Glocken, Skelett, Pflaumen: Archäologen erforschen ehemaliges Kloster
Von Thomas Schöne
Allstedt - Glockenguss, getrocknete Pflaumen, Vorratshaltung und Zerstörung – Archäologen haben im ehemaligen Kloster Kaltenborn bei Allstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) ein facettenreiches Bild des Klosterlebens gewonnen.
Alles in Kürze
- Archäologen erforschen ehemaliges Kloster Kaltenborn bei Allstedt
- Klosterleben: Vorratshaltung, Glockenguss und Zerstörung entdeckt
- Mensliches Skelett ohne Kopf in Fundament gefunden
- Schmiede, Glockengussanlage und Ofen mit Dörrpflaumen entdeckt
- Grabungen bis 12. September mit Fachleuten und Studierenden durchgeführt

"Auf dem rechteckigen Areal des Wirtschaftshofes von 140 mal 200 Metern wurde ein etwa 30 Meter langes, dreischiffiges Gebäude nachgewiesen. Vermutlich war es die Scheune für die Aufbewahrung der bäuerlichen Abgaben", sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Im Fundament haben die Archäologen zudem ein menschliches Skelett ohne Kopf und in Seitenlage entdeckt. Warum der Kopflose an dieser ungewöhnlichen Stelle niedergelegt wurde, wird noch untersucht.
Bei einem anderen Bauwerk vermuten die Archäologen, dass es sich um eine Schmiede handelt. Auch die Basis einer Glockengussanlage ist erhalten.
Ein Ofen mit Dörrpflaumen, die verkohlt und daher über Jahrhunderte erhalten geblieben sind, zeugt von der Bereitung von Trockenobst wohl in der Zeit nach 1500.


Grabungen beim Kloster Kaltenborn: Glocken, Münzen, Pflaumen und ein Kopfloser

In einem weiteren Bauwerk fanden sich drei teilweise reich verzierte Buntmetall-Schreibgriffel, sogenannte "Stili" des 12./13. Jahrhunderts. Sie wurden zum Beschreiben von Wachstafeln benutzt.
An Artefakten kamen auf dem Areal zwölf Silbermünzen, aus dem 13. bis frühen 16. Jahrhundert, zum Vorschein. In den Überresten der Nebengebäude konnten unter anderem landwirtschaftliche Geräte wie eine Mistgabel, zwei Äxte, Hufeisen, Messerscheiden, zerschlagenes Tongeschirr, Ofenkacheln, Fensterglas und Tierknochen geborgen werden.
Mehrere Gebäude im Klosterhof zeigen Spuren von Brandzerstörung.
Auch im Bereich des südlichen Seitenschiffs der Stiftskirche gab es neue Funde: ein etwa 1,50 Meter hoher Altarsockel mit Stufenanlage und Putzresten. Ebenso haben sich unter der heutigen Ackeroberfläche mächtige Fundamente, Fußböden, Kultur- und Trümmerschichten sowie Keller der massiven Steingebäude des Wirtschaftshofes erhalten, der sich direkt an die Klostermauer anschloss.
An den bis zum 12. September laufenden Grabungen sind neben Fachleuten auch Studierende aus Deutschland und Polen sowie ehrenamtliche Helfer beteiligt.
Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa