jetzt könnte er die nächste Generation inspirieren. "Siya ist für viele eine Inspiration, nicht nur für Rugbyspieler, sondern auch für die Menschen in Südafrika", sagte Rugby-Held Habana.

Das Rugby-WM-Finale zwischen England und Südafrika am Samstag wird um 09.15 - 12.25 von Pro7 MAXX übertragen. RAN.de überträgt das Finale im Livestream.

Fans bei der WM in Japan.
Fans bei der WM in Japan.  © Adam Davy/PA Wire/dpa

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