Polizisten holen Schülerin (10) aus Sportunterricht: Familie soll abgeschoben werden
Naumburg - Polizisten betreten in Naumburg (Sachsen-Anhalt) eine Turnhalle, nehmen ein zehnjähriges Mädchen mit, die mit ihrer Familie abgeschoben werden soll. Die Empörung über die Maßnahme ist groß.
Alles in Kürze
- Polizisten holen 10-jährige Schülerin aus Sportunterricht
- Familie soll nach Bulgarien abgeschoben werden
- Verwaltungsgericht Halle lehnt Eilantrag ab
- Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt ist empört über Vorgehen
- Innenministerium soll Weisung zu Abschiebungen aus Bildungseinrichtungen erlassen

Laut Angaben des zuständigen Burgenlandkreises sollte eine ausreisepflichtige syrische Familie am 12. Mai nach Bulgarien abgeschoben werden, wo sie längere Zeit gelebt habe und einen Schutzstatus hat. Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Halle einen dagegen gerichteten Eilantrag der Familie abgelehnt.
"Bei dieser Abschiebungsmaßnahme handelte es sich um den zweiten Abschiebungsversuch", so der Landkreis. "Im Vorfeld war die Familie ausführlich über die verschiedenen Möglichkeiten der freiwilligen Ausreise nach Bulgarien beraten worden, hatte die Angebote aber schriftlich abgelehnt."
Der Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt ist empört. "Wir sind entsetzt über das Vorgehen von Ausländerbehörde und Ordnungskräften", sagte Sprecherin Martina Fuchs. "Das Mädchen soll sich aus Angst an die Lehrerin geklammert haben."
Fuchs forderte: "Das Innenministerium muss per Weisung an die Ausländerbehörden klarstellen, dass keine Abschiebungen aus Bildungseinrichtungen und anderen Schutzräumen (z. B. Krankenhäusern) heraus stattfinden dürfen!"
Wie der Burgenlandkreis in seiner Mitteilung abschließend erklärte, würden die Umstände der Abschiebungsmaßnahme gegenwärtig intern aufgearbeitet werden.
Titelfoto: Christian Charisius/dpa