Nächtliche Igel-Killer: Diese Stadt macht Jagd auf Mähroboter

Dresden/Leipzig - Wenn sich die Abendröte übers Land legt, wuseln sie los: Igel sind vor allem abends und nachts auf der Suche nach Essbarem. Fündig werden sie meist in Gärten - in denen sie immer häufiger auf erbarmungslose Mähroboter stoßen. Leipzig verhängt nun saftige Strafen für skalpierte Meckis. Dresden appelliert zunächst nur an seine Gärtner.

40 Tote, 400 Verletzte, die Dunkelziffer deutlich drüber: Der Igel ist in Gefahr in Leipzig!
40 Tote, 400 Verletzte, die Dunkelziffer deutlich drüber: Der Igel ist in Gefahr in Leipzig!  © picture alliance/dpa

Die Stadt Leipzig hat den nächtlichen Betrieb von Mährobotern per Allgemeinverfügung verboten. Wer seinen automatischen Rasenmäher trotzdem zwischen einer halben Stunde vor Sonnenuntergang und der halben Stunde nach Sonnenaufgang über seinen Rasen brettern lässt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro.

Der Grund: Allein in der Messestadt wurden im vergangenen Jahr etwa 400 Igel durch Gartenmaschinen verletzt. Wenigstens jeder Zehnte davon erlag seinen Verletzungen. Die Dunkelziffer sei deutlich höher, weil sich die verwundeten Stacheltiere meist verkriechen, so das Rathaus.

Dabei steht der Westeuropäische Igel seit vorigem Jahr auf der internationalen Roten Liste als "potenziell gefährdet". Allein in Bayern leben heute 80 Prozent weniger Igel als noch 1976. Für Sachsen gibt es keine genauen Zahlen.

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Gründe für den Rückgang gibt es viele: immer weniger Insekten, immer mehr Beton statt Grünflächen - und immer mehr Mähroboter.

Verletzte Igel, sofern sie gefunden werden, müssen oft aufgepäppelt werden - und leben fortan mit Behinderung.
Verletzte Igel, sofern sie gefunden werden, müssen oft aufgepäppelt werden - und leben fortan mit Behinderung.  © picture alliance/dpa
Nahezu geräuschlos nähern sich erbarmungslose Mähroboter ihren stacheligen Opfern. (Symbolbild)
Nahezu geräuschlos nähern sich erbarmungslose Mähroboter ihren stacheligen Opfern. (Symbolbild)  © 123rf/joaquincorbalan
Dresdens Umweltamtsleiter René Herold (45) ist besorgt.
Dresdens Umweltamtsleiter René Herold (45) ist besorgt.  © Steffen Füssel

Immer mehr Igel müssen in Sachsen mit Behinderungen leben

"Igel vertrauen bei Gefahr auf ihre Strategie und rollen sich zusammen", erklärt Dresdens Umweltamts-Chef René Herold (45). Aber "die Stacheln schützen nicht vor den sich nahezu lautlos nähernden Robotern".

Wer diese Horror-Unfälle überlebt, müsse fortan mit körperlichen Behinderungen leben. Und das, während auch immer mehr Igel-Feinde - Dachs, Fuchs, Waschbär, Uhu - in die Stadt gezogen sind.

"Igel brauchen Rückzugsorte. Wer ihnen helfen möchte, der legt in seinem Garten wilde Ecken an, also etwa einen Laubhaufen mit Holz, der als Unterschlupf dient. Davon profitieren auch andere Wildtiere", so Herold weiter.

Und fürs Anlegen von wilden Ecken oder Rasenmähen gilt doch eh: Respekt, wer's selber macht ...

Titelfoto: Montage: 123rf/joaquincorbalan, picture alliance/dpa

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