Zweithund anschaffen: Wie viel Glück und Chaos bringt ein zweiter Hund wirklich?
Ein zweiter Hund kann das Familienleben bereichern, soziale Kompetenzen fördern und Deinem Ersthund Gesellschaft leisten. Doch die Entscheidung sollte wohlüberlegt sein. In diesem umfassenden Ratgeber erfährst Du, worauf es wirklich ankommt, wenn Du einen Zweithund anschaffen möchtest.
Was Dich bei der Anschaffung eines weiteren Hundes erwartet, erfährst Du jetzt im Hunderatgeber von TAG24.

Zweithund anschaffen: Was Du wissen musst in Kürze:
- Zwei Hunde bedeuten doppelte Verantwortung: Zeit, Kosten und Erziehung steigen erheblich.
- Der Ersthund sollte gut erzogen, sozial verträglich und gefestigt sein.
- Rüde + Hündin harmonieren oft besser als gleichgeschlechtliche Kombinationen.
- Altersunterschied, Charakter und Aktivitätslevel sind entscheidend für eine funktionierende Dynamik.
- Erste Treffen sollten neutral, entspannt und ressourcenfrei stattfinden.
- Der Einzug muss gut vorbereitet sein - mit doppelter Ausstattung und Rückzugsorten.
- Gemeinsame Rituale und getrennte Trainings fördern ein harmonisches Miteinander.
Anschaffung Zweithund - was beachten?
Möchtest Du Dir einen Zweithund anschaffen, solltest Du vorher prüfen und ehrlich reflektieren, ob Du einem zweiten Hund gerecht werden kannst. Setze Dich dazu mit den folgenden Aspekten auseinander.
- Hast Du genug Zeit, um Dich individuell um beide Hunde zu kümmern?
- Ist Deine Wohnsituation für zwei Hunde geeignet?
- Reichen Deine finanziellen Mittel dauerhaft für zwei Tiere?
- Ist Dein Ersthund sozial verträglich und gefestigt genug?
Viele unterschätzen den Mehraufwand. Denn: Zwei Hunde bedeuten nicht einfach nur doppelte Liebe, sondern auch doppelte Verantwortung.

Wann sollte man sich einen zweiten Hund anschaffen?
Werden folgende Vorraussetzungen erfüllt, bist Du vermutlich bereit für einen zweiten Hund:
Zeit
- Bei zwei Hunden sollten Hundehalter sich darauf einstellen, dass sie für einiges das Dreifache an Zeit benötigen.
- Jeder Hund braucht Training für sich allein und zusätzlich gemeinsame Einheiten.
- Meist kann man die Hunde in der ersten Zeit auch nicht zusammen allein lassen.
Auch Gassigänge sollten teils getrennt stattfinden, insbesondere bei unterschiedlichen Bedürfnissen (z. B. Welpe vs. Senior).
Hält man zwei Listenhunde, dann darf man in manchen Bundesländern in Deutschland laut Gesetz nicht mit beiden zusammen unterwegs sein.
Geld
- Zweithund = doppelte Ausgaben. Neben Futter, Zubehör und Hundesteuer können auch Tierarztkosten erheblich steigen. Was ein Hund aus dem Tierheim kosten kann, liest Du hier.
- Stelle Dir die Frage: Was wäre, wenn beide Hunde plötzlich zum Notfall werden, eine Operation brauchen und im Anschluss teure Medikamente nötig sind?
- Nicht zuletzt sollte man daran denken, dass Verreisen mit zwei Hunden ebenso teurer sein kann oder man eventuelle eine Betreuung bezahlen muss, weil keiner aus dem Familien- und Bekanntenkreis zwei Hunde aufnehmen möchte.
Wohnsituation
- Zwei Hunde brauchen ausreichend Rückzugsorte, Schlafplätze und Platz zum Spielen.
- Auch im Auto oder auf Reisen steigen die Anforderungen.
- Prüfe außerdem die Haltungserlaubnis bei Mietverhältnissen.
- Nicht nur die Wohnung, sondern auch die Möglichkeiten für den Auslauf in der Umgebung sind relevant.
Erziehung und Hierarchie
- Ein gut erzogener Ersthund erleichtert vieles. Hunde orientieren sich stark aneinander - im Positiven wie im Negativen.
Grundlage ist der richtige Erziehungsstil. Bei zwei Hunden werden klare Regeln noch wichtiger.
- Wer seinen Hund nicht zuverlässig führen kann und ihn nicht unter Kontrolle hat, sollte mit der Anschaffung warten.
Verantwortung
- Zwei Hunde bedeuten doppelte Verantwortung für die Tiere und die Umwelt.
- Die Entscheidung für einen zweiten Hund sollte nicht leichtfertig getroffen werden, da sie sehr weitreichend ist. Die Familienplanung und die angestrebten Ziele im Berufsleben sollten mit beachten werden.
- Auf längere Sicht muss es möglich sein, beiden Hunden viel Zeit und gleichberechtigt Aufmerksamkeit zu schenken.
Man sollte sich einen zweiten Hund nur anschaffen, wenn man sich sicher ist, seinen Bedürfnissen und ebenso denen des ersten Hundes langfristig gerecht werden zu können.

Passt ein Zweithund zu meinem aktuellen Hund?
Glaubst Du, dass Du einen zweiten Hund halten kannst, dann solltest Du Dich fragen, ob Dein aktueller Hund überhaupt für die Mehrhundehaltung geeignet ist.
Die folgenden Voraussetzungen sollte Dein aktueller Hund für die Anschaffung eines zweiten Hundes mindestens erfüllen.
1. Der Hund hat ein gefestigtes Wesen.
2. Der Hund beherrscht die Grundkommandos und ist stets gehorsam.
3. Der Hund zeigt ein gutes Sozialverhalten, z. B. spielt er gerne mit anderen, sucht den Kontakt und zeigt sich nicht aggressiv.
4. Keine gravierenden Verhaltensauffälligkeiten.
5. Gute Leinenführigkeit.
Lesetipp: Erinnern sich Hunde an Geschwister? – Das Sozialverhalten von Hunden ist komplexer, als viele denken.
Welche Kombination ist ideal bei zwei Hunden?
Die Kombination hängt von Charakter, Geschlecht, Alter und Aktivitätslevel ab. Die Grundregeln:
- Rüde + Hündin harmoniert oft besser als gleichgeschlechtliche Paare. Hinweis: Kastration beachten
- Große körperliche Unterschiede bergen Verletzungsrisiken beim Spielen
- Ähnliche Aktivitätsniveaus erleichtern gemeinsame Ausflüge
Zweithund anschaffen: Hunderassen
- Auch wenn die Rasse nicht allein entscheidend ist, sollte sie nicht ignoriert werden.
- Wichtig ist, dass sich die Hunde im Wesen gut ergänzen - zwei unsichere oder sehr dominante Hunde sind oft keine gute Wahl.
- Unterschiedliche Bedürfnisse (z. B. Bewegungsdrang bei Husky vs. Ruhebedürfnis beim Mops) können den Alltag erschweren.
- Manche Rassen senden zudem gegensätzliche Signale, was zu Missverständnissen führen kann.
Lass Dich idealerweise von Hundetrainern oder Experten beraten, die Deinen Ersthund gut kennen - so findest Du einen passenden Partner.
Zweithund Anschaffung: Altersunterschiede

- Der Ersthund sollte mindestens 1,5 Jahre alt sein und gefestigt wirken.
- Zwei gleichaltrige Junghunde oder gar Welpen bedeuten enormen Erziehungsaufwand.
- Ein erfahrener Ersthund kann dem Zweithund gute Verhaltensmuster vorleben.
- Achte auf eine gesunde Dynamik: Der ältere sollte den Jüngeren nicht dominieren.
- Beachte auch mögliche Verhaltensänderungen in der Pubertät bei Hunden: Zwei Welpen oder ein Junghund in der Pubertät und einen Welpe erfolgreich zu erziehen, wird selbst für Hundeexperten zu einer großen Herausforderung.
Hinweise für das erste Treffen der Hunde

Wie bei den meisten Beziehungen gilt auch für Hunde, erst mal einander kennenlernen und dann zusammenziehen. Mal braucht das sehr viel Zeit und manchmal versteht man sich von Anfang an.
Der wichtigste Schritt ist, dass das erste Treffen der Hunde auf neutralem Boden stattfindet.
Neutral ist die Gegend erst, wenn beide Hunde sie nicht kennen. Die bekannten Gassi-Routen und die gewohnte Spielwiese sind ungeeignet, da diese für den Althund mit zu seinem Revier gehören und er es eventuell verteidigen könnte.
Das erste Treffen sollte keine frontale Konfrontation, sondern ein Spaziergang auf Abstand sein.
Einfach beide Hunde an eine Leine nehmen und los geht es, denn Bewegung baut Stress ab. Jeder der Hunde braucht ausreichend Raum, um Abstand zum anderen zu wahren und ihn seitlich zu beobachten.
Der erste Kontakt zwischen den Hunden findet idealerweise Nase zu Nase statt.
Es reicht schon, wenn man den einen Hund an der Markierung des anderen schnuppern lässt und er seine Markierung darüber setzen kann, damit der andere Hund sie riecht. Der Geruch ist für Hunde ein essenzielles Kommunikationsmittel. Suchen die Hunde den Kontakt zueinander, werden sie sich erst mal beschnuppern.
Ein erstes Treffen der Hunde reicht meist nicht aus.
Um eine gute Grundlage für die Beziehung zwischen den Hunden zu schaffen und auch zu testen, ob die Tiere langfristig miteinander auskommen, sollte man ihnen vorher öfter die Gelegenheit zum Kennenlernen geben.
Der Zweithund zieht ein
- Zwei Wochen Urlaub einplanen: Anfangs ist es nicht zu empfehlen, die Hunde zusammen alleine zu lassen. Bei großen Konflikten zwischen den Hunden sollte man im Notfall immer eingreifen können.
- Beide Hunde gemeinsam in die Wohnung führen: Für einen gelungenen Start holt man den zweiten Hund am besten mit dem ersten zusammen ab und unternimmt einen langen gemeinsamen Spaziergang in neutraler Umgebung. Im Anschluss bringt man beide gleichzeitig in die neue Heimat.
- Ressourcen (Näpfchen, Schlafplätze, Decken) doppelt bereitstellen. Alle Textilien sollten vorher gewaschen werden, damit die Wohnung möglichst geruchsneutral ist und um Eifersucht und Konkurrenz vorzubeugen
- Anfangs getrennt füttern und Rückzugsorte schaffen.
- Revierverhalten des Ersthundes vermeiden
Tipp: Trainiere dem Ersthund bereits Wochen vorher mögliche Privilegien ab, die später nicht mehr erlaubt sind - so vermeidet man Eifersucht.

Die erste Zeit mit den Zweithund
- Streitigkeiten sind normal, Du musst nicht immer sofort eingreifen.
- Gib beiden Hunden Zeit und zwinge sie nicht zu Interaktionen wie Kuscheln.
- Auch kann der Althund ruhig wenige Privilegien behalten, aber er sollte nicht grundsätzlich bevorzugt werden.
- Muss bei extremen Konflikten eingegriffen werden, ist es hilfreich, die Ursache zu finden und die Hunde gezielt zu trainieren.
Gassigänge und Training sollten zunächst getrennt stattfinden. Tempo, Interessen und Leistungsvermögen unterscheiden sich meist zu sehr.
Das Training trägt einen wichtigen Teil zur Auslastung der Hunde sowie zu ihrer jeweiligen Bindung an die Besitzer bei. Hundehalter sollten das Training entsprechend der Rasse, des Leistungsvermögens und des Alters des Hundes gestalten.
Optimal ist es, wenn man das Training mit jedem Hund gesondert und noch eine Einheit zusammen durchführt.
In der gemeinsamen Zeit bietet es sich an, Impulskontrolle zu üben und die Rolle des Besitzers als bestimmenden Rudelführer zu stärken.
Gemeinsame Rituale können langsam etabliert werden.
Bei all der Aufregung sollten Halter Ruhe bewahren, denn die Spannung würde sich auf die Tiere übertragen. Um unnötigen Stress zu vermeiden, braucht es viel Zeit und Geduld. Bleiben die Halter und Hunde entspannt, kann sich ein harmonisches Miteinander entwickeln.

Es gibt keine pauschale Aussage, wie das Zusammenleben mit Zweithund funktionieren kann. Es hängt von den individuellen Hunden ab. Halter sollten jedoch nicht den Anspruch haben, dass beim zweiten Hund alles perfekt und fehlerlos ablaufen wird.
Titelfoto: Unsplash/Yuki Dog