Millionen-Erbe für sächsisches Dorf: Bürgermeister verrät, was mit Geld passieren soll
Großschönau - Ein unverhoffter Geldregen, von dem mancher nur träumen darf: Das ist dem kleinen Ort Großschönau im Landkreis Görlitz nun passiert. Doch was macht ein 5000 Seelen-Dorf mit 1,7 Millionen Euro? Und wer war eigentlich der großzügige Spender Professor Gottfried Johannes Martin Köhler (99†)?
Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker (62, fraktionslos) ist über das Erbe immer noch sprachlos. Bereits im April, einen Monat nach Köhlers Tod, wurde die Gemeinde über den unverhofften Geldsegen informiert.
Entschieden wurde seither bewusst nichts: "Es sollen ja keine Schnellschüsse sein. Wir möchten zielgerichtet in seinem Interesse investieren."
Viel wisse man immer noch nicht über den Spender, außer dass er 1925 in dem kleinen Örtchen an der tschechischen Grenze geboren wurde, dort zur Schule ging und während des Zweiten Weltkrieges eingezogen wurde.
"Hier geriet er wohl in Frankreich in Gefangenschaft und hat im Bergbau gearbeitet", so Bürgermeister Peuker zu den bisherigen Informationen. Später studierte er Bergbau in der DDR, fühlte sich dort politisch jedoch nicht wohl und verschwand in die Bundesrepublik, vermutlich mit Lebensmittelpunkt in Köln.
Köhler war in Großschönau ein Phantom
Vor zehn Jahren kehrte er mit seiner Frau zurück - zumindest in das Nachbardorf Olbersdorf. Doch die Nähe zur Heimat blieb: "Es ist einfach bewegend. Er scheint wirklich sehr schöne Erinnerungen an seine Geburtsgemeinde zu haben", nur so könne sich die Gemeinde das Erbe erklären.
In Großschönau selbst blieb Köhler dennoch ein Phantom. Nur in der evangelischen Kirchgemeinde war er wegen größerer Spenden bekannt. Die Köhlers waren kinderlos, nur entfernte Verwandte leben noch im Ort.
Mit ihnen steht die Gemeinde nun vorsichtig in Kontakt: "Man möchte sie ja auch nicht unter Druck setzen."
Woher das Vermögen stammt, ist ebenfalls unklar. "Er muss sich das alles selbst erarbeitet haben", vermutet der Bürgermeister. Klar ist, dass Köhler die Gemeinde, neben seinen entfernten Verwandten, bereits 2019 in das Testament aufgenommen hat. Hier wurde eindeutig festgelegt, "dass damit Maßnahmen mit breiter Wirkung für die breite Bevölkerung finanziert werden sollen."
Gemeinderat darf nicht ohne Testamentsvollstrecker entscheiden
Im Gespräch sind Investitionen in eine der beiden Schulen, die Sporthalle oder der drei Kitas. Schnelle Beschlüsse sind ausgeschlossen: "Der Doppelhaushalt 2025/26 ist schon festgelegt."
Und der Bürgermeister betont: "Ohne die Testamentsvollstrecker darf der Gemeinderat ohnehin nicht entscheiden, wofür das Geld eingesetzt wird."
Deshalb sei das Geld für Maßnahmen in den Jahren 2027/28 geplant.
Titelfoto: Montage: Holm Helis (2)

