Freital - Der Ruf nach einem Industriestrompreis wird lauter: Beim 4. sächsischen Stahlgipfel am Montag in Freital einigten sich die Teilnehmer darauf, beim Bund und der EU weiter Druck machen zu wollen. Die Chancen dafür stehen heute besser als vor zwei Jahren.
Tatsächlich gibt es die Forderung nicht erst seit gestern. Doch inzwischen habe man es geschafft, das Vorhaben über das Rahmenwerk des Clean Industrial Deal (CISAF) auch in Brüssel zu platzieren, sagte die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel (53), gegenüber TAG24.
Bisher gibt es nur eine Strompreiskompensation, die zwar funktioniere, aber zu kompliziert sei und 2026 auslaufe, so Rippel.
Die Stahlindustrie steht unter enormem wirtschaftlichen Druck, nicht nur durch die immens gestiegenen Energiepreise. Nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl sank die Rohstahlproduktion von Januar bis August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 12 Prozent.
Deshalb einigten sich die Teilnehmer in einem Positionspapier auf weitere Forderungen: den Ausbau der erneuerbaren Energien, schnelle Genehmigungsprozesse, die Förderung von Innovation, Investitionen, Fachkräften sowie die Sicherung der Lieferketten - durch ein Zollkontingentsystem etwa.
Wirtschaftsminister Panter fordert Zollkontingentsystem
Wirtschaftsminister Dirk Panter (51, SPD): "Als strategisch langfristig wirksames Handelsschutzinstrument braucht es das von der EU-Kommission Anfang Oktober vorgeschlagene Zollkontingentsystem, mit dem sich Importe an die tatsächliche Bedarfssituation in der EU anpassen lassen."
In der sächsischen Stahl- und Metallindustrie arbeiteten nach Ministeriumsangaben 2024 circa 45.900 Beschäftigte in 613 Unternehmen. Sie erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 10,5 Milliarden Euro.
Das Positionspapier, an dem auch Vertreter der sächsischen Stahlindustrie und der Gewerkschaft IG Metall mitwirkten, soll noch in dieser Woche in Berlin übergeben werden.