Atomenergie spaltet auch Meinungen - Große Debatte um Kernkraftwerk an der Sachsen-Grenze

Sachsen - Will Sachsen ein neues Atomkraftwerk vor der eigenen Haustür? Tschechien plant drei sogenannte Small Modular Reactors (SMR) nur 17 Kilometer entfernt von der Grenze zum Freistaat. Über der Debatte am Dienstag im Landtag schwebte der GAU, der größte atomare Unfall.

Die Fotomontage zeigt, wie man sich die in unmittelbarer Grenznähe geplante Atomanlage bildlich vorstellen kann. Dafür wurden ein Foto von Marienberg und vom stillgelegten Kernkraftwerk in Stade verwendet.
Die Fotomontage zeigt, wie man sich die in unmittelbarer Grenznähe geplante Atomanlage bildlich vorstellen kann. Dafür wurden ein Foto von Marienberg und vom stillgelegten Kernkraftwerk in Stade verwendet.  © picture alliance/dpa/dpa-Zentral, dpa/Christian Charisius

Die Planungen seien vor allem für das sächsische Erzgebirge eine potenzielle Gefahr, erklärte Thomas Löser (53) für die Grünen, die die Debatte auf die Tagesordnung gesetzt hatte.

Er wies auf die drohende Wasserknappheit hin, und damit fehlendes Kühlwasser, sowie auf den atomaren Abfall.

Auch CDU, SPD und die Linke argumentierten dagegen. "Wir wollen das Atomkraftwerk nicht haben", sagte Simone Lang (54, SPD), die ihr Bürgerbüro im erzgebirgischen Schwarzenberg hat.

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Auch wenn die SMR-Technik neu sei, sei sie keine Wundertechnik. Weltweit sei kein einziges Kraftwerk dieses Typs im Dauerbetrieb.

Ralf Böhme (51, BSW) äußerte sich zwar positiv, bekannte aber auch, dass Kernkraft eine offene Frage in der Fraktion sei. Die Staatsregierung werde sich mit Belehrungen zurückhalten, kündigte Umweltminister Georg-Ludwig von Breitenbuch (54, CDU) an und verwies darauf, dass Deutschland und Tschechien bei der atomaren Sicherheit eine Zusammenarbeit verbinde.

Simone Lang (54, SPD).
Simone Lang (54, SPD).  © Norbert Neumann
Jan Oliver Zwerg (60, AfD).
Jan Oliver Zwerg (60, AfD).  © Daniel Förster

Bau des Atomkraftwerks in Tschechien soll 2034 beginnen

Thomas Löser (53, Grüne).
Thomas Löser (53, Grüne).  © Thomas Türpe

Tschechien plant drei SMR anstelle des Braunkohlekraftwerks Tušimice, ganz in der Nähe von Komotau. Ganz in der Nähe der sächsischen Grenze, südlich des Dreiecks von Annaberg-Buchholz. Marienberg und Olbernhau.

Der Bau soll 2034 beginnen, die Reaktoren ab 2038 in Betrieb gehen. 56 Prozent der Tschechen befürworten das Energiekonzept. Derzeit läuft eine grenzüberschreitende Bürgerbeteiligung. Bis zum 14. Juli können Stellungnahmen abgegeben werden.

Jan Oliver Zwerg (60) begrüßte das Vorhaben für die AfD nicht nur, die Partei ging noch einen Schritt weiter und machte in einem gesonderten Antrag die Reaktivierung der in Deutschland stillgelegten Atommeiler zum Thema.

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Das rechne sich nicht, erklärte Wirtschaftsminister Dirk Panter (51, SPD). "Atomkraft bleibt eine trügerische Illusion", sagte er und zitierte einen Ausspruch von Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (51, CDU), wonach die Atomenergie zwar zum europäischen Energiemix gehöre, aber nicht mehr zum deutschen. Der Antrag fand keine Mehrheit.

Titelfoto: picture alliance/dpa/dpa-Zentral, dpa/Christian Charisius

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