Kasper & Co. durchleben keine einfachen Zeiten: Sachsens Puppenspiel-Tradition in Zahlen
Zwei Jahre lang musste der Bärenfelser Kasper auf seinen nächsten großen Auftritt warten. Doch an diesem Wochenende ist das Osterzgebirgische Puppentheaterfest mit seiner 17. Auflage zurück (Programm: puppentheaterfest.de). Zeit, mal einen Blick zurückzuwerfen in die goldene Zeit des Puppenspiels in Sachsen - mit bunten Zahlen, Fakten und Geschichten.
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Jahre ist der Hohnsteiner Kasper schon alt. Geschaffen wurde er 1928 vom Puppenspieler Max Jacob (1888-1967), der auch die Hohnsteiner Puppenbühne gründete.
Erstmals war der Kasper kein roher Schläger mehr, sondern gewitzt und gescheit. Sein Kollege, der Bärenfelser Kasper, ist weitaus jünger. Der Puppenspieler Paul Hölzig (1911-1989) schuf ihn, nachdem er 1945 nach der Bombardierung Dresdens nach Bärenfels umzog und dort mit der Bärenfelser Puppenbühne einen Neustart wagte.
Der Bärenfelser Kasper unterscheidet sich vom Hohnsteiner Kasper vor allem darin, dass er beim Lachen keine Zähne zeigt.
1952

wurde die Puppentheatersammlung in Dresden gegründet und mauserte sich zu einer der größten Puppentheatersammlungen der Welt.
Unschöner Hintergrund: Die privaten Bühnen wurden in der DDR durch kommunale und staatliche Puppentheater ersetzt und sollten hauptsächlich mit Stabpuppen bespielt werden.
Marionetten und Handpuppen landeten daraufhin in großer Zahl im Museum.
12.000

Marionetten, Handpuppen und Theaterfiguren, ebenso wie Bühnen und das riesige Archiv sind seit 2024 im Kraftwerk Mitte in Dresden auf 2600 Quadratmetern untergebracht.
Dabei sind Teile des Bestands an großen Marionetten oder auch Handpuppen der Jahrmärkte über 200 Jahre alt.
100.000

Mehr als 100.000 Inventarnummern zählt die Dresdner Puppentheatersammlung. Darunter befinden sich auch über 2400 Exponate im Bereich des Theatrum mundi, dem "Welttheater".
Dies ist die wohl größte Sammlung der Welt. Die wahrscheinlich letzte Theatrum-mundi-Vorstellung in Sachsen wurde mit der Szene "Die Hochwasserkatastrophe im Plauenschen Grunde 1897" am 4. Juni 1952 von Heinrich Apel Jr. (1895–1975) vorgeführt.
150

Wandermarionettentheater reisten um 1900 durch Sachsen, das damals ein großes Puppenspiel-Zentrum war.
50 Jahre später hatte dies ein jähes Ende, als in der DDR die traditionellen Marionettenbühnen als nicht mehr zeitgemäß verboten wurden.
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Inszenierungen für Kinder und 11 Inszenierungen für Erwachsene umfasst das Repertoire des traditionellen Marionettentheaters Dombrowsky, das in inzwischen siebter Generation noch als eines der letzten Wandermarionettentheater in Europa vor allem durch Sachsen tourt.
Termine: dombrowsky-marionetten.de
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kommunale Puppentheater-Ensembles gibt es noch im Freistaat - in Bautzen, Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau.
Als erstes kommunales Puppentheater der DDR wurde 1951 die "Städtische Puppenbühne Chemnitz" gegründet.
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private Puppentheaterbühnen im Freistaat halten das traditionelle Puppenspiel am Leben.
2,56
Kilometer lang ist der Rundwanderweg Hohnsteiner Kasperpfad, an dessen Ende man die Ausstellung zum traditionellen Handpuppenspiel in der Touristinformation Hohnstein (Mo-Do 9-12Uhr & 13-15 Uhr, Sa 9-10 Uhr) besuchen kann.
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Polizeipuppenbühnen gab es nach der Wende in Sachsen - anno dazumal in Leipzig, Chemnitz, Riesa, Aue, Bautzen, Meißen und Dresden. Davon existiert heute nur noch eine im Direktionsbezirk Dresden.
Ausstellungstipp
• Puppentheatersammlung im Kraftwerk Mitte in Dresden. Sa & So 10-18 Uhr sowie Do & Fr 14-18 Uhr. Eintritt: 7 Euro, erm. 6 Euro, unter 17 Jahren frei. Infos: puppentheatersammlung.skd.museum
• Bis 19. Oktober "Seid ihr alle da? Kasper, Struppi und ihre Freunde" im StadtMuseum Pirna. Eine Ausstellung zur Geschichte der Puppenbühnen in Hohnstein, Bärenfels und Pirna. Di–So 10 – 17 Uhr.
Eintritt: 6 Euro, erm. 4 Euro, unter 18 Jahren frei. Infos: www.pirna.de/pirna-erleben/kultur/museen/stadtmuseum-pirna/
Titelfoto: Montage: Holm Helis, IMAGO/Sylvio Dittrich, IMAGO/Sylvio Dittrich,