Früher da und bleiben länger: Die Eisheiligen lassen Sachsen zittern

Dresden - Eigentlich ist der Mai ein Monat der Hoffnung: Die Bäume stehen in voller Blüte, die Sonne kitzelt die ersten Früchte wach. Doch was aussieht wie ein Paradies, kann sich über Nacht in einen frostigen Albtraum verwandeln. Denn mit den gefürchteten Eisheiligen klopft plötzlich die Kälte an die Tür.

Obstbauer Robert Rüdiger (41) hofft, dass seine Pflanzen die nächsten Nächte überleben.  © Norbert Neumann

"Letztes Jahr hatten wir durch den Frost 98 Prozent Ernteausfall", erinnert sich Obstbauer Robert Rüdiger (41) aus Hosterwitz.

Er baut auf seinen Feldern alles an, was das Früchte-Herz begehrt: Erdbeeren, Äpfel, Pflaumen, Kirschen, sogar Aprikosen und exotische Beeren. Doch was bringt das schönste Sortiment, wenn Väterchen Frost dazwischenfunkt?

"Blühen tut es aktuell sehr viel, aber die Nächte jetzt werden das Problem sein. Wenn es wirklich kommt, dann wird es wirklich beschissen."

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Er rechnet fest mit dem Eintreffen der Eisheiligen, die eigentlich erst vom 11. bis 15. Mai erwartet werden und nun offenbar früher kommen und länger bleiben.

"Minus ein Grad reicht schon aus, dass die Blüte erfriert."

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Auch in anderen Teilen Sachsens werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Heiko Hübler vom Obstgut Seelitz deckt die Erdbeeren ab.  © Ralph Kunz
Die Quittenbäume blühen bereits in Massen.  © Norbert Neumann

Eisheilige sind für den Obstbau eine Zerreißprobe

Pleißa bei Limbach-Oberfrohna bringt Floristin Kerstin Ebert (59) die Tomatenpflanzen wieder ins warme Gewächshaus.  © Ralph Kunz

Tatsächlich bestätigt der Deutsche Wetterdienst die Gefahr.

Ein Meteorologe aus Leipzig erklärt: "Jetzt gerade bringt die Witterung kühle Luft mit sich. Nach den Gewittern am Wochenende kann es nachts kräftig abkühlen."

Besonders tückisch: "Wenn die schützende Wolkendecke fehlt, kann es in Bodennähe leicht zu Frost kommen – selbst wenn die Lufttemperatur noch drei Grad zeigt." In Bodennähe könne es dann schon minus ein Grad sein – genau der kritische Punkt, vor dem Obstbauern zittern.

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Aus dem sächsischen Landwirtschaftsministerium heißt es, dass zudem durch die höheren Temperaturen die Vegetation schon weiter sei als normal. "Deshalb können in der Nacht Schäden an Obstkulturen und Wein auftreten, jedoch nur in geringem Umfang."

Für den Obstbau ist das dennoch eine echte Zerreißprobe. Noch setzen viele Bauern auf Schutzmaßnahmen: Frostschutzkerzen, Heizgeräte, Netze – doch das alles kostet Geld, Zeit und Nerven ...

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