Wehlens neues Wahrzeichen: Aussichtsturm mit Blechfassade erregt die Sächsische Schweiz

Pirna - Der hässlichste Turm Sachsens? Wenn es nach Wehlens "Burgfreunden" geht, steht der jetzt in der Sächsischen Schweiz. Auf Burg Wehlen wurde er nach anderthalb Jahren Bauzeit eingeweiht - und sorgt für Zündstoff.

Die Besucher der oberen Etage sind den Blicken der unteren Besucher ausgeliefert - für den Ortschronisten die reinste "Peepshow".  © Jürgen Männel/jmfoto

Denn auf alten Fundamenten wurde ein moderner Aussichtsturm errichtet, mit rotbrauner Blechfassade und markantem Austrittskubus. Für Besucher ein neues Wahrzeichen, für Einheimische ein Ärgernis.

So auch für etwa zehn Burgfreunde, die sich 2017 ehrenamtlich zusammenschlossen, um die Burgruine wieder erlebbar zu machen.

2023 wurden 364.000 Euro von alten SED-Fördermitteln zur Verfügung gestellt. Die damalige Freude darüber wich jedoch schnell der Ernüchterung. "So wie der Turm dasteht, ist das für uns ein Schlag ins Gesicht", ärgert sich Ortschronist und Burgfreund Wolfgang Thomas (77).

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Auch bauliche Mängel kritisiert er: "Bei dem 'Zugangsraum' zur Plattform wurde die Bodenentwässerung vergessen." Der Wunsch der Burgfreunde war ein historisierender Sandstein-Bau. Hier berufen sie sich auf alte Gemälde aus dem 18. Jahrhundert.

"Die sind aber 200 Jahre nach dem Burgverfall entstanden, entsprechen also reiner Fantasie. Keiner weiß, wie die Burg aussah", erklärt Wehlens Bürgermeister Thomas Mathe (52).

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So sah der Turm der Burg früher aus - um 1730 gemalt von Alexander Thiele.  © Jürgen Männel/jmfoto

Bauweise des Wehlener Aussichtsturms sorgt für Furore

Aus Sicht des Wehlener Bürgermeisters ist der neue Aussichtsturm ein Tourismusmagnet.  © Jürgen Männel/jmfoto

Einen Nachbau lehnte die Denkmalschutzbehörde demnach ab: "Die alten und neuen Bausubstanzen müssen getrennt werden. Es soll nicht so wirken, als sei der Turm schon immer da gewesen. Wir hatten nur die Option: dieser oder kein Turm. Für den Tourismus wäre das fatal gewesen."

Für Burgfreund Andreas Ruppert (74) ist klar: "In 756 Jahren wurde die Burg nie so geschändet wie jetzt. Das ist wie Augenkrebs. Am liebsten würde ich den Turm wegsprengen."

Der Ortschronist sieht es ähnlich: "Dieser Aussichtsturm wirkt hier im Elbtal wie ein Fremdkörper. Ein dunklerer Anstrich und vielleicht eine Pflanzenberankung könnten helfen."

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Trotz der Furore werden sich die Burgfreunde weiterhin um den Turm kümmern: "Wir machen das gerne, weil wir unsere Heimat lieben."

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann den Turm rund um die Uhr besuchen - kostenfrei.

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