Neue Beratungsstelle: Hier finden Opfer von Judenhass jetzt Hilfe
Dresden - Der Antisemitismus in Sachsen nimmt zu, am Mittwoch öffnete in Dresden eine neue Beratungsstelle ihre Türen. Sie soll auch Fälle ans Licht bringen, die von der Polizei nicht verfolgt werden.

Die sächsische Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr 167 antisemitische Straftaten, 2016 lag die Zahl noch bei 85. Die Mehrzahl komme aus dem rechtsextremen Milieu.
Damit sei aber nicht das ganze Ausmaß erfasst, erklärt Dirk Münster (50) vom Extremismus-Abwehrzentrum des LKA: "Manche scheuen den Weg zur Polizei." Außerdem sei nicht jeder Fall strafrechtlich relevant.
Licht auf die Dunkelziffer werfen soll die neue "Melde- und Beratungsstelle Antisemitismus Sachsen", die Mittwoch in Betrieb ging. Ihr Sitz befindet sich in Dresden, die genaue Adresse bleibt geheim - aus Angst vor Angriffen. Betroffene können sich per Telefon oder E-Mail melden. Sie gehört zum Berliner Verein "OFEK".
Vorstand Marina Chernivsky (45): "Antisemitische Angriffe gehören zum Alltag jüdischer Menschen." Die Stelle berät Opfer und analysiert die Fälle.
Die Polizei will daraus Erkenntnisse ziehen, um künftig Straftaten besser abzuwehren.
So ist die Beratungsstelle erreichbar



Aktuell nimmt laut dem sächsischen Innenministerium vor allem der Antisemitismus im Internet zu. Dazu kommen antisemitische Verschwörungstheorien zur Corona-Pandemie. So trugen Demonstranten etwa gelbe "Judensterne" mit der Inschrift "ungeimpft".
Der Freistaat fördert die Beratungsstelle mit 220.000 Euro. Kultusminister Christian Piwarz (46, CDU): "Das Judentum gehört zu unserem Land."
Betroffene erreichen die Beratungsstelle unter Tel. 0159/06778551 oder per E-Mail an sachsen@ofek-beratung.de
Titelfoto: Montage: Eric Hofmann, Steffen Füssel