Glashütte - Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasanter und nachhaltiger als jede andere Entwicklung zuvor. Schritt für Schritt übernehmen Automaten die Tätigkeiten, die bisher Menschen vorbehalten waren.
Für den heute 20-jährigen Martin Schaller aus Heidenau waren dabei schon zu Schulzeiten zwei Dinge klar: dass keine KI seinen Traumberuf ersetzen kann und dass er zeitgleich Angst davor hat, an der Ausbildung zum Uhrmacher zu scheitern.
Da waren die großen Fußstapfen des Vaters und Großvaters, beide gelernte Uhrmacher. Da waren die Selbstzweifel des damals 17-jährigen Heidenauers: "Ich dachte, ich schaffe es nicht, jeden Tag um 5.30 Uhr aufzustehen und den Zug nach Glashütte zu kriegen. Ich dachte auch, ich werde zu zappelig bei der Arbeit sein."
Um zu üben, baute er eine Taschenuhr auseinander und wieder zusammen - "und sie lief"! Doch die Selbstzweifel vor Ausbildungsbeginn blieben.
Drei Jahre lang stand der Azubi dann aber pünktlich auf, schloss im Juni seine Ausbildung ab und geht heute am Arbeitstisch der Deutschen Uhrenmanufaktur Glashütte (DUG) seinem Traumberuf nach: "Nachdem ich das Uhrwerk zusammengebaut habe, verleihe ich den Uhren ihr Gesicht", sagt der frischgebackene Uhrmacher stolz.
Geschäftsführer Brodführer: DUG verbindet Tradition und Bezahlbarkeit
Von Grund auf baut Schaller die Uhren zusammen, setzt das Uhrwerk ineinander, verbindet die Zahnräder mit neun blauen Minischrauben, schaltet das Zifferblatt ein: "Ich kann mittlerweile gedanklich von Zahnrad zu Zahnrad springen und sehe eigentlich das gesamte Innere, wenn ich auf die Uhr schaue."
Chef des jungen Uhrmachers ist Toni Brodführer (39), der mit seiner DUG im Dezember 2024 an den Start ging: "In Glashütte gibt es viele Marken, die ihre Interpretation der Glashütter Tradition des Uhrenbaus entwickelt haben. Was oft vergessen wird, ist, dass auch Normalverdiener sich für schöne Dinge interessieren."
Daher sei der Ansatz der DUG, "Uhren aus Glashütte für mehr Menschen bezahlbar zu machen". Zwei Grundmodelle stehen zur Auswahl, die der Kunde sich gestalten kann. Die Kosten reichen von 1099 Euro für die billigste bis 1299 für die teuerste Uhr.
Auch Martin Schaller trägt eine Glashütte-Uhr, die er zur Anstellung geschenkt bekommen hat: "Ich kontrolliere sie regelmäßig, baue sie auseinander und zusammen wie damals meine Taschenuhr."
Infos: www.dug-glashuette.com