Ataxie bei Katzen: Wie wirkt sich die Störung auf ihr Leben aus?

Es gibt Katzen, die komisch wackeln, ständig umfallen und generell keine Kontrolle über ihre Bewegungen haben. Solche Katzen leiden an der Koordinationsstörung Ataxie. Was Ataxie für die Katze bedeutet, erfährst Du in diesem Artikel.

Mehr zum Wohlergehen einer Mieze erfährst Du unter Katzengesundheit.

Katzen mit Ataxie bewegen sich unkontrolliert und fallen öfter um.
Katzen mit Ataxie bewegen sich unkontrolliert und fallen öfter um.  © 123RF/azalia

Katzen mit Ataxie können meist nicht richtig geradeaus laufen, stolpern, drehen sich im Kreis, wackeln unkoordiniert oder fallen einfach um. Aufgrund der unkontrollierten Bewegungen nennt man solche Miezen auch "Wackelkatzen".

Ataxie ist eine Koordinationsstörung, die bei Katzen durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann.

Je nach Ausprägung sind die Koordination und Beweglichkeit der Fellnasen mehr oder weniger eingeschränkt. Zielgerichtete Bewegungen fallen Katzen mit Ataxie besonders schwer.

TAG24 erklärt Dir, was Ataxie ist und wie sich die Störung auf das Leben einer Katze auswirkt.

Was ist Ataxie?

Unter Ataxie versteht man verschiedene Koordinationsstörungen der Bewegungsabläufe. Bei der Ausführung von Bewegungen arbeiten die Muskelgruppen nicht richtig zusammen, weil das Gehirn diese nicht steuern kann.

Ataxie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein neurologisch bedingtes Symptom, welches durch Erkrankungen oder Verletzungen ausgelöst wird.

Ursachen von Ataxie bei Katzen

Ataxie wird von Störungen im motorischen System des Gehirns, im peripheren Nervensystem oder im Rückenmark ausgelöst. Es gibt drei Typen von Ataxie, die hinsichtlich ihrer Ursache unterschieden werden.

Vestibuläre Ataxie - Gleichgewichtsstörung des Innenohrs

Der am häufigsten auftretende Typ der neurologischen Störung ist die vestibuläre Ataxie. Deren Ursache ist eine Gleichgewichtsstörung des Innenohrs, welche durch eine Mittel- oder Innenohrentzündung und der damit einhergehenden Schädigung des vestibulären Systems ausgelöst wird.

Leidet die Katzen an einer vestibulären Ataxie, dann kann sie ihren Körper nicht mehr richtig wahrnehmen und bewegen.

Die betroffenen Miezen sind oft geschwächt, müde und orientierungslos. Weitere Symptome einer vestibulären Ataxie sind Übelkeit, Erbrechen, Augenzittern und ein schiefer Kopf.

Wird eine Ohrentzündung nicht rechtzeitig behandelt, kann das bei Katzen zu Ataxie führen.
Wird eine Ohrentzündung nicht rechtzeitig behandelt, kann das bei Katzen zu Ataxie führen.  © 123RF/nongasimo

Zerebelläre Ataxie - Unterentwicklung des Kleinhirns

Zerebelläre Ataxie entsteht häufig durch eine Infektion im Mutterleib, was eine Unterentwicklung des Kleinhirns zur Folge hat. Weitere Auslöser für die zerebelläre Ataxie sind Tumore, Vergiftungen oder der Verlust von Hirnmasse (Hirn-Atrophie).

Ist das Kleinhirn nicht richtig entwickelt, hat die Katze keine Kontrolle über Balance und Koordination. Das Positive an zerebelläre Ataxie ist, dass sich die Störung nicht verschlechtert und man den Bewegungsstörungen mit Übungen sowie Physiotherapie entgegenwirken kann.

Katzen mit zerebellärer Ataxie halten die Beine stets gespreizt, zittern mit den Augen und dem Kopf, laufen unregelmäßig und stolpern oft. Den betroffenen Samtpfoten fällt es schwer, einzuschätzen, wie weit etwas entfernt ist, wie schnell es sich bewegt und wie stark die Bewegung ist.

Spinale Ataxie - Beschädigung des Rückenmarks

Die spinale, sensorische oder propriozeptive Ataxie ist eine Folge von einer Verletzung, Quetschung bzw. Beschädigung des Rückenmarks oder der peripheren Nerven. Bei der spinalen Ataxie erkennt das Gehirn der Katze nicht mehr, wo sich ihr Extremitäten befinden, wodurch es Bewegungen nicht mehr richtig koordinieren kann.

Von der spinalen Ataxie betroffene Katzen haben oft einen breiten Gang, wanken, fallen um oder stoßen gegen Gegenstände. Häufig ist auch ein Abknicken der Zehen und ein Überkreuzen zu beobachten.

Verletzungen am Rücken können bei Katzen Ataxie verursachen.
Verletzungen am Rücken können bei Katzen Ataxie verursachen.  © 123rf/marysmn

Weitere Ursachen für Ataxie bei Katzen

Ataxie kann bei Katzen durch weitere Krankheiten, Infektionen und Defekte ausgelöst werden.

Mögliche Ursachen für Ataxie bei Katzen:

  • Abszess

  • angeborener Gendefekt

  • Autoimmunerkrankung

  • bakterielle Infektion/Entzündung (z. B. Toxoplasmose, feline Leukämie)

  • degenerative Erkrankungen (z. B. Muskelatrophie, degenerative Myelopathie)

  • Durchblutungsstörung

  • Knochen- und Gelenkerkrankung

  • Nährstoffmangel

  • Parasitenbefall

Eine tiermedizinische Untersuchung ist zwingend erforderlich, um die Ursache zu finden und die passende Behandlung sowie Therapie festzulegen.

Ataxie erkennen

Wenn eine Katze komisch läuft, dann bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie an Ataxie leidet. Es empfiehlt sich jedoch, stets den Grund für die Bewegungsschwierigkeiten der Mieze zu finden.

Anzeichen für eine Ataxie bei Katzen:

  • unsicherer Gang

  • instabiler Stand

  • einknickende Gliedmaßen

  • gespreizte Beine

  • unkontrollierte Bewegungen

  • Zittern

  • Unruhe

  • Umkippen

  • Orientierungslosigkeit (sich im Kreis drehen)

  • schiefe Kopfneigung

  • wackelnder Kopf

  • Augenzittern

  • Schielen

Wer vermutet, dass es der Katze nicht gut geht, sollte das Tier schnellstmöglich tiermedizinisch überprüfen lassen.

Ataxie bei Katzen - Video auf TikTok

Haltung einer Ataxie-Katze

Die Haltung einer Ataxie-Katze ist noch anspruchsvoller als die einer Katze ohne Einschränkung. Viele der betroffenen Tiere können aber trotz Ataxie ein schönes Leben führen, wenn sie entsprechend unterstützt werden.

Ataxie-Katze behandeln

Um eine Ataxie zu behandeln, wird die Katze zuerst umfassend untersucht. Zur möglichen Diagnostik gehören Bluttests, Röntgen, Ultraschall, CT, MRT, Überprüfung der Gehirnflüssigkeit sowie Kontrolle der Ohren und Harnuntersuchung. Wird eine Ataxie diagnostiziert und die Ursache gefunden, kann die Behandlung beginnen.

Ist eine Krankheit wie eine Ohrenentzündung der Auslöser für die Störung, wird diese zuerst behandelt. Gegen die Ataxie selbst können Physiotherapie und Bewegungsübungen helfen.

Manchmal reicht eine vorübergehende Behandlung der Ataxie mit Medikamenten. Bei Stoffwechselproblemen oder Autoimmunerkrankungen sind jedoch oft langfristige Therapien nötig. Schäden an der Wirbelsäule oder Tumore müssen in vielen Fällen operiert werden, gefolgt von einer weiterführenden Therapie.

Wie gut sich die Ataxie behandeln lässt, hängt vom Typ und den individuellen Voraussetzungen der Katze ab.

Katze mit Ataxie unterstützen

Wer eine Katze mit Ataxie hat, sollte sich viel Zeit für den Stubentiger nehmen, die Wohnung entsprechend gestalten und vor allem geduldig sein.

Wohnung

Bei der Wohnungseinrichtung ist zu bedenken, dass sich die Katze nicht richtig bewegen kann, aber alles problemlos erreichen muss, was sie braucht. Katzen mit Ataxie kommen auf Teppichen besser zurecht als auf glatten Böden. Wichtig ist, Sturz- und Unfallgefahren zu vermeiden. Hilfreich sind Katzentreppen, Sprunghilfen und Kissen. Statt hoher, schmaler Kratzbäume eignen sich niedrige, stabile und großflächige Aussichtsplätze sowie Kratzmatten.

Bewegung

Für Ataxie-Katzen ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben. Da die Miezen dazu neigen, Bewegungen eher zu vermeiden, sollte man sie mit Lauftraining, Geschicklichkeitsspielen und physiotherapeutischen Übungen herausfordern.

Ernährung

Eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung kann sich positiv auf die Störung der Katze auswirken. Am besten ist es, wenn man sich beim Tierarzt zur richtigen Ernährung beraten lässt.

Aufmerksamkeit

Eine Katze mit Ataxie braucht mindestens genauso viele, wenn nicht sogar mehr Streichel- und Spieleinheiten wie andere Katzen.

In einem liebevollen und entgegenkommenden Zuhause kann eine Ataxie-Katze im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein ganz normales Leben führen.

Ataxie-Katze einschläfern?

Wenn man eine Katze mit Ataxie sieht, stellt man sich sicherlich schnell die Frage, ob das Leben der Mieze überhaupt lebenswert ist oder man sie lieber erlösen sollte. Da die neurologische Störung keine Krankheit an sich, sondern nur ein Symptom ist, kommt es bei dieser Frage ganz darauf an, welche Ursache die Ataxie der Katze hat.

Lässt sich die Erkrankung nicht behandeln und ist die Lebensqualität der Katze dauerhaft stark beeinträchtigt (z. B. durch ständige Schmerzen, Bewegungsunfähigkeit oder Ähnliches), dann sollte man sich beim Tierarzt des Vertrauens zu einem möglichen Ausweg für die Katze beraten lassen.

FAQ: Wissenswertes zu Ataxie bei Katzen

Wie lange leben Katzen mit Ataxie?

Bei Ataxie entscheiden die Ursache und die damit einhergehenden Behandlungsmöglichkeiten, wie lange die betroffene Katze lebt. Mit der richtigen Behandlung, Physiotherapie und liebevoller Pflege hat eine Katze mit Ataxie eine ganz normale Lebenserwartung.

Kann man Ataxie bei Katzen heilen?

Ob und wie gut sich eine Ataxie bei Katzen heilen lässt, hängt von deren Ursache ab. Lässt sich der Auslöser mit Medikamenten oder Ähnlichem behandeln, dann ist meist auch eine Heilung der Ataxie möglich. Bei fortschreitenden oder angeborenen Erkrankungen ist eine Genesung oft ausgeschlossen.

Was löst eine Ataxie bei Katzen aus?

Eine Ataxie ist ein Symptom einer Erkrankung. Mögliche Auslöser sind eine Ohrenentzündung, eine Infektion im Mutterleib, eine Beschädigung des Rückenmarks, eine Autoimmunerkrankung, eine bakterielle Entzündung, eine degenerative Erkrankung, eine Durchblutungsstörung und ein Parasitenbefall.

Haben Ataxie-Katzen Schmerzen?

Beruht die Ataxie auf einer irreversiblen Schädigung, die sich nicht mehr verändert, hat eine betroffene Katze in der Regel keine Schmerzen. Was den Katzen mit Ataxie jedoch Schmerzen bereitet, ist die Grunderkrankung durch z. B. eine Verletzung oder einen Tumor.

Fazit

Ataxie ist eine Bewegungsstörung, die bei Katzen durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden kann. Auch wenn die betroffenen Katzen ein eingeschränktes Leben führen, ist es für die anpassungsfähigen Tiere oft kein Problem, mit der Störung zurechtzukommen, sofern sie ein liebevolles und unterstützendes Zuhause finden.

Titelfoto: 123RF/azalia

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