Heizungszähler austricksen? Besser nicht! Heizungsexperte im Interview

Wenn es draußen klirrend kalt ist, möchten es viele drinnen mollig warm – die Heizungen laufen auf Hochtouren. Die Rechnung dafür kommt spätestens mit der Betriebskosten-Abrechnung. Wie die Werte ermittelt werden, ob man den Heizkostenverteiler austricksen kann und wie man ganz legal Geld sparen kann, verrät ista-Chef Thomas Zinnöcker.

Heizkosten können teuer sein, den Zähler austricksen sollte man trotzdem besser nicht.
Heizkosten können teuer sein, den Zähler austricksen sollte man trotzdem besser nicht.  © Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa

TAG24: Herr Zinnöcker, was macht ista eigentlich?

Thomas Zinnöcker: Es geht darum, Verbrauchern transparent ihre Energieverbräuche von Wärme und Wasser darzustellen. Wir erstellen also für den Eigentümer die Energierechnung und verteilen die Kosten auf alle Mieter im Haus. Das tun wir weltweit in 12 Millionen, in Deutschland für 4,5 Millionen Wohnungen. Wir machen das in 24 Ländern mit über 5000 Mitarbeitern.

TAG24: Wo sehen Sie sich im Feld der Konkurrenz?

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Thomas Zinnöcker: Wir sind mit dem, was wir tun, führend in Deutschland und auch international.

TAG24: Was kostet das Ablesen den Verbraucher?

Thomas Zinnöcker: Sie zahlen für das, was wir leisten, 50 bis 100 Euro im Jahr, also 5 bis 10 Cent pro Quadratmeter im Monat. Der Verbraucher gibt 5 bis 8 Prozent der Energiekosten fürs Messen aus. Dafür werden seit Einführung der individuellen Heizkostenabrechnung jährlich bis zu 20 Prozent Energie eingespart.

Mit neuen Thermostatventilen lässt sich ganz legal Geld für Heizkosten sparen.
Mit neuen Thermostatventilen lässt sich ganz legal Geld für Heizkosten sparen.  © 123RF/lightspruch

TAG24: Versuchen die Leute zu tricksen bei den Heizkosten?

Thomas Zinnöcker: Das haben natürlich schon viele versucht. Da fällt mir die Nummer mit dem nassen Lappen ein. Da haben Leute versucht, einen nassen Lappen aufs Gerät zu legen, damit der weniger Wärme empfängt. Am Ende gab‘s einen Wärmestau und sie haben drauf gezahlt.

TAG24: Was passiert, wenn Sie jemanden dabei erwischen?

Thomas Zinnöcker: Wir würden es dem Eigentümer anzeigen. Der überlegt dann, wie er damit umgehen möchte.

TAG24: Auch wenn Sie nur mittelbar zuständig sind: Was denken Sie, wie werden sich die Energiepreise entwickeln?

Thomas Zinnöcker: Die OPEC beginnt die Ölförderung zu drosseln. Der Barrelpreis ist wieder über 50 Dollar gestiegen. Es gibt also Anzeichen, dass die Preise steigen.

Thermostate, Heizungsanlagen,... die Technik wird immer moderner.
Thermostate, Heizungsanlagen,... die Technik wird immer moderner.  © 123RF/kadmy

TAG24: Wie funktioniert die Messung eigentlich genau?

Thomas Zinnöcker: Beim Heizkostenverteiler gibt es vier Generationen. Die älteste ist der Verdunster. Dabei ist am Heizkörper ein Röhrchen mit Flüssigkeit angebracht. Einmal im Jahr muss ein Ableser den Stand der Flüssigkeit ablesen. Das gibt es nur noch bei 10 Prozent des Marktes.

Die nächste Generation war dann, alles elektronisch zu machen. Dafür brauchte man aber immer noch Zutritt zur Wohnung. Deshalb hat man die so genannte „walk-by Technologie“ entwickelt. Hierbei funken die Geräte aus der Wohnung heraus. Allerdings muss man immer noch jemanden in das Treppenhaus schicken, um die Daten auszulesen. Deshalb war die nächste Lösung der komplett fernauslesende Funk. Die Daten werden nun an einen Server gefunkt. In die Gebäude muss niemand mehr.

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TAG24: Wie viele Geräte arbeiten in Sachsen schon per Funk?

Thomas Zinnöcker: Wir erheben nicht nach Bundesländern. Aber in Sachsen wurden in den 1990er Jahren die Heizungssysteme, damals mehrheitlich mit Kohle betrieben, durch die Zentralheizung abgelöst. Die Geräte haben eine Laufzeit von etwa 10 Jahren. Heißt, wir sind im Schnitt in der dritten Generation.

TAG24: Gibt es einen Stichtag, wann Heizungen flächendeckend mit Funk ausgestattet sein sollen?

Thomas Zinnöcker: Nein. Aber ich schätze, dass wir bis 2030 eine hohe Funkausstattung haben werden, in Deutschland über 90 Prozent.

TAG24: Können beim Ablesen Fehler passieren?

Thomas Zinnöcker: Fehler können immer passieren. Durch das elektronische Ableseverfahren ist das ganze aber sicherer geworden. Vorher gab‘s den Faktor Mensch. Und wir machen natürlich eine Plausibilitätsprüfung. Wenn jemand das Dreifache vom Vorjahr zahlen muss, kann etwas nicht stimmen.

Dazu rät der Experte: Mit diesen 10 Tipps kann man Betriebskosten sparen

  • Nachts die Heiztemperatur senken. 16 Grad Celsius schlagen Wissenschaftler als ideale Schlaftemperatur vor.

  • Richtig lüften! Am besten drei- bis viermal täglich kurz, aber gründlich. Drehen Sie dazu die Heizungen aus und öffnen Sie die Fenster weit. Danach drehen Sie die Heizung wieder auf.
  • Neue Thermostatventile sparen bis zu 8 Prozent Heizkosten. Während alte Drehregler alle Wohnräume gleichmäßig erwärmen, ist mit modernen Thermostaten die individuelle Steuerung der Raumtemperatur möglich.
  • Heizung runter bei Abwesenheit. Wände und Möbel halten im Winter 2-3 Wochen ohne Heizwärme aus. Die „Frostschutzposition“ schützt vor Frost, vergeudet aber keine Energie.
  • Zimmertemperaturen runter! 21 Grad Celsius sind angenehm, aber nicht nötig. Räume wie Diele oder Küche müssen nicht so warm wie andere Wohnräume sein.
  • Einmal baden kostet so viel wie dreimal duschen! Wer duscht, spart jährlich rund 80 Euro.
  • Trocknen Sie feuchte Wäsche nie auf der Heizung! Die erzeugte Wärme kann dadurch nicht in den Raum gelangen. Zudem gilt erhöhte Schimmelgefahr.
  • Beim Kochen Wasser sparen! Zum Ankochen von einem Kilogramm Kartoffeln genügt beispielsweise meist 1/4 Liter Wasser. Ein Auffüllen des Topfes mit einem Liter oder mehr vergeudet rund 25 Prozent Wärmeenergie.
  • Das Sofa sollte nicht vor dem Heizkörper stehen. Gardinen sollten oberhalb des Heizkörpers enden. So kann sich die Wärme im Zimmer optimal verteilen.
  • Keine Heizlüfter! Bei Zimmern normaler Größe ist die Heizung effektiver und günstiger. Heizlüfter sollten nur in kleinen Wohnungen oder bei Ausfall der Heizung benutzt werden.

Update: Inzwischen wurde CEO Thomas Zinnöcker abgelöst, seit dem 01.06.2021 ist Dr. Hagen Lessing Leiter des Unternehmens. Er war seit Oktober 2019 Deutschland-Chef und stellvertretender CEO bei ista.

Titelfoto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa

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