RBB in finanzieller Schieflage: Diesen Sendungen droht die Streichung
Berlin - Nach der fristlosen Entlassung von Skandal-Direktorin Patricia Schlesinger (61) ist der Rundfunk Berlin-Brandenburg in eine beispiellose Krise geschlittert. Jetzt müssen schnellstmöglich fast 50 Millionen Euro eingespart werden.

Aufgrund der "Misswirtschaft der vergangenen Jahre" muss die ARD-Tochter bis Ende 2024 rund 41 Millionen Euro wieder aus der Planung herausnehmen. Dabei handelt es sich um Mehrerträge aus dem Rundfunkbeitrag, die nicht zurückgelegt wurden, wie der Sender am Mittwoch in Berlin mitteilte.
Obendrein kämen noch zusätzliche acht Millionen Euro dazu, die als Einsparziel für 2023 und 2024 von der ehemaligen Geschäftsleitung zwar vorgesehen, aber nicht mit Maßnahmen unterlegt worden seien.
"Ohne unser entschiedenes Handeln noch in der laufenden Beitragsperiode würden wir spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken. Die Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne Weiteres sichergestellt", sagte Interims-Intendantin Katrin Vernau (49) laut Pressemitteilung.
Konkret will die Rundfunkanstalt das Augenmerk im Sendebetrieb zukünftig auf die zuschauerstarke Zeit von 18 bis 22 Uhr legen. Das bedeutet im Umkehrschluss: "In den zuschauerschwächeren Zeiten nach 22 Uhr wird der Programmaufwand minimiert", wie es in der Pressemeldung weiter heißt.
Wie "Bild" berichtet, fallen damit unter anderem die Sendungen von Jörg Thadeusz (54) und Sophie Passmann (29) dem Sparzwang zum Opfer.
Auch die Sendezeit von Kabarettist Dieter Nuhr (62) sollte dem "Bild"-Bericht zufolge beschnitten werden, allerdings stellte sich das als ein Irrtum heraus. Bereits Anfang Dezember hatte der Sender bekannt gegeben, dass das erfolgreiche Satire-Format "Chez Krömer" des Berliner Komikers Kurt Krömer (48) auf dessen Wunsch eingestellt wird.
Geschäftsleitung beim RBB wird von vier auf zwei Direktoren verkleinert

Obendrein zieht sich der RBB aus der Finanzierung des ARD-Mittagsmagazins zurück und will "erhebliche Einsparungen [...] bei fiktionalen Produktionen" vornehmen.
Durch den Verkauf zweier Immobilien und zweier Grundstücke in Berlin und Potsdam sollen ebenfalls kurzfristig finanzielle Mittel generiert werden.
Und natürlich wirken sich die Sparmaßnahmen auch auf personeller Ebene aus. So kündigte Vernau bei einer Belegschaftsversammlung am Mittwoch an, dass die Geschäftsleitung von vier auf zwei Direktoren verkleinert werde.
Bei der Belegschaft selbst sollen bis Ende 2024 insgesamt 100 Stellen gestrichen werden. Nach Angaben der "Bild" soll es jedoch keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Laut Pressemitteilung bleibe es jedoch beim "bereits verhängten Stopp zur Nachbesetzung von Stellen".
Damit sind beispielsweise auslaufende Zeitverträge oder altersbedingtes Ausscheiden aus dem Betrieb gemeint. Inwieweit freie Mitarbeiter von dem Sparkurs betroffen sein werden, blieb zunächst unklar.
Last, but not least wird die Versorgung der Mitarbeiter von den Einsparungen betroffen sein. So will der RBB die Öffnungszeiten in den Kantinen verkürzen und das Personal muss sich wohl oder übel auch auf höhere Preise für die Verköstigung einstellen.
Erstmeldung vom 22. Februar, 13.59 Uhr. Aktualisiert um 15.43 Uhr.
Titelfoto: Annette Riedl/dpa, Christophe Gateau/dpa (Bildmontage)