Sind Hunde Rudeltiere oder Einzelgänger? Der Faktencheck

Aufgrund seiner Abstammung vom Wolf wird nicht selten vermutet, dass der Hund von Natur aus in Rudeln leben würde und regelmäßig viele soziale Kontakte braucht, um gesund zu bleiben. Wahrheit oder Mythos: Sind Hunde Rudeltiere?

Ob Hunde wirklich Rudeltiere sind, die traurig werden, wenn sie allein sind?
Ob Hunde wirklich Rudeltiere sind, die traurig werden, wenn sie allein sind?  © 123RF / fergregory

Spielwiesen, Nachmittage, an denen sich viele Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern treffen, und das Anschaffen mehrerer Hunde in einem Haushalt: Ständig wird suggeriert, dass Hunde soziale Wesen sind und für ihr Wohlbefinden auf den Kontakt zu anderen Artgenossen angewiesen sind.

Selbst in manchen Hundeschulen gibt es nach der "Lern- und Übungszeit" des Hundes noch Spielzeit für die Vierbeiner als Belohnung. Eine gemeinsame Gassi-Runde und die damit verbundenen Spieleinheiten, die Hundebesitzer beobachten, lassen ebenfalls keinen anderen Eindruck verlauten.

Liegt es also in der Natur des Hundes, sich ein Rudel zu suchen? Und wie viel haben die Genpools zwischen Hund und Wolf wirklich noch gemeinsam?

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TAG24 verrät, ob die Einzelhaltung eines Hundes überhaupt artgerecht ist, und klärt die spannende Frage, ob Hunde Rudeltiere sind.

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Braucht der Hund ein Rudel?

Ähnlich wie beim Wolf wird oft vermutet, dass auch der Hund sich erst so richtig wohlfühlt, wenn er sich in einem Rudel befindet, da er ein soziales Wesen ist.

Durch die Domestikation des Hundes (also der Veränderung von einem Wildtier zu einem Haustier) kann man jedoch nicht mehr alle Verhaltensweisen von Hunden von denen des Wolfes ableiten.

Ob ein Hund mit seinen Artgenossen spielen will, hängt unter anderem von der Rasse ab.
Ob ein Hund mit seinen Artgenossen spielen will, hängt unter anderem von der Rasse ab.  © 123RF / olgakaz

Die ersten sozialen Kontakte zwischen Hunden finden tatsächlich in einem Rudel statt, und zwar zwischen dem neugeborenen Hundewelpen und seiner Mutter sowie seinen Geschwistern.

Diese Zeit zwischen Geburt und der Abgabe an die neuen Besitzer ist sehr wichtig für die Entwicklung des Hundes und sollte lang genug anhalten, damit keine Defizite in dessen Entwicklung auftreten.

So fühlen Hunde bei Hundetreffs

Dass Hunde soziale Wesen sind, lässt sich also nicht bestreiten. Nach dieser wichtigen Entwicklungsphase des Welpen sind allerdings Herrchen und Frauchen das neue Rudel und die Bezugspersonen.

Ein Trugschluss, der sich künftig in der Interaktion mit dem Vierbeiner fortführt: Aus guter Absicht von Herrchen und Frauchen gibt es Spielwiesen und sogenannte "Hundetreffs", bei denen sich die Hunde mit ihren Artgenossen so richtig austoben können.

Für die Hunde sieht die Realität aber leider anders aus:

Kommt ein Hund auf eine Spielwiese mit mehreren anderen Hunden, setzt bei ihm kein Spieltrieb, sondern eher eine Art Überlebensmodus ein, denn meist wird genau in diesen Situationen das trainiert, was ein Hund nicht ausprägen soll. Ohne Leine auf eine Menge Hunde losgelassen, werden z. B. der Jagdtrieb oder auch Fluchtstrategien gefördert, die oft aus sehr großer Angst und Stress entstehen.

Das ist eigentlich etwas, das Hundehalter gar nicht gern an ihrem Haustier sehen wollen. Dass Hundebesitzer für die Ausprägung dieser unerwünschten Verhaltensweisen verantwortlich sind, ist ihnen oft gar nicht bewusst.

Wie biete ich meinem Hund die richtigen Sozialkontakte?

Für den Hund sind seine Besitzer die wichtigsten Bezugspersonen.
Für den Hund sind seine Besitzer die wichtigsten Bezugspersonen.  © 123RF / iakovenko

Dass Hunde keine Rudeltiere sind, heißt jedoch nicht direkt, dass sie Einzelgänger sind. In Abhängigkeit von Rasse, Alter und Geschlecht ist das Sozialverhalten von Hunden unterschiedlich ausgeprägt. Und ob ein Vierbeiner kastriert ist, spielt ebenfalls eine Rolle.

Was man trotzdem festhalten kann, ist, dass die wichtigsten Sozialkontakte immer die menschlichen Bezugspersonen des Hundes bleiben. Aus diesem Grund sollte das Hauptaugenmerk im Hundetraining auch immer genau dort liegen: bei der Festigung des Verhältnisses zwischen Hund und Besitzer.

Für Hundebesitzer mit mehreren Hunden oder auch befreundete Hundebesitzer heißt das allerdings nicht, dass sie ihre Hunde lieber trennen sollten. Denn der essenzielle Faktor bei einem Zusammentreffen der Hunde liegt bei der Freiwilligkeit.

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Solange Hunde genügend Freiraum haben und zu nichts gezwungen werden, ist das Dasein eines weiteren Hundes in der Regel kein Problem. Auch wenn es die Wunschvorstellung vieler Hundehalter ist, dass die Hunde sich anfreunden und viel spielen, geht es den Hunden auch gut, wenn sie nichts miteinander zu tun haben.

Tipp: Bei gemeinsamen Gassi-Runden sollte den Hunden viel Freiheit und vor allem die Wahl gelassen werden, ob sie mit anderen Hunden interagieren wollen.

Fazit: Hunde müssen nicht im Rudel leben

Und sind Hunde nun Rudeltiere oder nicht? Darauf lässt sich keine eindeutige Antwort geben. Ein Hund fühlt sich in der Regel alleine wohler, abhängig von verschiedenen Faktoren.

Ist ein Besitzer besorgt, dass ein Hund vereinsamt, so lässt sich die Frage definitiv mit einem "Nein" beantworten. Denn solange der Vierbeiner von Herrchen und Frauchen die Aufmerksamkeit bekommt, die er einfordert, gibt es keinen Grund zur Sorge.

Der Schwerpunkt sollte in der guten Beobachtung des Haustieres und in der Freiwilligkeit liegen. Hunde sollten also die Möglichkeit haben, aus für sie unangenehmen Situationen mit anderen Hunden zu entkommen.

Empfehlenswert ist hierbei ein gutes Hundetraining, speziell auf jeden Hund abgestimmt, um Folgeschäden wie Entwicklungsprobleme, Aggressionsverhalten oder weitere Defizite zu vermeiden.

Titelfoto: 123RF / fergregory

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