Nach Naziparolen in Sylter Club: So ist die Lage ein Jahr danach

Von Lea Sarah Albert

Kampen - Die Terrassen sind geputzt, die DJs gebucht und die Magnum Champagnerflaschen kalt gestellt: Zu Pfingsten in rund zwei Wochen werden im Nobelort Kampen auf Sylt wieder viele Feiernde aus ganz Deutschland erwartet. An fünf Tagen soll auch im Club Pony in der legendären Whiskymeile gefeiert werden.

Mehrere Personen hatten an Pfingsten 2024 im Sylter Club Pony rassistische Parolen gegrölt.
Mehrere Personen hatten an Pfingsten 2024 im Sylter Club Pony rassistische Parolen gegrölt.  © Screenshot/Instagram/sawsanchebli

Der Party-Hit "L’amour toujours" von Gigi D'Agostino wird dann - anders als vor einem Jahr - nicht aus den Boxen auf der Terrasse der Bar mit Club dröhnen. Zur Melodie dieses Liedes sollen mehrere Gäste am Pfingstsamstag 2024 die rassistischen Parolen "Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!" gegrölt haben.

Ein Video des Geschehens ging viral und rückte nicht nur Kampen und seine Gäste bundesweit in den Fokus. Am 24. Mai hatte die Polizei den Vorfall damals publik gemacht.

Menschen aus ganz Deutschland äußerten sich anschließend öffentlich dazu. Auch der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, 66) hatte das in einem Video festgehaltene rassistische Gegröle junger Menschen vor dem Lokal auf Sylt scharf verurteilt.

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Die Pony-Betreiber hatten sich kurz nach dem Bekanntwerden der Vorfälle davon distanziert und öffentlich Position bezogen. In diesem Jahr soll es auf den Pfingstpartys sogenannte Safe-Places geben, sagte Pony-Geschäftsführer Tom Kinder. "Es gibt zwei Spots mit Mitarbeitern, an denen sich Feiernde melden können, wenn sie sich unwohl fühlen oder etwas beobachten."

Lagepläne sowie Schilder sollen die Gäste schon am Eingang darauf hinweisen. Und besondere Schriftzüge auf den Einlass-Armbändern zeigen laut Kinder, dass sich der Club klar gegen Rassismus ausspricht.

Sylter Clubchef spricht von Einzelfall

Gäste haben nach dem Vorfall den Club weiterhin besucht.
Gäste haben nach dem Vorfall den Club weiterhin besucht.  © Lea Sarah Albert/dpa

Bange sei ihm angesichts der nun anstehenden großen Partys nicht: "Seit dem einzigen Fall hatten wir den ganzen Sommer über auf, mit tausenden Menschen, ohne das irgendetwas passiert ist. Wir haben kein Nazi-Publikum und wollen auch keins."

Er glaubt nicht, dass Gäste wegen der Debatte rund um das Skandalvideo fernbleiben, sagte der Betreiber. Die Zahl der bisher verkauften Tickets sei so wie im vergangenen Jahr.

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Sylter Gemeinden sowie die Touristiker auf der Insel stellten sich damals gegen die rassistischen Parolen. "Wir haben für diese Gesänge null Toleranz. Dieses Verhalten ist für uns abstoßend und vollkommen inakzeptabel. Wir dulden das nicht", schrieben sie in einer Mitteilung.

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Die Stellungnahme vom 24. Mai 2024 besitze auch ein Jahr nach dem Vorfall uneingeschränkte Gültigkeit, sagte der Sprecher der Gemeinde Sylt, Florian Korte, der dpa. "Auf Sylt ist kein Platz für Diskriminierung, Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Wir stehen für Vielfalt und Respekt – und gegen jede Form von Ausgrenzung."

Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein

Die Staatsanwaltschaft Flensburg hat ihre Ermittlungen nach dem Skandal-Partyvideo auf Sylt gegen drei von vier Personen inzwischen eingestellt. Der Straftatbestand der Volksverhetzung sei nicht erfüllt, teilte die Behörde Ende April mit.

Lediglich gegen einen heute 26-Jährigen hat die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl beantragt. Ihm wird vorgeworfen, einen Hitlergruß imitiert sowie ein Hitlerbärtchen angedeutet zu haben.

Die drei Männer und die Frau waren auf dem wenige Sekunden langen Video zu sehen, das am Pfingstsamstag 2024 bei der Party mit mehr als 500 Feiernden auf der Terrasse entstanden sein soll. Dort ist zu sehen, wie junge Menschen zum Partysong scheinbar völlig ungeniert und ausgelassen die Naziparolen grölen und einer von ihnen die Geste macht, die an den Hitlergruß denken lässt.

Titelfoto: Screenshot/Instagram/sawsanchebli

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