Oberbürgermeister schießt jungen Mann an: Das sagt der Jagdexperte

Brand-Erbisdorf - Ein tragischer Jagdunfall sorgt für Diskussionen: Martin Antonow (63, parteilos), Oberbürgermeister von Brand-Erbisdorf (Mittelsachsen), soll aus Versehen einen Mann (20) angeschossen haben. Hätte das Unglück verhindert werden können?

Gegen OB Martin Antonow (63, parteilos) ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Körperverletzung.  © Maik Börner

Bevor ein Jäger auf ein Tier schießt, gelten strenge Regeln, erklärt Jens Schreiber (56) vom Kreisjagdverband Chemnitz: "Ich muss einschätzen: Ist es alt oder jung, männlich oder weiblich und ist es freigegeben."

Außerdem muss der Schusswinkel stimmen, die Umgebung geprüft werden. Vor einem Baum würde Schreiber niemals schießen - zu groß die Gefahr, dass die Kugel abprallt. Wenn der Jäger nicht sicher ist, gilt: Finger weg vom Abzug.

"Routine ist wichtig und das Bewusstsein, dass man eine besondere Verantwortung hat."

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Dennoch passieren Jagdunfälle. Waffen können defekt sein, Menschen unaufmerksam. Schreiber hat selbst eine brenzlige Situation erlebt: Ein Jogger lief ihm bei einer Bewegungsjagd vors Gewehr.

"Wenn das passiert, muss man sofort abbrechen und die sogenannte Sicherheit herstellen, und kein Schuss sollte sich mehr lösen."

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Ein Jäger hält in seinem Jagdrevier eine Jagdwaffe auf einem Hochsitz. Bevor er abdrückt, hat er Regeln zu befolgen. (Symbolbild)  © Silas Stein/dpa

Tatwaffe und Waffenbesitzkarte sichergestellt

Jens Schreiber (56), Vorstandsvorsitzender des Jagdkreisverbands Chemnitz.  © privat

Kommt es dennoch zum Jagdunfall, übernehmen Polizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen.

Im Fall von Martin Antonow wurden Tatwaffe und Waffenbesitzkarte sichergestellt - das bestätigte der OB selbst gegenüber der "Bild".

Jagdexperte Schreiber erklärt weitere mögliche Folgen: "Sollten die Ermittlungen ein Verschulden des Schützen ergeben, dann kann in letzter Konsequenz dem Jäger die waffenrechtliche Zuverlässigkeit abgesprochen werden, und somit verliert er den Jagdschein."

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Im Fall Antonov geht ein Polizeisprecher von einem Unfall aus: "Nach derzeitigem Kenntnisstand löste sich auf einer Jagdkanzel ein Schuss, als der 63-Jährige den Ladezustand seiner Flinte kontrollierte."

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