Dresden - Insgesamt 9,2 Prozent des Unterrichts fiel im zurückliegenden Schuljahr an Sachsens Schulen plan- und unplanmäßig (etwa durch Krankheit eines Lehrers) aus. Den meisten Ausfall gab es dabei an Ober- und Förderschulen. Signifikante strukturelle Unterschiede stechen wieder ins Auge: Der Ausfall fiel in Städten deutlich geringer aus als im ländlichen Raum.
"Der gestiegene Unterrichtsausfall im letzten Schuljahr macht deutlich: So konnte es nicht weitergehen! Deshalb haben wir mit dem Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung und mehr eingestellten Lehrkräften zum neuen Schuljahr gegengesteuert", erklärt Kultusminister Conrad Clemens (43, CDU).
Er ist im Abwehrmodus, denn er steht heftig wegen eben dieser Maßnahmen in der Kritik.
Burkhard Naumann (38) sagt als Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen: "Der dramatische Unterrichtsausfall im vergangenen Schuljahr ist die Folge einer jahrzehntelangen verfehlten Bildungspolitik in Sachsen."
Er ergänzt: "Dabei besteht derzeit die Gefahr, dass bildungspolitische Fehler wiederholt werden. Im aktuellen Schuljahr 2025/26 wird der Unterrichtsausfall durch die Maßnahmen des Kultusministeriums nicht behoben, sondern lediglich zwischen den Schularten verschoben."
Vorsitzende des Landesschülerrates hält Maßnahmenpapier für nicht ausreichend
Anders als Clemens rechnet Naumann nicht damit, dass in diesem Schuljahr weniger Stunden ausfallen werden.
"Durch Abordnungen und starke Mittelkürzungen beim Vertretungsunterricht wird der Ausfall an Grundschulen und Gymnasien in diesem Schuljahr steigen", prophezeit der Gewerkschafter.
Die Vorsitzende des Landesschülerrates, Amy Kirchhoff (18), erklärt: "Wir Schüler sehen tagtäglich unsere langen Vertretungspläne und den Unterrichtsausfall. Leider sehen wir die Auswirkungen des Maßnahmenpapiers maximal als kurzfristige Problemverschiebung."
Ihre Forderung: "Der neue Kultusminister ist in der Verantwortung, den Lehrkräfteberuf so attraktiv zu gestalten, dass junge Menschen sich für diesen entscheiden. Das ist die einzige Lösung!"