Asche in die Elbe, Urne in der Schrankwand: Kommt auch in Sachsen ein neues Bestattungsgesetz?

Dresden - Diese Novelle sorgte für Aufsehen: In Rheinland-Pfalz ist es künftig erlaubt, Urnen zu Hause aufzubewahren oder die Totenasche in Rhein, Mosel, Saar zu kippen. Wie TAG24 erfuhr, wird dieser Tage auch das sächsische Bestattungsgesetz überarbeitet. Haben Friedhöfe jetzt ausgedient? Oder herrschen bald indische Verhältnisse von der Elster bis zur Neiße?

Die Sargpflicht gibt's in der Form nur noch in Sachsen.
Die Sargpflicht gibt's in der Form nur noch in Sachsen.  © 123RF

Es ist das liberalste Bestattungsgesetz der Bundesrepublik: Nach über 40 Jahren hat das Weinbauerland sein Bestattungsrecht geöffnet.

Wer als Pfälzer in Rheinland-Pfalz stirbt, darf ab Oktober in einem Fluss oder nur im Leichentuch bestattet, seine Asche zu Diamanten gepresst oder zu Hause verwahrt werden. Theoretisch ist es dann denkbar, die Urne sogar im eigenen Garten zu vergraben.

Wie alles, so ist auch das Sterben in Deutschland streng geregelt. Deshalb suche schon jetzt jeder fünfte Hinterbliebene eine Beerdigungslösung im Ausland, so ein Pfälzer FDP-Abgeordneter. Das hat man wohl auch in Sachsen erkannt.

Gigantisches Schuldenloch: Sachsens Städte und Kreise tiefer im Minus
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Mit dem ständigen Wandel des gesellschaftlichen Miteinanders "geht auch immer eine Veränderung der Bestattungs- und Trauerbewältigungskultur einher", so Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (67, SPD) zu TAG24.

Die Oma überm Kamin wird wohl auch in Sachsen zur Option.
Die Oma überm Kamin wird wohl auch in Sachsen zur Option.  © picture alliance/dpa
Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (67, SPD).
Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (67, SPD).  © Steffen Füssel
Rheinland-Pfalz gab sich das lockerste, Sachsen hat das strengste Bestattungsrecht der Bundesrepublik.
Rheinland-Pfalz gab sich das lockerste, Sachsen hat das strengste Bestattungsrecht der Bundesrepublik.  © Hannes P Albert/dpa
Andre Könnecke (56) ist der Geschäftsführer des Friedhofsverwalterverbands.
Andre Könnecke (56) ist der Geschäftsführer des Friedhofsverwalterverbands.  © Verband Friedhofsverwalter/ Archiv
Alternativen zum Friedhof, wie der Friedwald, werden immer attraktiver.
Alternativen zum Friedhof, wie der Friedwald, werden immer attraktiver.  © Ove Landgraf

"Der Tod muss bezahlbar bleiben", fordert der Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands

Man plane, das hiesige Gesetz an die "Erfordernisse der Praxis und der Digitalisierung sowie an gewandelte Anschauungen der Bevölkerung im Hinblick auf die Bestattungskultur anpassen", so Köpping weiter.

Konkret werden wollte die Ministerin nicht, man sei inmitten der Konsultationen zum Gesetz. Ziel sei, "so schnell wie möglich" einen "zukunftsfähigen Gesetzentwurf vorzulegen".

Dabei hatte Köpping bereits im Dezember 2023 eine Reform vorgelegt. Denn mit der Sargpflicht ist Sachsen das strengste Beerdigungsland der Republik. Demnach sollten Bestattungswälder und Mensch-Tier-Bestattungen gesetzlich anerkannt sowie sarglose Bestattungen möglich gemacht werden. Doch das schaffte es nicht mehr vor der Landtagswahl ins Ziel. Flussbestattungen waren damals (und wohl auch heute) für Sachsen unvorstellbar.

Der Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands mahnt: "Der Tod muss bezahlbar bleiben", so deren Geschäftsführer Andre Könnecke (56) zu TAG24. Die Sargpflicht sei durchaus nicht mehr zeitgemäß. Doch wer Friedhöfe schwächt, erhöhe den Finanzdruck auf die Kommunen und schließlich auf die Trauernden. Die Könnecke zufolge durchaus höhere Ansprüche an Grabpflege oder auch Gemeinschaftsgräber stellten.

"So ein Friedhof ist aber nach wie vor der bessere Ort."

Titelfoto: 123RF

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