Eisenbahn-Freunde retten das alte DDR-Karussell: "Das ist sehr mühselig, fast ein Lebenswerk"

Schlettau - Der Güterschuppen des Schlettauer Bahnhofs im Erzgebirge schützt einen historischen Schatz: Ein buntes Kinderkarussell aus DDR-Zeiten - gerettet vom Eisenbahnverein "Bahnhof Schlettau".

Das alte Foto zeigt den Flieger, der auf dem Karussell steht.
Das alte Foto zeigt den Flieger, der auf dem Karussell steht.  © Repro: Uwe Meinhold

Die Vereins-Mitglieder wollten den denkmalgeschützten Güterschuppen wieder aufbauen. Dafür gab die Denkmalpflege jedoch nur Geld, wenn das Gebäude historisch genutzt wird, erklärt Vereinsvorsitzender Jochen Meyer (72).

Da kam das Karussell wie gerufen: Es stand in Königswalde, im Garten der Nachkommen der Schausteller-Familie Hahn. "Die Holzbalken waren mit Pappe abgedeckt und die Transportwagen mit Gras zugewuchert."

Das Karussell bauten Handwerker 1952. Aus Blech und Holz fertigten sie kleine Autos, Motor- und Fahrräder. Die Schausteller zogen damit von Rummel zu Rummel. In den Transportwagen übernachteten sie und lagerten die Einzelteile.

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Der Verein kaufte das Karussell samt Wagen, baute von 2012 bis 2018 den Güterschuppen und restauriert seitdem das Karussell. "Das ist sehr mühselig, fast ein Lebenswerk", sagt Meyer.

Wie früher: Jochen Meyer verteilt Fahrkarten im historischen Bahnhofsgebäude.
Wie früher: Jochen Meyer verteilt Fahrkarten im historischen Bahnhofsgebäude.  © Uwe Meinhold

Jahrmarkt-Magie im Erzgebirge

Nicht nur das Karussell dreht sich, sondern auch einzelne Teile, zeigt Vereinsvorsitzender Jochen Meyer (72).
Nicht nur das Karussell dreht sich, sondern auch einzelne Teile, zeigt Vereinsvorsitzender Jochen Meyer (72).  © Uwe Meinhold

28 von 32 der verbauten Holzbalken waren wegen der schlechten Abdeckung verfault. Ein Zimmermann fertigte neue. Außerdem mussten rund 1200 Lampen wieder zum Leuchten gebracht werden.

"Der Kranz ist allerdings noch nicht beleuchtet. Wir bekommen die Glühbirnen nicht ran und forschen, wo noch welche gelagert werden." Auf LEDs umsteigen geht nicht, da das Karussell so originalgetreu wie möglich aufgebaut werden soll.

Licht gibt es theoretisch auch an den Fahrzeugen, die ebenfalls hupen können. "Aber das anzuschließen, dauert sicherlich noch mal zwei Jahre", schätzt er.

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Dennoch versprüht das Karussell bereits jetzt Jahrmarkt-Magie. Wer diese fühlen möchte, kann das am Wochenende zum "200 Jahre Eisenbahn"-Fest.

Eine Runde damit drehen, geht allerdings noch nicht. "An der Funktionalität fehlt noch einiges. Besonders, da die Elektrik unklar ist. Dafür muss man Bastler sein und nicht nur Elektriker."

Titelfoto: Bildmontage: Uwe Meinhold (2), Repro: Uwe Meinhold

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