Vogelgrippe greift um sich: Sachsens bekanntester Gänsezüchter sieht nur einen Ausweg

Von Birgit Zimmermann

Wermsdorf - Sachsens größter Gänsezüchter Lorenz Eskildsen sieht in einer Impfung die einzige Möglichkeit, um das Problem der Vogelgrippe in den Griff zu bekommen.

Jedes Jahr schlachtet Eskildsen rund 30.000 Tiere für den Verkauf in den eigenen Hofläden und in regionalen Kleinbetrieben.
Jedes Jahr schlachtet Eskildsen rund 30.000 Tiere für den Verkauf in den eigenen Hofläden und in regionalen Kleinbetrieben.  © Robert Michael/dpa

"Die internationale Gemeinschaft sträubt sich dagegen, weil befürchtet wird, dass über das Fleisch Viren verbreitet werden", sagte Eskildsen. "Aber es gibt Handlungsbedarf." Die Verheerungen, die die Geflügelpest jedes Jahr weltweit anrichte, seien gigantisch.

Die aktuelle Vogelgrippe-Welle hat Sachsen bisher offensichtlich nicht erreicht - die Geflügelzüchter sollten aber wachsam sein, betonte der Sächsische Geflügelwirtschaftsverband. Die Gänsemärkte und Hofverkäufe beschränkten sich auf die Vermarktung geschlachteter Gänse und die Vermarktung von verarbeiteten Produkten. Es bestehe dabei kein Tierkontakt und somit auch keine Gefahr für die Tierbestände.

Eskildsen selbst habe in den vergangenen Jahren viel getan, um die sogenannte Biosicherheit zu erhöhen. Unter anderem sei sein Betrieb inzwischen aufgeteilt in drei epidemiologische Einheiten, so dass im Falle einer positiven Testung nicht sämtliche Tiere getötet werden müssten, sondern nur die in dem betroffenen Teil. Alle angelieferten Tiere würden stets auf das Virus getestet.

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Außerdem habe er an die Stallanlagen für die Zuchtgänse Wintergärten angebaut, in denen die Tiere unter einem Dach im Freien stünden. Dadurch seien sie geschützt vor Einträgen von darüber fliegenden Wildvögeln. Seine Hofläden seien so angelegt, dass Besucherinnen und Besucher nicht in Kontakt mit den Farmbereichen kämen.

Besonders rund um Weihnachten macht Eskildsen natürlich ein gutes Geschäft.
Besonders rund um Weihnachten macht Eskildsen natürlich ein gutes Geschäft.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Seit 20 Jahren in Angst wegen des Vogelzugs

Bei Eskildsen schlüpfen rund 600.000 Gänseküken pro Jahr.
Bei Eskildsen schlüpfen rund 600.000 Gänseküken pro Jahr.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Eskildsens beliebte Gänsemärkte in Wermsdorf und Königswartha öffnen ganz normal am 1. November.

"Dadurch fahren wir das Risiko nicht auf null, aber wir reduzieren es erheblich", sagte Eskildsen. Einen langfristigen Ausweg aus dem Vogelgrippe-Dilemma biete aber nur die Impfung.

Er erinnerte daran, dass er den ersten großen Ausbruch in seinem Betrieb im Jahr 2006 gehabt habe. "Wir leben seit 20 Jahren mit dem Vogelzug in Ängsten", sagte der Züchter. "Es ist in 20 Jahren nichts passiert."

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Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts hat die Geflügelpest-Welle unter Wildvögeln in diesem Jahr besonders früh eingesetzt und vor allem Kraniche erfasst. Da der Vogelzug weiterhin in vollem Gange ist und der Virusdruck durch infizierte Zugvögel hoch bleibt, rechnen die Fachleute damit, dass das Virus weiterhin auch auf kommerzielle Geflügelhaltungen überspringen kann.

Seit Anfang September seien schon mehr als 30 Ausbrüche in solchen Betrieben registriert worden, heiß es. Schon mehr als 500.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten wurden vorsorglich getötet und entsorgt, um Infektionsquellen zu beseitigen.

Besonders stark betroffen waren bislang Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

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