Uhu freigelassen: Falkner aus Lauenstein bittet um Hilfe

Lauenstein (Sachsen) - Am Dienstagmorgen wurde im Schloss Lauenstein (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) eine europäische Uhu-Dame (15) mutwillig von Unbekannten losgebunden - und flog daraufhin davon.

Falkner Henry Dydymski (62) ist auf der Suche nach seiner europäischen Uhu-Dame Gerda.
Falkner Henry Dydymski (62) ist auf der Suche nach seiner europäischen Uhu-Dame Gerda.  © Bildmontage: Facebook/Screenshot/Falknerei Schloss Lauenstein

Dabei begaben sich die Täter in den Innenhof der Falknerei, der bereits vor der offiziellen Öffnung des Museums um 10 Uhr zugänglich war - entgegen der Vereinbarung, dass die Türen immer verschlossen bleiben müssen.

"Jeder konnte einfach zu den Tieren gehen", ärgert sich der Falkner Henry Dydymski (62) im Gespräch mit TAG24.

Dadurch konnten die Unbekannten drei der sogenannten Falknerknoten lösen, mit denen die Eule "Gerda" sicher angebunden war. Der Vogel soll daraufhin mit seiner langen Leine, sollte diese nicht entfernt worden sein, über alle Berge geflogen sein, was für das Tier sehr gefährlich werden kann.

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Er vermutet mittlerweile jedoch, dass Gerda "ein Stück weiter in Richtung Sächsische Schweiz mitgenommen und dort fliegen gelassen wurde" – mit der Absicht, dass er sie im Umkreis nicht so schnell finden wird.

Dydymski zeigt sich entsetzt: Die Leine des sibirischen Uhus Wanja war ebenfalls aufgeknotet worden.
Dydymski zeigt sich entsetzt: Die Leine des sibirischen Uhus Wanja war ebenfalls aufgeknotet worden.  © Norbert Neumann

Gerda ist nicht auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet

Zuletzt soll Gerda in Rathmannsdorf in der Sächsischen Schweiz auf einer Wetterfahne gesichtet worden sein.
Zuletzt soll Gerda in Rathmannsdorf in der Sächsischen Schweiz auf einer Wetterfahne gesichtet worden sein.  © privat

Gerda war nicht das einzige Ziel: Auch beim nahe stehenden sibirischen Uhu "Wanja" wurden zwei von drei Knoten gelöst. Nur der letzte hielt den Vogel schließlich noch fest.

"Kein Vogel kann selbst drei Falknerknoten öffnen", betont der Falkner. "Jeden Abend kontrolliere ich alle meine Tiere […] am Vorabend war noch alles in Ordnung."

Alles deutet darauf hin, dass jemand gezielt vorging - möglicherweise aus falsch verstandener Tierliebe, obwohl ein Leben in Freiheit für die Uhu-Dame nicht möglich ist.

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Denn der 15 Jahre alte Vogel ist seit seiner Geburt in Menschenhand und demzufolge zutraulich. Er sucht menschliche Nähe und ist damit völlig ungeeignet für das Leben in freier Wildbahn.

"Da Uhus oft um Reviere kämpfen, wäre Gerda völlig verloren, weil sie es nie gelernt hat", erklärt Henry. Auch deshalb werde sie immer wieder Zuflucht in menschlicher Umgebung suchen: "Somit ist das Freilassen eines Tieres, das vorher in Menschenhand war, totaler Schwachsinn."

Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen

Am Tatort des Geschehens legt der Falkner seit dem Vorfall jeden Abend Futter für die Uhu-Dame hin, um sie wieder anzulocken.
Am Tatort des Geschehens legt der Falkner seit dem Vorfall jeden Abend Futter für die Uhu-Dame hin, um sie wieder anzulocken.  © Norbert Neumann

Es ist nicht das erste Mal, dass Gerda mutwillig befreit wurde. Insgesamt wurde der Vogel mittlerweile bereits "viermal bewusst ausgewählt, abgebunden und fliegen gelassen." Beim letzten Mal war sie ganze drei Monate verschwunden und „hat sich selbst ernährt“, bis sie sich schließlich Menschen im Schloss Kuckuckstein näherte, erzählt der 62-Jährige.

Der Falkner hat Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt. Auch die Bilder der Überwachungskameras des Schlosses werden derzeit ausgewertet.

Henry Dydymski bittet dringend um Hinweise. Wer den Uhu mit der möglicherweise langen weißen Leine gesehen hat, Kontakt hatte oder die Tat beobachtet hat, wird gebeten, sich unter 0160-1854422 oder 0157-31900929 zu melden.

Titelfoto: Bildmontage: Facebook/Screenshot/Falknerei Schloss Lauenstein

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