Erschreckende Zahlen: So viele Menschen in NRW benötigen die Hilfe von Tafeln
Von Rolf Schraa
Neuss - Die Tafeln in Nordrhein-Westfalen stoßen an ihre Grenzen: personell, organisatorisch und logistisch. Landesweit werden inzwischen rund 300.000 bis 400.000 Menschen versorgt, darunter etwa 100.000 Kinder und ebenso viele Senioren, wie der Tafel-Landesverband in Neuss in einer Jahresbilanz berichtet.
Zugleich steige aber die Zahl der Bedürftigen weiter, sagt Tafel-Sprecherin Petra Jung. Das Angebot der Tafeln reiche bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Vielfach gibt es nach ihren Worten lange Wartelisten.
Etwa ein Viertel der gut 170 Tafeln in NRW können derzeit überhaupt keine neuen Kundinnen und Kunden aufnehmen. Es fehlen ehrenamtliche Helfer, Fahrer für die Kühltransporter – und vor allem frische Lebensmittel, so die Tafel-Sprecherin.
"Viele Menschen sind außen vor. Der Mangel bleibt", sagt sie. Lebensmittel und das Leben insgesamt seien teurer denn je, viele Menschen mit kleinen Renten, Sozialleistungen oder niedrigen Einkommen könnten nicht mehr mithalten.
Ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sei stark eingeschränkt – betroffen seien auch viele Kinder, die oft mit dem Nötigsten auskommen müssen. Manche Kinder von Kunden hätten nur das Paar Schuhe, das sie aktuell tragen.
Landesunterstützung bleibt voraussichtlich stabil
Die Tafeln arbeiteten währenddessen immer professioneller. "Wir arbeiten heute mit Gabelstapler – früher mit bloßen Händen", sagt Jung. Acht moderne Verteilzentren mit Kühl- und Tiefkühllagern sorgen dafür, dass Großspenden effizient an die regionalen Tafeln verteilt werden.
Rund 700 Festangestellte sind in NRW beschäftigt, um die Arbeit der Ehrenamtlichen zu organisieren und zu unterstützen. Die Tafeln betreiben insgesamt etwa 500 Ausgabestellen, viele mit modernster Logistik und digitaler Vernetzung.
Die finanzielle Unterstützung bleibt stabil: Das Land NRW steuerte 2025 rund 1,4 Millionen Euro bei, dabei werde es 2026 voraussichtlich bleiben, sagte Jung. Hinzu kamen im ablaufenden Jahr fast 900.000 Euro aus der WDR 2-Spendenaktion "Weihnachtswunder", die die NRW-Tafeln auch in diesem Jahr wieder unterstützt.
Das Aufkommen an Lebensmittelspenden geht nach Jungs Worten vor allem bei frischen Waren zurück, weil der Handel seine Bestände zunehmend effizienter plant und weniger abgibt.
Um gegenzusteuern, suchen die Tafeln häufiger den direkten Kontakt zu Landwirten – mit Erfolg. So spendete ein Bauer aus Linnich 24 Tonnen Speisezwiebeln, die innerhalb einer Woche landesweit verteilt wurden.
Titelfoto: Fabian Strauch/dpa

