Seahawks brauchen Sieg - und schaufeln sich damit vielleicht ihr Grab: Das Chaos um die Playoffs

USA - Wenn Ende des Frühlings ein Profi-Footballer zum ersten Mal in seine Team-Uniform steigt und mit seinen Mitspielern das erste Mal zur Begrüßung einschlägt, dann hat jeder nur einen Traum, ein Ziel: den Super Bowl.

Sorry, Leute, muss in die nächste Runde: Die San Francisco 49ers (hier: Runningback Christian McCaffrey, M.) stehen seit Wochen als Playoffs-Kandidat fest. Die Las Vegas Raiders sind bereits aus dem Rennen.
Sorry, Leute, muss in die nächste Runde: Die San Francisco 49ers (hier: Runningback Christian McCaffrey, M.) stehen seit Wochen als Playoffs-Kandidat fest. Die Las Vegas Raiders sind bereits aus dem Rennen.  © Ethan Miller/Getty Images via AFP

An diesem Wochenende treten die 32 Teams zum letzten Mal in der regulären Saison gegeneinander an.

Für 13 Mannschaften ist der Titeltraum an dieser Stelle schon ausgeträumt, elf andere Vereine sind schon sicher in der anstehenden K.-o.-Runde um die Meisterschaft.

"All or nothing" jedoch heißt es für die damit verbleibenden acht Franchises.

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Die Jacksonville Jaguars, Seattle Seahawks, New England Patriots, Detroit Lions, Miami Dolphins, Tennessee Titans, Green Bay Packers und Pittsburgh Steelers können noch hoffen, kämpfen und bangen, um einen der drei letzten Plätze zu bekommen.

Doch wie stehen die Chancen für diese NFL-Mannschaften, in die Playoffs zu kommen?

Und vor allem: welche anderen Spiele haben direkten Einfluss auf das eigene Weiterkommen? Und es sind nicht wenige.

Wer ist schon drin und wer hat keine Chance mehr auf die Playoffs?

14 Mannschaften werden in den nächsten Wochen um den Einzug in den Super Bowl spielen. Diese Elf Teams stehen schon sicher im Post-Season-Turnier fest:

  • Philadelphia Eagles
  • Kansas City Chiefs
  • San Francisco 49ers
  • Buffalo Bills
  • Minnesota Vikings
  • Cincinnati Bengals
  • Tampa Bay Buccaneers
  • Los Angeles Chargers
  • Dallas Cowboys
  • Baltimore Ravens
  • New York Giants

Doch kein Yin ohne Yang, denn es gibt auch Franchises, die nicht einmal mehr eine theoretische Chance auf die von allen begehrte Vince-Lombardi-Trophy haben:

  • Houston Texans
  • Chicago Bears
  • Arizona Cardinals
  • Denver Broncos
  • Indianapolis Colts
  • Los Angeles Rams
  • Atlanta Falcons
  • Las Vegas Raiders
  • Carolina Panthers
  • Cleveland Browns
  • New Orleans Saints
  • New York Jets
  • Washington Commanders

Was bleibt, sind acht Vereine, die eines der drei letzten Tickets haben wollen. Wer hat da die besseren Karten?

Acht verbleibende Playoff-Kandidaten - viele Möglichkeiten für ein Weiterkommen

Pitch? Perfect! Die Tennessee Titans (im Bild: Treylon Burks (l.) und Joshua Dobbs) brauchen den Sieg und mindestens einen Erfolg der Dolphins, der Patriots oder der Steelers, um weiterzukommen.
Pitch? Perfect! Die Tennessee Titans (im Bild: Treylon Burks (l.) und Joshua Dobbs) brauchen den Sieg und mindestens einen Erfolg der Dolphins, der Patriots oder der Steelers, um weiterzukommen.  © ANDY LYONS / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Werfen wir einen Blick auf die verbleibenden potenziellen Kandidaten und wie sie es in die Endrunden schaffen.

Stifte raus, mitschreiben, das ist jetzt der wichtigste Teil für die Fangemeinde.

Mit der Partie der Jacksonville Jaguars gegen die Tennessee Titans stehen sich zwei direkte Post-Season-Anwärter gegenüber.

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Wer gewinnt ist weiter. Aber auch die Jaguars haben bei einer Niederlage die Chance, in die nächste Runde zu kommen - wenn auch nur eine geringe.

Verliert nämlich Jacksonville und zugleich gehen sowohl die Dolphins, die Patriots als auch die Steelers als Verlierer vom Platz, rutschen beide Mannschaften in die Playoffs. Das ergibt sich zumindest nach über 17.000 Simulationen eines Tools der New York Times.

Auch die New England Patriots kommen mit einem Sieg weiter. Ausgerechnet spielen sie aber gegen einen der Titel-Favoriten: die Buffalo Bills. Aber auch, wenn es für die Patriots nicht zum Sieg reicht, haben sie noch Chancen: Wenn die Dolphins, die Steelers und die Titans baden gehen. Gewinnt auch nur eines dieser drei Teams, ist bei einer Niederlage der Patriots der Traum geplatzt.

Ein Unentschieden macht es minimal einfacher, dann müssen "nur" die Dolphins und die Steelers verlieren. Aber hey, es ist die Saison 2022 - ich halte inzwischen gar nichts mehr für unmöglich.

Aber ausgerechnet die in allen genannten Fremdhilf-Szenarien eine Rolle spielenden Miami Dolphins haben mit ihrer starken Defense die bereits ausgeschiedenen New York Jets als Gegner. Und Miami muss gewinnen und - logisch - auf eine Niederlage der Patriots hoffen.

Noch alles klar? Nein? Gut. Dann gehen wir weiter im Text unserer kleinen Gedankenspielereien.

Siegen die Dolphins, zerbrechen für einige Teams die letzten Notfall-Hoffnungen

Völlig verdreht: in zahlreichen möglichen Konstellationen spielt die Partie der Miami Dolphins (im Bild: Tyreek Hill, r.) eine wesentliche Rolle.
Völlig verdreht: in zahlreichen möglichen Konstellationen spielt die Partie der Miami Dolphins (im Bild: Tyreek Hill, r.) eine wesentliche Rolle.  © Billie Weiss / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Auch den Pittsburgh Steelers hilft ein Sieg oder Unentschieden - egal was - gegen die Cleveland Brown allein nicht weiter.

Sie müssen ihre Kerze dafür anzünden, dass außerdem sowohl die Patriots als auch - Überraschung - die Dolphins verlieren, beziehungsweise nicht gewinnen. Je nach abschließender Konstellation.

Ja, es scheint auf den ersten Blick alles etwas kompliziert und verwirrend, aber so sind die Zusammenhänge. Erinnert langsam an die Netflix-Serie "Dark", oder?

Okay, etwas Einfaches zwischendurch: Die Green Bay Packers müssen gegen die - ebenfalls noch mit Chancen ausgestatteten - Detroit Lions gewinnen. Damit sind sie in den Playoffs. Verlieren sie, sind sie raus. "Do or die" also für Green Bay.

Aber was, wenn die Lions gewinnen? Jetzt kommen wir nämlich zu meiner Meinung nach interessantesten Variablen.

Gewinnt Detroit, dürfen die Seattle Seahawks - ebenfalls noch mit Hoffnungen - nicht gegen die Los Angeles Rams gewinnen. Unentschieden oder Niederlage der Seahawks plus eigener Sieg und die Lions holen sich das letzte Ticket in der NFC. Auf diesen Punkt kommen wir aber gleich nochmal zurück.

Eine weitere Option: Sowohl die Lions und die Packers als auch die Seahawks und die Rams trennen sich jeweils mit einem Unentschieden, plus die Washington Commanders gewinnen gegen die Dallas Cowboys. Auch dann ist Detroit weiter.

Seahawks brauchen den Sieg - und bringen sich damit in ein Dilemma

Und was machen wir jetzt? Die Seattle Seahawks brauchen einen Sieg, eliminieren damit aber das Team, das für sie danach noch gewinnen muss.
Und was machen wir jetzt? Die Seattle Seahawks brauchen einen Sieg, eliminieren damit aber das Team, das für sie danach noch gewinnen muss.  © Steph Chambers / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Damit heißt es für die Seahawks im Gegenzug: Wenn die Lions mindestens unentschieden spielen oder gegen die Packers gewinnen, dann reicht ihnen ein Sieg gegen die Rams - und das ist machbar.

Jetzt kommt jedoch das Paradoxe, was mich abhalten würde, auch nur einen Cent auf Seattle zu setzen: Die Seahawks spielen im Slot direkt vor der Lions-Packers-Partie. So weit, so gut.

Aber: Wenn Detroit und Green Bay in ihre Partie starten, wissen beide Teams bereits, ob die Seahawks gewonnen haben. Und wenn die Seahawks gewonnen haben, wäre Detroit bereits vor Anpfiff aus dem Playoffs-Rennen.

Es ist nicht nur so, dass es für sie um gar nichts mehr gehen würde, ab diesem Moment. Es ist schlimmer.

Würden sie sich nämlich dennoch - aus welcher Motivation heraus auch immer - um einen Sieg bemühen und tatsächlich gegen die Packers gewinnen, so würden sie tatsächlich die Seahawks in die Playoffs bringen - also genau jenes Team, dass ihnen wenige Stunden zuvor alle Chancen geraubt hat.

Ich hatte nur zwei Jahre lang Psychologie, aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte: Kein Spieler - Profi hin oder her -, der im Trikot von Detroit spielt, hat noch Lust, sich seine Knochen mit 100 Prozent Einsatz zerdeppern lassen, um seinem Henker die Tore in die Playoffs zu öffnen.

Andererseits habe ich selbst lange genug gespielt, um zu wissen: Wenn ich mich schon umziehe, dann will ich auch in ein paar Hintern treten. Bleibt die Frage: Welches Gefühl überwiegt am Ende?

Titelfoto: Montage: Billie Weiss / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP + Steph Chambers / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

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