Arbeitsloses Paar aus dem Erzgebirge will Jobcenter verklagen: Das ist der Grund

Schwarzenberg - Teufelskreis Arbeitslosigkeit! Ein Pärchen aus Schwarzenberg (Erzgebirge) findet trotz Ausbildung und zahlreichen Bewerbungen keinen Job. Der Grund: Es fehlt an Berufserfahrung. Gleichzeitig gehen die Erzgebirger gegen das Jobcenter vor.

Schwarzenberg im Erzgebirge: Hier lebt ein Pärchen, das trotz Ausbildung und Bewerbungen keinen Job findet.  © Ralph Kunz

Marcel Kieselbach ist gelernter Krankenpfleger - eigentlich ein gefragter Beruf. Doch seit 20 Jahren ist er immer wieder auf Hilfe vom Staat angewiesen. Trotz vieler Bewerbungen stellt ihn niemand ein.

"Es liegt ganz klar an der langen Arbeitslosigkeit", vermutet er in einem MDR-Beitrag. Kein Arbeitgeber traue ihm den Job mehr zu.

Auch seine Ehefrau Sandra lebt seit Jahren vom Staat. Die gelernte Köchin findet trotz Bewerbungen keinen Job. Die Anforderungen an den Beruf seien gestiegen, die Arbeitserfahrung könne sie nicht mitbringen, erzählt sie.

Insgesamt stehen dem Paar 1012 Euro Bürgergeld zur Verfügung - Miete und Heizkosten werden zusätzlich vom Jobcenter übernommen. Bis vor Kurzem hatten beide einen Nebenjob, kamen auf bis zu 1228 Euro im Monat. Doch die Jobs haben sie mittlerweile gekündigt. Der Grund: gesundheitliche Probleme.

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"Wir sind derzeit in psychiatrischer Behandlung", erzählt Marcel Kieselbach. "Das hängt aber nur damit zusammen, weil wir derzeit gegen das Jobcenter Erzgebirgskreis um die 30 Verfahren beim Landessozialgericht anhänglich haben." Das juristische Vorgehen sei ein enormer Aufwand, erzählt er.

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Das Pärchen aus Schwarzenberg ist seit Jahren auf Sozialhilfe angewiesen.  © Ralph Kunz

Deshalb geht das Paar juristisch gegen das Jobcenter vor

Die beiden Schwarzenberger wollen das Jobcenter verklagen.  © Jens Kalaene/dpa

Das Paar sieht Ungerechtigkeiten - vor allem, was den Zuverdienst beim Bürgergeld angeht. Nur 200 Euro durfte das Paar von seinem Nebenjob behalten, der Rest wurde einkassiert.

"Es muss für jemanden, der im Bürgergeld ist, erkennbar sein, dass es sich lohnt, etwas dazuzuverdienen", meint der gelernte Krankenpfleger. Bürgergeld-Bezieher sollten Stück für Stück die Stunden erhöhen können und bestenfalls damit aus den Sozialleistungen kommen, meint Kieselbach.

Der Fall zeigt, wie schwer der Weg aus dem Bürgergeld sein kann - und wie wenig finanziellen Anreiz Bürgergeld-Bezieher haben, einen Nebenjob anzunehmen.

Der MDR-Beitrag zeigt aber auch: Im Vergleich zu anderen EU-Ländern geht's Bürgergeld-Empfängern in Deutschland noch relativ gut. In Italien beispielsweise wurde das Bürgergeld 2024 ganz gestrichen - nur noch Ältere, Behinderte oder Familien mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen bekommen dort Hilfe.

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Im Nachbarland Polen gibt's für arme Menschen höchstens rund 180 Euro Sozialhilfe im Monat - plus etwas Zuschuss zur Miete. Über die Hilfe entscheidet das Amt, oft nur für kurze Zeit.

Den kompletten MDR-Beitrag dazu könnt Ihr Euch in der ARD Mediathek anschauen.

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