Igel gefunden: Was tun, wenn man einen kleinen Stachelpelz findet?

Entdeckt man einen Igel, ist die Freude erst einmal groß. Schließlich laufen sie einem nicht allzu häufig über den Weg. Der nächste Gedanke ist dann oft die Frage, ob es dem Tier gut geht, oder ob es menschliche Hilfe braucht. Du hast einen Igel gefunden? Was zu tun ist, erfährst Du hier.

Was tun, wenn man einen kleinen Igel im Garten oder beim Spazieren entdeckt?
Was tun, wenn man einen kleinen Igel im Garten oder beim Spazieren entdeckt?  © Unsplash/Piotr Łaskawski

Denkt man an den Herbst, gehören sie neben Laub und Herbstwetter ebenfalls dazu: Igel. Kein Wunder, denn dann sieht und hört man sie am häufigsten.

Generell sieht man die Tierchen eher selten, denn sie sind nacht- und dämmerungsaktiv. Gerade im Herbst sind sie allerdings eifrig auf der Suche nach einem geeigneten Quartier für den Winterschlaf, und nach Nahrung, um sich eine Fettschicht für den Winter anzufuttern.

Im späten Herbst verkriechen sie sich dann bis März oder April für den Winterschlaf. Um diesen gut zu überstehen, brauchen die Jungtiere bis Anfang November mindestens ein Gewicht von 500 bis 600 Gramm, die Alttiere sogar noch mehr.

Viele machen sich zu früh Sorgen und sehen die kleinen Kerlchen sofort als hilfsbedürftig.

Dabei gilt allerdings Vorsicht, denn Igel sind geschützt, und während sie natürlich nicht getötet werden dürfen, ist es ebenso verboten, sie einzufangen und im Haus zu halten. Eine Mitnahme, das Entnehmen der Tiere aus der natürlichen Umgebung, kann sogar sehr gefährlich sein, da die Jungtiere der gefangenen Mutter verhungern können, es den Tieren im Freien aber generell besser geht und sie in Gefangenschaft schnell krank werden.

Gut gemeinte Hilfe kann also auch fatal sein. Zudem kommen sie ohnehin in der Regel ohne menschliche Hilfe zurecht. Im Folgenden findest Du Ausnahmefälle und wie Du mit ihnen umgehst.

Weitere spannende Artikel findest Du im Ratgeber zu Tierschutz im Garten.

Infos für Schnellleser:

  • Igel kommen meist ohne menschliche Hilfe aus und sollten und dürfen nicht ohne triftigen Grund aus ihrem natürlichen Lebensraum entfernt werden.
  • Sehr jungen und verwaisten, aber auch kranken, verletzten und abgemagerten Igeln sollte jedoch geholfen werden.
  • Bevor ein Igel gefüttert oder behandelt werden kann, muss er unbedingt gewärmt und auf eine Körpertemperatur von 36 Grad zurückgebracht werden, da es sonst für das Tier tödlich enden kann.

Igel gefunden: Wann brauchen sie unsere Hilfe?

In der Regel und gut durchgewärmt sind Igel nicht von unserer Hilfe abhängig. Allerdings gibt es einige seltene Situationen, in denen sie hilfsbedürftig sind:

1. Der Igel ist offensichtlich verletzt

  • Wunden oder Brüche sind sichtbar.

2. Der Igel ist krank

  • unsichere, schwankende Fortbewegung
  • harrt über Stunden apathisch an einem Fleck aus
  • ist lang ausgestreckt und rollt sich auch bei leichter Berührung nicht ein
  • röchelt oder sondert gelben Schleim aus der Nase ab
  • ist sichtbar von Parasiten oder Eiern befallen.

3. Der Igel ist abgemagert

  • birnenförmige statt gesunde rundliche, apfelförmige Form: Hinterteil schmaler, Oberkörper breiter
  • eingefallene Flanken: Vertiefung hinter dem Kopf.

Aber: Einige Jungigel werden erst spät gegen Ende September geboren, schaffen es häufig dennoch in der Regel, ausreichend zu fressen, bevor sie in den Winterschlaf gehen.

4. Das Igeljunge ist verwaist

  • Jungigel, die tagsüber mutterlos außerhalb des Nests entdeckt werden
  • Igelsäuglinge, die langfristig alleine im Nest gelassen werden. Bis zu einigen Stunden ist das Muttertier auf Nahrungssuche. Über sechs Stunden alleine gelassene Jungtiere können verhungern.
Hat man einen Igel am Tag gefunden, sollte man diesen beobachten. Verhält sich dieser auffällig, ist er vermutlich krank oder benötigt Hilfe.
Hat man einen Igel am Tag gefunden, sollte man diesen beobachten. Verhält sich dieser auffällig, ist er vermutlich krank oder benötigt Hilfe.  © 123RF/andriki

Ein weiteres Warnzeichen sind tagaktive Igel. Hat man einen Igel am Tag gefunden, sollte dieser beobachtet werden. Verkriecht er sich rasch wieder, wurde er vermutlich einfach nur aufgeschreckt und aus seinem Nest verscheucht. Flüchtet er nicht, oder liegt gar regungslos herum, handelt es sich vermutlich um ein krankes oder schwaches Tier.

Auch im Winter, oder genauer bei Schnee und Kälte, sollte kein Igel herumlaufen, da sich dieser tief im Winterschlaf befinden sollte. Diesen gilt es ebenfalls zu beobachten, da er krank und verletzt sein könnte. Zudem wird er im Winter selbstständig wenig Nahrung finden.

Wie kann man geschwächten Igeln helfen?

Findet man den Igel in einem der vorangehenden Zustände, heißt es jedoch nicht, dass man ihn ins Haus holen sollte. Igel sind immer noch Wildtiere, denen es in ihrem natürlichen Umfeld am besten geht. Hat man ihn eine Weile beobachtet und kann seine Hilfebedürftigkeit einschätzen, sollte man wie folgt vorgehen.

Was tun, wenn der Igel verletzt ist?

Findet man einen offensichtlich verletzten Igel, ist dieser - gerade in den kühleren Jahreszeiten - häufig unterkühlt. Das merkt man auch daran, dass die Bauchunterseite des Igels merkbar kälter ist als die eigene Hand.

Der Igel sollte vor jeglicher Behandlung wieder auf eine Körpertemperatur von 36 Grad gebracht werden, da sie im unterkühlten Zustand fatal enden kann.

Dazu wird der Igel vorsichtig auf ein lau- oder handwarmes Wärmekissen gesetzt und leicht in einem Handtuch eingewickelt. Alternativ kann anstelle des Wärmekissens auch eine Flasche mit warmem Wasser gefüllt werden.

Anschließend sollte er schnellstmöglich professionelle Hilfe von einem Tierarzt, gegebenenfalls beim Tier-Notdienst, oder sogar einer Igel-Auffangstation bekommen.

Übrigens: Eine feste Kiste gefüllt mit Zeitungspapier (keinem Streu oder Sägespänen!) und mit mindestens 45 bis 50 Zentimeter hohen Wänden kann als Übergangsquartier dienen. In diesem sollte sich zudem ein kleinerer Karton mit Schlupfloch als Versteck befinden. Auch die Badewanne kann, ebenso gut mit Zeitungspapier gefüllt, kurzfristig als Quartier dienen.

Achtung: Auf dem Weg zum Tierarzt sollte man darauf achten, dass der Behälter mit dem Tier gut befestigt ist und nicht kippen oder durch das Auto rutschen kann. Auch die Box selbst sollte ausreichend mit einem Handtuch oder Zeitungspapier gefüllt sein, sodass sich das Tier nicht verletzen kann. Vergiss zudem gegebenenfalls die Wärmflasche beziehungsweise das Wärmekissen nicht.

Die Box sollte groß genug sein, damit der Igel nicht herausklettern oder eingeengt wird.
Die Box sollte groß genug sein, damit der Igel nicht herausklettern oder eingeengt wird.  © 123RF/litvalifa

Kranken Igel gefunden: Was tun?

Hat man einen scheinbar kranken Igel gefunden, ist auch dieser häufig unterkühlt. Bringe ihn daher vor jeder weiteren Behandlung wieder auf eine Körpertemperatur von 36 Grad (wie bereits erklärt mit einem Wärmekissen).

Erst dann darf der Igel - bei Bedarf - gefüttert werden, da es andernfalls zu einem Kreislaufkollaps kommen kann.

Übrigens: Eine Rotlichtlampe sollte nicht verwendet werden, da das Tier unter dieser austrocknen würde.

Füttern kann man Igel, die sich in der Natur von Regenwürmern und Insekten ernähren, mit ungewürztem Rührei oder Hack sowie frischem Wasser. Nicht geeignet und gegebenenfalls fatal für das Tier sind Menschennahrung, Obst und Gemüse sowie Milch.

Untersuche ihn anschließend auf Parasiten wie Flöhe oder Würmer und entferne diese bei Möglichkeit manuell mit einer Pinzette.

Bringe das Tier dann möglichst bald zu einem Tierarzt, oder besser einer Igelnothilfe oder einer Igelauffangstation, wo sich angemessen und sachgerecht um das Tier gekümmert werden kann.

Was tun, wenn der Igel unterernährt ist?

Um gut zu überwintern, brauchen Igel ein gewisses Gewicht: Jungigel sollten mindestens 500 Gramm wiegen, ausgewachsene Igel etwa 800 bis 1000 Gramm. Haben sie dieses Gewicht im Spätherbst noch lange nicht erreicht, scheinen aber anderweitig gesund, ist es angemessen, die Tiere durch Zufütterung zu unterstützen. Eine solche gezielte Zufütterung ist allerdings nur im Herbst, etwa ab Mitte Oktober, bei unterernährten oder abgemagerten Tieren hilfreich.

Um einen Fortschritt zu messen, ist es sinnvoll, das Tier anfangs zu wiegen.

Füttere das Tier mit Katzennassfutter - täglich etwa 150 Gramm für Jungigel und bis zu 200 Gramm für ausgewachsene Igel - und frischem Wasser. Gelegentlich ist auch Katzentrockenfutter möglich.

Platziere das Futter dabei so, dass möglichst nur der jeweilige Igel davon frisst. Stelle das Futter dafür idealerweise in ein Igelhaus mit verwinkeltem Eingang.

Mehr zum Thema erfährst Du in dem Artikel "Igel füttern: Darauf solltest Du zu diesen Zeiten achten".

Nach zwei bis drei Tagen kann man das Gewicht durch ein Wiegen kontrollieren. Angestrebt ist eine Gewichtszunahme von täglich 10 bis 20 Gramm. Kommt es zu keiner Gewichtszunahme, vergrößere die Portion. Kommt es dennoch nicht zu einer Zunahme, beziehungsweise wird das Futter nicht gefressen, bringe das Tier zu einer Igelauffangstation.

Generell ist es ratsam, sich vor dem Unterfangen bei einer solchen Igelstation zu melden, um sich individuellen Ratschlag zu holen.

Ein im Winter aktiver Igel braucht in der Regel menschliche Hilfe, da er sich eigentlich im Winterschlaf befinden sollte.
Ein im Winter aktiver Igel braucht in der Regel menschliche Hilfe, da er sich eigentlich im Winterschlaf befinden sollte.  © 123RF/klausreitmeier

Was tun, wenn man einen verwaisten Igel gefunden hat?

Handelt es sich bei dem Igel um ein mutterloses Jungtier, erkennbar vor allem an den noch geschlossenen Augen, sollte zuerst einmal gewartet werden, ob die Mutter zurückkommt, bevor man eingreift.

Die Säuglinge müssen allerdings durchgängig warm gehalten und alle zwei bis vier Stunden mit Ersatzmilch (aber keine Kuhmilch sowie Präparate für Menschensäuglinge!) gefüttert werden. Ist das Muttertier nach einer Weile also immer noch nicht aufgetaucht, sollte man das Tier dringend mit einer Wärmflasche und einem Handtuch aufwärmen und sofort eine Igelstation kontaktieren.

Die Pflege der Säuglinge ist sehr aufwendig und sollte daher Expertinnen und Experten überlassen werden.

Genauso sollte vorgegangen werden, wenn ein mutterloses Nest mit verwaisten Igelsäuglingen gefunden wird. Auch hier sollte sichergegangen werden, dass das Muttertier von der teilweise stundenlangen Nahrungssuche nicht wieder zurückkehrt.

Fazit:

In der Regel geht es Igeln gut und sie benötigen unsere Hilfe nicht, sollten daher auch nicht aus ihrem natürlichen Umfeld genommen werden. Es gibt allerdings seltene Fällen, in denen sie aufgrund von Verletzungen oder Krankheit hilfsbedürftig sind.

In solchen Fällen ist es generell immer ratsam, sich bei der örtlichen Igel-Hilfe oder Igelauffangstation zu melden.

Titelfoto: Unsplash/Piotr Łaskawski

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