Dresden - Keine Knie-OP mehr für Oma und Opa ab 80? Und wenn, dann bitte selber zahlen! Angestoßen hat die Debatte der Vorstandsvorsitzende der Sana Kliniken. Kritik kommt aus Sachsen.
Die Gesundheitskosten explodieren und die Diskussion, was und wo eingespart werden muss oder soll, läuft. Aber wie weit dürfen Ministerien, Kassen, Ärztevereinigungen gehen, wenn die Verantwortlichen nachts noch in den Schlaf kommen wollen?
Weit, findet offenbar Thomas Lemke (56). In einem Podcast sagte der Vorstandsvorsitzende der Sana Kliniken, die Gesellschaft müsse sich fragen, ob man Menschen ab 80 die vollumfängliche Medizin zukommen lasse.
In den meisten anderen Ländern gebe es Implantate, Hüften oder Kniegelenke ab einem bestimmten Alter nur bei Eigenbeteiligung, so Lemke.
Das geht Susanne Schaper (47), gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Sächsischen Landtag, deutlich zu weit: "Wer eine medizinische Leistung benötigt, um die Lebensqualität zu erhalten, muss diese bekommen – Punkt!"
Scharfe Kritik kommt vonseiten der Patientenschützer
Der Dortmunder Patientenschützer Eugen Brysch (63) sagte laut MDR, Lemke gehe es nicht um die Wertschätzung der Patienten. "Vielmehr diskriminiert der Unternehmenschef unverhohlen alte Menschen."
Etwas zurückhaltender reagierte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (67, SPD). "Wir sind stolz, dass wir mit unserer medizinischen Versorgung Menschen unabhängig von ihrem Alter behandeln können", erklärte sie auf TAG24-Anfrage. Dazu trügen auch ältere Menschen mit ihren Versicherungsbeiträgen bei.
Die Sana Kliniken firmieren als AG. Aktionäre sind 24 private Krankenversicherungen wie die DKV, die Signal Iduna oder die Allianz.
Sitz ist Ismaning bei München. In Sachsen bestehen Beteiligungen an Kliniken in Dresden, Freiberg, Hoyerswerda, Borna, Zwenkau und Grimma.
Weniger Nachfrage nach Zahnersatz
Kriecht Sachsen auf dem Zahnfleisch? Der Zahnreport der Barmer Ersatzkasse zeigt erstaunliche Langzeittrends. Demnach benötigen immer weniger Menschen zahnmedizinische Therapien oder Zahnersatz.
2023 nahmen lediglich 44,2 Prozent der Sachsen eine zahnmedizinische Behandlung in Anspruch. 2013 waren es noch 55,3 Prozent gewesen. Noch mehr zurück gingen die Zahlen bei Zahnersatz und Zahnkronen. Da sank die Inanspruchnahme von 12,5 Prozent (2013) auf 9,9 Prozent (2023).
In der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen halbierte sich die Rate sogar von 1,5 auf 0,7 Prozent. Gleichzeitig wurde allerdings auch immer weniger Prophylaxe betrieben und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch genommen.