Fluch oder Segen? Das machen Ohrenkneifer wirklich in Deinem Garten
Insekten haben es nicht leicht und sind häufig in Verruf. Insbesondere Ohrwürmer wirken mit ihrer Zange am Hinterleib beunruhigend. Deswegen sind Ohrenkneifer im Garten meist unerwünscht, aber sind sie wirklich gefährlich für Pflanzen, Hunde und Menschen oder doch nützlich?
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Ohrenkneifer: Steckbrief

Namen:
Ohrwurm
Ohrenkneifer
Ohrenkriecher
Ohrlaus
Ohrenzwicker
Ordnung: Ohrwürmer
Aussehen:
dunkelbraun bis rötlich braun, glänzend
Beine und Flügeldecken oft gelblich
sechs Beine
Zange am Hinterleib
zwei lange Antennen
Größe: 12 bis 20 Millimeter lang
Lebensweise:
nacht- und dämmerungsaktiv
Allesfresser
Aber welche Rolle spielen Ohrenkneifer im Garten? Sind Ohrenkneifer nützlich oder schädlich und sogar gefährlich?
Was sind Ohrenkneifer?
Der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) ist die in Deutschland verbreitetste Art der etwa acht heimischen Ohrwürmer (Dermaptera). Weltweit gibt es jedoch mehr als 1000, in Europa etwa 30 Arten.
Man findet sie an Waldrändern und in Parks, im Garten und auf dem Balkon. Dort verstecken sich die lichtscheuen Insekten in dunklen Ritzen und Spalten, unter Laub, Rinde, Totholz oder Steinen.
Ohrenkneifer: Nützling oder Schädling?
Als Allesfresser ernähren sich Ohrenkneifer sowohl pflanzlich als auch tierisch - insbesondere bei Nahrungsknappheit auch von Aas. Auf Pflanzenteile setzen sie besonders bei Hitze, um ihren Wasserbedarf zu decken.
Dabei knabbern sie an Blättern und Blüten der Clematis, aber auch von Chrysanthemen, Dahlien und Taglilien. Auch Obst (darunter Äpfel, Kirschen, Pflaumen, Weintrauben) und zarte Gemüsepflänzchen sind vor den Ohrwürmern nicht sicher.
Ohrenkneifer können sich allerdings nicht durch Schale durchbeißen und nutzen stattdessen den Schaden durch andere Schädlinge, um an Früchte zu gelangen.
Obwohl Ohrenkneifer Schaden anrichten können, gelten sie jedoch mehr als Nützlinge, da ihr Nutzen diese Schäden überwiegt.

Darum sind Ohrenkneifer nützlich
Ohrenkneifer fressen schädliche Blattläuse, Milben, kleine Raupen und Larven von Schädlingen wie dem Apfelwickler, Gespinstmotten sowie deren Eier. Auch Pilzgeflechte wie Mehltau stehen auf dem Speiseplan.
Ohrenkneifer dienen also aktiv der Schädlingsbekämpfung. Zusätzlich sind sie ein entscheidender Teil des Bodenlebens.
Durch ihre Ernährung von organischen Abfällen (Detritus), Pilzen und Algen spielen sie eine wichtige Rolle bei der Humusbildung und dem Freisetzen von Nährstoffen im Boden.

Sind Ohrenkneifer gefährlich?
Nein, Ohrenkneifer sind normalerweise komplett harmlos. Mit ihrer Zange können sie ihren Feind bei Bedrohung zwar kneifen, jedoch ist das für Menschen - auch Kinder - sowie für Hund, Katze und Co. nicht schmerzhaft.
Entgegen früherer Annahmen, krabbeln sie in der Regel auch nicht in Gehörgänge, um dort Eier zu legen.

Übrigens: Der Name und folglich auch der schlechte Ruf stammen aus der Naturheilkunde im Mittelalter. Damals wurden die Insekten getrocknet, zu Pulver gemahlen und als Heilmittel bei Ohrenschmerzen eingesetzt.
Daraus entwickelte sich der Mythos, dass sie in Ohren kriechen und mit ihrer Zange sogar das Trommelfell beschädigen können. Das stimmt allerdings nicht.
Was hilft gegen Ohrenkneifer im Garten?
Ohrenkneifer kommen meist in Gruppen vor. Wenn man viele Ohrenkneifer im Garten findet, kann man tierfreundlich dagegen vorgehen. Bei einer Ohrenkneiferplage im Garten lassen sie sich nämlich ganz einfach umsiedeln.
Dazu werden sie zuerst in einen Unterschlupf gelockt.
So ein Quartier lässt sich mit einem Tonblumentopf und etwas Stroh oder Holzwolle basteln. Dieses wird dann mit der Öffnung nach unten zeigend hingestellt oder aufgehängt.
Haben die Insekten das Quartier bezogen, kann man sie ganz einfach umsiedeln. Anschließend sollte man möglichst viele Verstecke im Garten und auf dem Balkon entfernen.
Achtung! Chemische Mittel sollten nicht zur Bekämpfung verwendet werden. Sie schaden anderen Nützlingen und Pflanzen.
Kann man Ohrenkneifer ansiedeln?
Zur Bekämpfung von Milben, Blattläusen und Co. im eigenen Garten kann man Ohrenkneifer fördern. Sollen sich Ohrenkneifer ansiedeln, bedarf es eines naturnahen und insektenfreundlichen Gartens mit vielen Verstecken.
Dazu kann man ein Ohrwurmhotel als Quartier zum Überwintern selbst machen.
1. Schritt: Fädele ein Band mit einem Stück Holz oder einem Stock so durch das Ablaufloch eines Tonblumentopfes, dass sich das Holz in dem Topf befindet.
2. Schritt: Fülle den Topf mit Stroh, Heu oder Holzwolle.
3. Schritt: Klemme einen weiteren Stock in den Rand des Topfes, sodass das Material nicht herausfällt. Alternativ kannst Du auch Maschendraht oder ein Netz verwenden.
4. Schritt: Hänge den Topf kopfüber an einen Baum - möglichst entfernt von ähnlichen Nisthilfen für Bienen.
Alternativ kann man einige etwa 20 Zentimeter lange Bambusröhren zusammenbinden und diese so in Bäume hängen, dass das Loch nach unten zeigt.
FAQ zu Ohrenkneifern im Garten
Sind Ohrenkneifer gefährlich für Hunde?
Nein, für Hunde wie auch für Menschen sind Ohrenkneifer harmlos. Ihr Biss ist weder schmerzhaft noch giftig.
Was ist der Unterschied zwischen Ohrenkneifern und Silberfischchen?
Trotz eventueller Ähnlichkeit auf den ersten Blick handelt es sich um zwei völlig verschiedene Insektenarten. Silberfische sind silbergrau, schuppig und flügellos. Ohrwürmer sind dagegen etwas größer, braun und haben sehr markante Zangen am Hinterleib.
Fazit
Hat man Ohrenkneifer im Garten, sollte man sich in der Regel freuen. Sie sind meist nützlicher als sie schädlich sind. Will man sie dennoch loswerden, kann man die Ohrwürmer einfach umsiedeln.
Titelfoto: 123RF/kseniyalanzarote