Ab 80 keine neue Hüfte mehr? Großer Wirbel um die Aussagen des Klinikchefs

Dresden - Keine Knie-OP mehr für Oma und Opa ab 80? Und wenn, dann bitte selber zahlen! Angestoßen hat die Debatte der Vorstandsvorsitzende der Sana Kliniken. Kritik kommt aus Sachsen.

Keine Knie für über 80-Jährige: Sana-Kliniken-Chef Thomas Lemke (56, hier bei einem Termin 2023 in Dresden).  © Thomas Türpe

Die Gesundheitskosten explodieren und die Diskussion, was und wo eingespart werden muss oder soll, läuft. Aber wie weit dürfen Ministerien, Kassen, Ärztevereinigungen gehen, wenn die Verantwortlichen nachts noch in den Schlaf kommen wollen?

Weit, findet offenbar Thomas Lemke (56). In einem Podcast sagte der Vorstandsvorsitzende der Sana Kliniken, die Gesellschaft müsse sich fragen, ob man Menschen ab 80 die vollumfängliche Medizin zukommen lasse.

In den meisten anderen Ländern gebe es Implantate, Hüften oder Kniegelenke ab einem bestimmten Alter nur bei Eigenbeteiligung, so Lemke.

Sachsen Rechnungshof schlägt Alarm: Bund plant Mega-Schulden!

Das geht Susanne Schaper (47), gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Sächsischen Landtag, deutlich zu weit: "Wer eine medizinische Leistung benötigt, um die Lebensqualität zu erhalten, muss diese bekommen – Punkt!"

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Zu alt! Ist das bald die Devise, wenn es um die Entscheidung für oder gegen eine Operation geht? (Symbolfoto)  © imago/Geisser
Wer eine OP braucht, bekommt sie auch: Susanne Schaper (47, Linke).  © Eric Münch

Scharfe Kritik kommt vonseiten der Patientenschützer

Behandlung unabhängig vom Alter: Sozialministerin Petra Köpping (67, SPD).  © Thomas Türpe

Der Dortmunder Patientenschützer Eugen Brysch (63) sagte laut MDR, Lemke gehe es nicht um die Wertschätzung der Patienten. "Vielmehr diskriminiert der Unternehmenschef unverhohlen alte Menschen."

Etwas zurückhaltender reagierte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (67, SPD). "Wir sind stolz, dass wir mit unserer medizinischen Versorgung Menschen unabhängig von ihrem Alter behandeln können", erklärte sie auf TAG24-Anfrage. Dazu trügen auch ältere Menschen mit ihren Versicherungsbeiträgen bei.

Die Sana Kliniken firmieren als AG. Aktionäre sind 24 private Krankenversicherungen wie die DKV, die Signal Iduna oder die Allianz.

Sachsen Noch Tausende schlummernde Sprengkörper: Sachsen bleibt ein Pulverfass

Sitz ist Ismaning bei München. In Sachsen bestehen Beteiligungen an Kliniken in Dresden, Freiberg, Hoyerswerda, Borna, Zwenkau und Grimma.

Bezahlen die Kassen künftig noch Hüft-OPs für Ältere? (Symbolfoto)  © IMAGO//Rainer Weisflog
Bei Operationen gibt es bisher keine Rentabilitätsbetrachtung, auch wenn ein älterer Mensch auf dem Tisch liegt. (Symbolfoto)  © imago/Ukrinform

Weniger Nachfrage nach Zahnersatz

Kriecht Sachsen auf dem Zahnfleisch? Der Zahnreport der Barmer Ersatzkasse zeigt erstaunliche Langzeittrends. Demnach benötigen immer weniger Menschen zahnmedizinische Therapien oder Zahnersatz.

2023 nahmen lediglich 44,2 Prozent der Sachsen eine zahnmedizinische Behandlung in Anspruch. 2013 waren es noch 55,3 Prozent gewesen. Noch mehr zurück gingen die Zahlen bei Zahnersatz und Zahnkronen. Da sank die Inanspruchnahme von 12,5 Prozent (2013) auf 9,9 Prozent (2023).

In der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen halbierte sich die Rate sogar von 1,5 auf 0,7 Prozent. Gleichzeitig wurde allerdings auch immer weniger Prophylaxe betrieben und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch genommen.

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