Arbeiten Sachsens Pädagogen zu wenig? Neue Studie offenbart Lehrer-Lücken
Dresden - Sachsens Lehrer arbeiten in den Unterrichtswochen im Schnitt bis zu 4,8 Stunden mehr. Das ist eines der Ergebnisse einer am Montag veröffentlichten Langzeitstudie. Sie wirft ein neues Licht auf die Arbeitssituation von Lehrern - mit teilweise überraschenden Ergebnissen.

Danach kommen Lehrer in Vollzeit auf 2,4 Stunden Mehrarbeit pro Schulwoche, Lehrer in Teilzeit arbeiten 3,8 Stunden mehr (Schulleitungen: 4,8 Stunden).
In den Ferienzeiten sinkt die Arbeitszeit jedoch, so dass sich übers gesamte Schuljahr gerechnet Mehr- und Minderstunden annähernd ausgleichen.
Für die Studie im Auftrag des sächsischen Kultusministeriums hat eine Stichprobe ausgewählter Lehrkräfte in Voll- und Teilzeit und Schulleitungen ein Schuljahr lang ihre Arbeitszeiten und Tätigkeiten über ein webbasiertes Zeiterfassungstool dokumentiert.
3771 Lehrer und 386 Schulleitungen nahmen teil. Damit ist die Studie mit 13,8 Prozent (Lehrer) und 18,8 Prozent (Schulleitungen) repräsentativ.

Lehrermangel ist nicht die (alleinige) Ursache für Belastung der Pädagogen

"Sehr viele Lehrer arbeiten mit Herzblut - sie tragen unser Schulsystem", kommentierte Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU).
Strukturelle Faktoren, die zu einer Belastung von Lehrerinnen und Lehrern führen, lasse die Studie aber nicht erkennen, so Clemens.
Auf Deutsch: Der Lehrermangel ist nicht die (alleinige) Ursache für die Belastung der Lehrer.
Viele der Ergebnisse waren bereits bekannt oder vorhersehbar, andere sind neu: Bei den Vollzeitkräften arbeitete ziemlich genau die Hälfte weniger, die andere Hälfte mehr.
Sie kamen insgesamt auf eine jährliche Minderarbeitszeit von 0,2 Stunden. Innerhalb der Schularten blieben die Berufsschullehrer im Schnitt häufiger als ihre Kollegen unter der Sollarbeitszeit (-1 Stunde).
Wegen des Lehrermangels sollen ab dem kommenden Schuljahr zwei Unterrichtsstunden mehr pro Woche möglich sein.
Weitere Empfehlungen soll ein Expertenrat Anfang November geben. Sachsen ist das erste Bundesland, das eine solch umfassende Studie durchgeführt hat.
Titelfoto: DPA/ Marijan Murat