Überraschungsfund im Erzgebirge: Arbeiter entdecken riesigen Stollen unter Edeka-Baustelle
Annaberg-Buchholz - Auf dem ehemaligen Gelände des OPEW-Hauptwerks in Annaberg-Buchholz (Erzgebirge) entsteht derzeit ein neuer Edeka-Markt. Dabei wurde nun ein unbekannter Stollen entdeckt, der nicht nur den Bauherrn vor große Herausforderungen stellt.
Alles in Kürze
- Arbeiter entdecken riesigen Stollen unter Edeka-Baustelle in Annaberg-Buchholz
- Stollen quert Baufeld in Ost-West-Richtung und ist witterungsbedingt beschädigt
- Bautätigkeiten vorübergehend eingestellt, Markteröffnung verschiebt sich ins nächste Jahr
- EDEKA als Bauherr ist für weiteres Vorgehen verantwortlich und muss Hohlräume freilegen oder verfüllen
- Land Sachsen und Stadtverwaltung Annaberg-Buchholz sind informiert, aber noch nicht offiziell zu dem Fund geäußert

Am 10. Juni war Tobias Heinrich (29) von der Firma Lengenfelder Abbruch und Recycling GmbH auf der Baustelle mit der Geländeregulierung beschäftigt, als plötzlich "ein Batzen Dreck" aus der Wand fiel, wie Heinrich gegenüber TAG24 den Fund beschreibt.
Schnell wurde die Bergsicherung dazu gerufen und die betroffene Stelle untersucht. Das Ergebnis: Dahinter versteckte sich ein nicht dokumentierter unterirdischer Hohlraum, der das Baufeld in Ost-West-Richtung quert.
Es folgten weitere Untersuchungen der Bergsicherung in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Oberbergamt Freiberg. Dabei wurde unter anderem deutlich, dass der Bereich witterungsbedingt beschädigt ist, teilte André Altermann (35) von der Bergsicherung mit.
Zudem weist er nur eine geringe Überdeckung von sechs bis sieben Metern zur Geländeoberfläche auf, die zwar größtenteils mit Massen verfüllt sei, offene Hohlräume im weiteren Verlauf könnten dennoch nicht ausgeschlossen werden.
Nun muss ausführlich geklärt werden, über welche Strecke sich der Stollen - auch über die Baustelle hinaus - erstreckt, wie weit er in den Berg hinein geht und welche Auswirkungen der Hohlraum auf die Statik des Gebiets hat.

Bautätigkeiten vorübergehend eingestellt

"Die Prüfung der Lage und des weiteren Verlaufs des Stollens inklusive der notwendigen Verfüll- und Sicherungsarbeiten dauert die nächsten zwei bis drei Monate an", so Kenneth Luckwaldt, Abteilungsleiter technische Projektleitung der EDEKA Unternehmensgruppe Nordbayern-Sachsen-Thüringen.
Ob und inwieweit die angrenzenden (Wohn-)Häuser ebenfalls gefährdet sind, kann aktuell noch nicht gesagt werden. Vorerst wird es jedoch über die Baustelle und die bereits vorhandene Sperrung hinaus keine weiteren Einschränkungen geben.
Bis zur Klärung aller sicherheitsrelevanten Aspekte mussten die Bautätigkeiten im betroffenen Bereich vorübergehend eingestellt werden. "In welchem Umfang sich dies auf den geplanten Bauzeitplan auswirkt, ist derzeit noch nicht vollständig absehbar", erklärt Luckwaldt.
Die geplante Markteröffnung im Dezember dieses Jahres wird sich somit wohl oder übel in das kommende Jahr verschieben.

Bauherr für weiteres Vorgehen verantwortlich

Und wer ist nun für das weitere Vorgehen verantwortlich? Beim Bauherr, in diesem Fall der EDEKA Nordbayern Bau- und Objektgesellschaft mbH, liegt jetzt die finanzielle und organisatorische Pflicht, die Hohlräume entweder vollständig freizulegen und dann fachgerecht zu verfüllen oder eine dichte Erkundung und Verwahrung vorzunehmen.
"Eine Nichtbeachtung könnte langfristig zu bautechnischen Risiken führen, für deren Folgen der Bauherr haftbar wäre", heißt es in der Pressemitteilung der EDEKA Unternehmensgruppe Nordbayern-Sachsen-Thüringen.
"Wir arbeiten eng mit den zuständigen Behörden zusammen, um eine fundierte Bewertung der Lage zu ermöglichen und den sicheren Fortgang der Bauarbeiten zu gewährleisten", betont Jan Hašek, Regionalleiter des Geschäftsbereichs Expansion der EDEKA Unternehmensgruppe Nordbayern-Sachsen-Thüringen.
Für den Hohlraum, der außerhalb der Baustelle verläuft, ist hingegen das Land Sachsen verantwortlich.
Auch die Stadtverwaltung Annaberg-Buchholz ist über den Fund informiert, äußerte sich am Freitag aber vorerst noch nicht zu dem unbekannten Stollen.
Titelfoto: Bildmontage: Uwe Meinhold, Kenneth Luckwaldt