50 Jahre Bastei-Restaurant: "Wir mussten den Fleischer bestechen, damit wir genug Wurst haben"
Rathen - Vor 50 Jahren - 1975 - wurde das alte, baufällige Gasthaus auf der Bastei abgerissen. Es hätte ansonsten im nächsten Jahr 200. Geburtstag gefeiert. Stattdessen entstand bis 1979 das moderne Panoramarestaurant (700 Innenplätze, 450 außen) samt Hotel - ein moderner Prestige-Bau der DDR. Seit über 40 Jahren hält Axel Schiebe (59) dem Felslokal mit Traumblick aus über 200 Metern Höhe die Treue.

"Ich hab hier angefangen, da hieß der Restaurantfacharbeiter noch Kellner", lacht Schiebe. Seit 15 Jahren ist er Vize-Restaurantchef.
Hotel und Gastronomie auf der Bastei wird seit 2019 von der Dresdner Gastronomin Petra Morgenstern (67) und ihrem Sohn Kai Reiße (41) geführt - mit 120 Mitarbeitern.
Schiebe hat noch DDR-Zeiten erlebt, in der zu Spitzenzeiten bis zu 200 Reisebusse Touristen an der Bastei an einem Tag auskippten.
"Mit Radeberger Bier wurde der Dürrröhrsdorfer Fleischerbetrieb bestochen, damit wir genug Wurst und Fleisch hatten. Dresdner Sauerbraten kostete um 14 Mark", erinnert sich Schiebe.


Nächstes Highlight im Bastei-Restaurant: Die DDR-Wochen

"Heute kostet unser Sauerbraten 25,40 Euro und jährlich 1,8 Millionen Besucher kommen auf die Bastei", sagt Petra Morgenstern. "Die meisten Gäste haben wir im September und Oktober", weiß Schiebe. "Das ist die beste Wanderzeit. Dann brennt hier die Luft."
Das hat auch schon Konditormeisterin Susann Schöne (24) erlebt - sie gehört erst seit 2024 zum Team. Sie muss allein für jährlich 150 Hochzeiten Torten backen.
Der nächste Ansturm kommt vermutlich vom 5. bis 31. Oktober. "Dann servieren wir bei den DDR-Wochen Honeckers Lieblinge - von Jägerschnitzel über Hühnerfrikassee, Leber bis Senfeier und Toast Hawaii", reibt sich Schiebe die Hände.

Kurz kann er durchatmen - dann beginnt ab 11. November die Gänsezeit. "Allein für den ersten und zweiten Weihnachtstag haben wir je 400 Voranmeldungen - Mittag wird deshalb in zwei Runden um 11 und 13.30 Uhr gegessen."
Doch keine Aufregung: "Wir haben für die Adventszeit genügend Gänse, Enten und Kaninchen bestellt", versichert Kai Reiße.
Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe