Produzent Demecan macht aus der Pflanze Medizin - Cannabis-Riese boomt, doch es gibt Sorgen
Ebersbach - 2017 in einer Berliner Wohnküche gegründet, ist Demecan aus Ebersbach der einzige Hersteller von medizinischem Cannabis in der Bundesrepublik. Trotz Verdoppelung von Produktion und Umsatz ist Mitgründer und Vorstands-Chef Adrian Fischer (41) besorgt. Der Bund plant, die Verschreibung der Blüten in Zukunft wieder stärker zu regulieren.
Alles in Kürze
- Demecan produziert medizinisches Cannabis in Ebersbach.
- Produktion verdoppelt auf 4,2 Tonnen pro Jahr.
- Umsatz steigt um 121 Prozent.
- Bund plant strengere Regulierung von Cannabis-Verschreibungen.
- Demecan sieht Sorgen durch politische Debatten.

Fünf Millionen Euro investierte Demecan, um vier weitere Aufzucht-Räume für medizinische Cannabis-Blüten in Betrieb zu nehmen.
Dadurch steigert das Unternehmen seine Produktion um das Doppelte auf rund 4,2 Tonnen Cannabis-Blüten pro Jahr.
Auch der Umsatz des Start-ups ist um satte 121 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen: "Damit sind wir nicht mehr von externem Geld abhängig, sondern können aus eigener Kraft wachsen", konstatiert Adrian Fischer mehr als zufrieden.
Doch die Freude über den Erfolg des staatlich geförderten Cannabis-Produzenten ist von Unverständnis und Sorge aufgrund aktueller politischer Debatten geprägt.


Demecan hat den Blick weiter Richtung Zukunft

Die neue Bundesregierung stuft das Regelwerk um die Legalisierung und den Vertrieb von medizinischem Cannabis ihrer Vorgänger vom April 2024 mittlerweile als "Fehlentwicklung" ein.
Mit einem Gesetzesentwurf vom 14. Juli 2025 wird eine "Korrektur" des Medizinal-Cannabisgesetzes an zwei Stellen gefordert. Damit sollen keine Rezepte mehr ohne persönlichen Termin bei einem Hausarzt ausgestellt und der Versand von Cannabis-Blüten verboten werden.
Fischer ist nicht nur überrascht von dieser Entwicklung, die weder im Koalitionsvertrag angekündigt noch aus Herstellerperspektive erwartbar gewesen sei: "Weil es auch Falschfahrer gibt, betreibt man doch auch keinen Rückbau der Autobahn", poltert der Firmenchef.
Trotz der aktuellen Polit-Debatten richtet Demecan den Blick weiter Richtung Zukunft, könnte am Standort in Ebersbach mit entsprechendem Ausbau rund 20 Tonnen Cannabis pro Jahr produzieren. Vorausgesetzt, die Gesetze ändern sich nicht ...
Rückwärts nimmer - ein Kommentar von Jakob Anders

Lange, nachdem Kiffen salonfähig geworden war, wurde Kiffen legal. Seit April 2024 darf man Gras mit Rezept in Apotheken kaufen, in gewissen Mengen bei sich führen, an entsprechender Stelle konsumieren. Eine politische Errungenschaft der einstigen Ampelkoalition.
Mit Friedrich Merz (69, CDU) als neuem Kanzler werden die Entscheidungen der Vorgänger nunmehr kritisiert, ein Umdenken ist gefordert, die legalisierte Droge soll zwar legal bleiben, aber doch wieder schwieriger zu erhalten sein.
Dabei sollen erstens keine Blüten mehr per Post versendet werden dürfen und zweitens soll die Medikation ausschließlich nach einem persönlichen Besuch beim Arzt erfolgen dürfen.
Wir leben in Zeiten, in denen prominente Showmaster für die Verwendung von Apps und E-Apotheken werben, mit denen Arzneimittel nach Hause geliefert werden. Hier wieder ein neues Gesetz einzuschieben, das diesen Weg erschwert, empfinde ich als Rückschritt vom erst ein Jahr alten Fortschritt.
Dass Cannabis dann wiederum zur Droge deklariert wird, die unsere Jugend gefährdet, verführt mich zur generellen Debatte über den Kult um unseren Alkohol, dem beinahe jeder Jugendliche zu früh verfällt.
Um Teenager davor zu schützen, unkontrolliert Gras über das Internet zu bestellen, reicht die Idee des Mitgründers von Demecan völlig aus: Videosprechstunden bei Ärzten, die das Rezept für medizinisches Cannabis ausstellen - oder eben nicht, Herr Merz.
Titelfoto: Stefan Häßler