Tierquälerei? Darum werden Hunden Ohren und Schwanz abgeschnitten

Deutschland - Vermutlich hat schon jeder einmal einen Hund mit einem kleinen Stummelschwanz gesehen oder besonders spitzen Ohren. Mit Wedeln ist da nicht mehr viel und natürlich ist das schon mal gar nicht. Welche Vorteile sehen Befürworter des Stutzens und was hat das für Folgen für den Hund?

Die spitz kupierten Ohren sollen den Hund böser aussehen lassen.
Die spitz kupierten Ohren sollen den Hund böser aussehen lassen.  © 123RF: Mikhail Olykaynen

Kupieren, manchmal auch coupieren (von "couper", franz. für abschneiden) lautet der Fachbegriff für die Prozedur, die Tierschutzrechtler auf den Plan ruft. Mit Erfolg:

Seit den 90er Jahren ist Kupieren in den meisten europäischen Ländern verboten.

In Deutschland ist das Stutzen der Ohren bereits seit 1981 verboten, das Kupieren des Schwanzes allerdings erst seit 1998 – mit einer Ausnahme:

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Tieren, die als Jagdhunde eingesetzt werden, darf nach §6 des Tierschutzgesetzes noch immer der Schwanz kupiert werden.

Die Gründe für das Stutzen sind vielfältig. Vom Schutz des Tieres ist die Rede, aber auch von optischen Vorteilen. Gegner sehen es hingegen nur als eine völlig unnötige Verstümmelung des Tieres.

Die Gründe für das Kupieren von Rute und Ohren des Hundes

Dieser Boxerhund durfte seine süßen Schlappohren behalten, der Schwanz wurde allerdings kupiert.
Dieser Boxerhund durfte seine süßen Schlappohren behalten, der Schwanz wurde allerdings kupiert.  © 123RF: Jennifer Pierce

Bei Boxern, Dobermännern, Staffordshire Terriern oder Rottweilern wird der Schwanz am häufigsten kupiert. Das hat meist optische Hintergründe. Der Hund soll nach der Prozedur gefährlicher aussehen. Daher trifft es oft die Rassen, die als gefährlich eingestuft werden oder sogar Hundekämpfe eingesetzt werden.

Bei Jagdhunden wird die Rute gestutzt, um den Hund vor Verletzungen z.B. im dichten Gestrüpp zu schützen. Insbesondere bei Kurzhaar-Rassen soll der Hund aufgrund des weniger dichten Fells anfällig für Verletzungen sein.

Für das Stutzen gibt es verschiedene Verfahren, doch mit Schmerzen verbunden sind sie alle.

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Meist wird die Amputation direkt nach der Geburt vorgenommen, weil ein Welpe weniger Schmerzen empfinden soll – ein völliger Irrglaube, der längst wissenschaftlich widerlegt wurde, von Befürwortern aber noch immer als Argument herangeführt wird.

Zu Freundlich? Kupier-Fans würden diesem friedlichen Hund vermutlich die Ohren stutzen, damit er böser aussieht.
Zu Freundlich? Kupier-Fans würden diesem friedlichen Hund vermutlich die Ohren stutzen, damit er böser aussieht.  © Unsplash: Justin Veenema

Kupieren: Die Folgen für den Hund

Viele Quellen berichten, dass nicht nur der Eingriff sehr schmerzhaft ist, sondern viele Hunde ein Leben lang darunter leiden.

Zudem wird nicht nur ein Körperteil, sondern auch ein wichtiger Teil der Hunde Kommunikation beschnitten. Das Aufstellen der Ohren oder der Rute, das Schwanzwedeln und noch vieles mehr sind wichtige Signale, die der Hund sowohl dem Menschen als auch seinen Artgenossen gegenüber zur Kommunikation einsetzt.

meinbezirk.at berichtet im Artikel "Warum wird einem Hund der Schwanz gestutzt?" außerdem, dass die fehlende Rute den Hund bei Bewegungen wie Sprüngen oder dem Lauf durch Kurven benachteiligt.

Kupieren bei anderen Tieren

Kupiert wird auch bei Pferden, Schafen und Schweinen. Ihnen wird in der Regel der Schwanz amputiert. Bei Pferden sagen Befürworter, der Schweif würde sich so nicht mit den Leinen verheddern und Verletzungen oder eine schlechte Leinenführigkeit verursachen. Gegner sagen, es reicht völlig aus, die Haare zusammen zu flechten oder nur die Haare abzuschneiden statt der Knochenwirbel.

Schweinen in Massentierhaltung wird der Schwanz entfernt, weil es im engen Stall häufig dazu kommt, dass die Schweine sich den Schwanz gegenseitig abbeißen.

Tierschützer setzen dem entgegen, dass man besser die unwürdige Haltung verändern sollte, also die Wurzel allen Übels, statt nur die Symptome zu behandeln (Quelle: Wikipedia - Kupieren). Ähnlich verhält es sich bei Geflügel, dem in Massentierhaltung der Schnabel gekürzt wird.

Titelfoto: 123RF: Mikhail Olykaynen

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