Aus der Platte auf die Insel: Wie eine Sächsin Oberförsterin in London wurde

Dresden - Wenn Corazón Pfarre (35) morgens um 5 Uhr aufsteht, liegt der Nebel oft noch schwer über den britischen Wäldern. Oft geht es in Richtung Sussex oder Kent - zu Aufforstungen, Wildzählungen oder Kundenterminen.

Am liebsten ist Corazón Pfarre (35) in der Natur. Dafür hat sie als Oberförsterin in London jede Menge Gelegenheit.
Am liebsten ist Corazón Pfarre (35) in der Natur. Dafür hat sie als Oberförsterin in London jede Menge Gelegenheit.  © privat

Rund 50.000 Kilometer pro Jahr ist sie unterwegs. "Manchmal sind es 16-Stunden-Tage mit Büroarbeit am Abend - aber ich liebe, was ich tue. Die Natur ist mein Büro, und das ist ein echter Luxus."

Aufgewachsen ist sie im sechsten Stock eines Plattenbaus in Dresden-Klotzsche. Seit sie 14 war, wollte sie "unbedingt etwas mit Natur und Tieren machen". Sie verbrachte Praktikumswochen im Tierheim, beim Tierarzt und im Wildgehege Moritzburg.

Nach dem Abi stand fest: Forstwissenschaften in Tharandt - alles andere kam nicht infrage. Dort studierte sie später mit Schwerpunkt Artenvielfalt und untersuchte für ihre Masterarbeit, wie stark Rotwild junge Bäume schädigt.

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Eine Exkursion durch halb Osteuropa blieb besonders hängen: "Wir waren sogar in Venedig. Ich war beeindruckt, mit welchem Holz dort die Gondeln gebaut werden."

Corazón Pfarre ist auch Alumnibotschafterin der TU Dresden

Erst kürzlich wurde die Sächsin für ihre Arbeit in Edinburgh mit einem Zukunftspreis aus Eschenholz ausgezeichnet.
Erst kürzlich wurde die Sächsin für ihre Arbeit in Edinburgh mit einem Zukunftspreis aus Eschenholz ausgezeichnet.  © privat

Ein Erasmus-Stipendium brachte sie 2014 nach Großbritannien - geplant waren drei Monate. Doch Corazón blieb. "Ich war immer gleich alt wie Harry Potter und bin damit aufgewachsen. Deshalb hat es sich angefühlt, als ob ich nach Hause kommen würde."

Erst war sie als Naturschutzbeauftragte in London tätig, dann bei der Forstbehörde, heute ist sie Oberförsterin bei Maydencroft. Sie leitet ein Team, berät Waldbesitzer, unterrichtet an der firmeneigenen Green Skills Academy und entwickelt neue Projekte zum Schutz der Biodiversität.

Ende Februar wurde sie in Edinburgh mit dem Tom A Bruce-Jones Memorial Award als "Future Leader" der britischen Forstwirtschaft ausgezeichnet.

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"Ich habe mich riesig gefreut. Die Trophäe ist aus Eschenholz und ziemlich groß - meine Nachbarn mussten sie erst mal zwischenlagern."

Seit 2016 ist sie Alumnibotschafterin der TU Dresden, organisiert Studienreisen und beantwortet Fragen. "Mein Studium in Tharandt hat wirklich den Grundstein für alles gelegt."

Titelfoto: privat

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