Wirtschaft stärker geschrumpft als erwartet: Deutscher Staat im Minus
Von Jörn Bender
Wiesbaden - Die deutsche Wirtschaft ist im vom Zollkonflikt geprägten Frühjahr stärker geschrumpft als zunächst berechnet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im Vergleich zum ersten Quartal um 0,3 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt anhand neuester Daten mitteilt.
Alles in Kürze
- Deutsche Wirtschaft schrumpft stärker als erwartet.
- Bruttoinlandsprodukt geht um 0,3 Prozent zurück.
- Staat hat im ersten Halbjahr mehr Geld ausgegeben als eingenommen.
- Defizit des deutschen Staates liegt bei 1,3 Prozent der Wirtschaftsleistung.
- Bundesregierung will Wirtschaft mit Reformen ankurbeln.

Zunächst hatte die Wiesbadener Behörde einen Rückgang um 0,1 Prozent für den Zeitraum April bis einschließlich Juni 2025 errechnet.
Während sowohl der private als auch der staatliche Konsum zulegten, gingen die Investitionen in Bauten, Maschinen und Fahrzeuge deutlich zurück. Auch vom Außenhandel blieben positive Impulse aus.
Die erratische Handelspolitik der USA bremst die exportorientierte deutsche Industrie.
Dazu hat der deutsche Staat im ersten Halbjahr 2025 mehr Geld ausgegeben als eingenommen.
Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung lag das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung allerdings bei vergleichsweise niedrigen 1,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Zahlen mitteilt.
Staatsdefizit gesunken

Die Kassenlage des deutschen Staates hat sich unterdessen verbessert: Zwar gab der Fiskus in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach vorläufigen Daten des Bundesamtes 28,9 Milliarden Euro mehr aus, als er einnahm.
Weil Sozialbeiträge und Steuereinnahmen schneller wuchsen als die Staatsausgaben, war das staatliche Defizit aber um deutliche 19,4 Milliarden niedriger als ein Jahr zuvor.
Mit "Wachstumsbooster" und "Bauturbo" will die Bundesregierung die Wirtschaft ankurbeln.
Doch nach den ersten 100 Tagen der Koalition aus CDU/CSU und SPD unter Führung von Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) sind viele ernüchtert.
Bundesregierung unter Zugzwang

"Deutschland muss endlich seine Hausaufgaben machen, tiefgreifende Reformen anpacken", mahnte etwa die "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm.
Volkswirte gehen zwar davon aus, dass die staatlichen Milliarden für Verteidigung und Infrastruktur die Wirtschaft in Schwung bringen werden, in den Zahlen wird sich das voraussichtlich aber erst 2026 niederschlagen.
Die höheren US-Zölle erschweren Geschäfte im wichtigen US-Markt - zum Beispiel für Automobilhersteller und Maschinenbau. Das bremst das Wachstum der größten Volkswirtschaft Europas.
Nach zwei Rezessionsjahren rechnen führende Wirtschaftsforschungsinstitute in ihren jüngsten Prognosen für 2025 allenfalls mit einem Mini-Wachstum der deutschen Wirtschaft um die 0,3 Prozent.
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