Sinkende Grundstückswerte, schmutzige Luft - Viele Sorgen vorm Bergbau-Start in Altenberg

Altenberg - Werteverfall bei Immobilien, Luftverschmutzung, Verlust von Heimat: Die Lithium-Gewinnung im Erzgebirge birgt zwar Chancen, doch die Bedenken der Anwohner sind groß. Ein Besuch vor Ort.

Ein Kilogramm erzhaltiges Gestein enthält circa elf Gramm Lithiumhydroxid.
Ein Kilogramm erzhaltiges Gestein enthält circa elf Gramm Lithiumhydroxid.  © Egbert Kamprath

Liebenau, ein Ortsteil von Altenberg. Es ist fast schon dunkel, aber die Plakate im Ort sind gut zu erkennen. Einige sehen aus wie Ortsausgangsschilder, unten ist "Lithium" durchgestrichen, oben verweist ein Pfeil in die Ferne.

Daneben steht "Heimat" oder "Landwirtschaft". Auf dem Plakat, das zwei Anwohnerinnen zum "Bürgerdialog" in die Kulturscheune mitgebracht haben, steht "Luft".

Die beiden jungen Frauen wollen ihren Namen nicht nennen, erklären aber, sie befürchten "giftigen Staub in der Luft", wenn die Aufbereitungsanlage für das Lithium erst hier steht.

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Jedem der vielleicht hundert Interessierten, die auf Einladung der Zinnwald-Lithium GmbH gekommen sind, brennt etwas auf der Seele. Oder unter den Nägeln.

Ein Mittfünfziger sagt, er habe Angst, dass Gäste wegbleiben könnten, wenn der Abbau kommt. Oder dass sein Haus an Wert verliert. Er vermietet in Zinnwald ein Ferienhaus, das direkt über dem Abbaugebiet steht.

Imker Malte Eismann (50) fürchtet um seine Bienen.
Imker Malte Eismann (50) fürchtet um seine Bienen.  © Egbert Kamprath
Zinnwald-Lithium-Geschäftsführer Marko Uhlig (56, r.) im Gespräch beim "Bürgerdialog".
Zinnwald-Lithium-Geschäftsführer Marko Uhlig (56, r.) im Gespräch beim "Bürgerdialog".  © Egbert Kamprath
Nicht nur die beiden Anwohnerinnen fürchten durch Abbau und Aufbereitung des Lithiums um die Sauberkeit der Luft.
Nicht nur die beiden Anwohnerinnen fürchten durch Abbau und Aufbereitung des Lithiums um die Sauberkeit der Luft.  © Egbert Kamprath
Anwohnerin Johanna Franz (35) sieht noch viele Bedenken.
Anwohnerin Johanna Franz (35) sieht noch viele Bedenken.  © Egbert Kamprath

Viele kritische Stimmen gegen Bergbau-Start

Jahrelang gab es um Altenberg kein "Berggeschrey". Symbol für den Altbergbau ist der Arno-Lippmann-Schacht. Jetzt soll der Bergbau wieder aufgenommen werden.
Jahrelang gab es um Altenberg kein "Berggeschrey". Symbol für den Altbergbau ist der Arno-Lippmann-Schacht. Jetzt soll der Bergbau wieder aufgenommen werden.  © imago/Sylvio Dittrich

Berufsimker Malte Eismann (50) aus Bärenstein fürchtet um die Unversehrtheit seiner Bienen. "Es gibt jede Menge Bedenken", fasst Johanna Franz (35) zusammen.

Die Bürgermeisterkandidatin hat auch mit den drei Bürgerinitiativen gesprochen, die sich gegen den Abbau wehren.

Und die Vorteile? "Die Kita", um deren Erhalt gerade gerungen werde, hätte eine Chance, so Zinnwald-Lithium-Chef Marko Uhlig (56). Von Gewerbesteuern, Zuzug oder Arbeitsplätzen ganz zu schweigen.

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Während alle reden, zeigen vier Security-Kräfte Präsenz. "Ist ja auch schon was passiert", sagt ein Polizist, nicht mehr. Ein Eigentümer, der sein Grundstück in Bielatal für das Vorhaben zur Verfügung stellen wollte, soll Morddrohungen erhalten haben, erzählt ein anderer.

An diesem Abend bleibt es jedoch ruhig. Was André Barth (56, AfD), eigentlich Landtagsabgeordneter, aber aktuell auch amtierender Bürgermeister, über den geplanten Lithium-Abbau sagt, klingt wie ein Schlusswort: "Die Chancen müssen die Risiken deutlich überwiegen."

Titelfoto: Montage: Egbert Kamprath, IMAGO/Sylvio Dittrich

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