Trotz einer meisterlichen Saison: Telekom Baskets Bonn vor ungewisser Zukunft

Bonn - Es ist bislang eine fast perfekte Saison für die Telekom Baskets Bonn. Und das, obwohl die Zukunft unsicher ist.

Die Telekom Baskets Bonn hatten in dieser Saison schon einigen Grund zum Jubeln.
Die Telekom Baskets Bonn hatten in dieser Saison schon einigen Grund zum Jubeln.  © Marius Becker/dpa

Beste Bilanz nach der Hauptrunde, bester Trainer und bester Spieler der Saison: Die Telekom Baskets Bonn mischen den deutschen Basketball auf und haben am Wochenende auch international die Chance auf einen historischen Coup.

Als erste deutsche Mannschaft können die Rheinländer am Sonntag in Malaga die Champions League gewinnen. Dafür muss am Freitagabend (20.30 Uhr) ein Sieg gegen die Gastgeber und zwei Tage später ein Erfolg gegen Teneriffa oder Jerusalem her.

"Das wird eine einzigartige Erfahrung für uns und den Club", sagte Trainer Tuomas Iisalo (40), "wir treffen auf europäische Powerhouses".

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Doch auch die Bonner haben sich in dieser Saison international einen Namen gemacht. Die Champions League braucht sich vom Niveau her längst nicht mehr hinter dem Eurocup zu verstecken, nur die Euroleague ist in Europa noch stärker besetzt. Mit begeisterndem Tempobasketball sind die Rheinländer ins Final Four marschiert - und wollen jetzt den Titel.

Dieser ist mit einer Million Euro dotiert - was angesichts der ungewissen Zukunft der Bonner ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Fakt ist.

Telekom steigt 2024 bei den Baskets Bonn als Sponsor aus

Chefcoach Tuomas Iisalo (40) hat die Telekom Baskets Bonn zu einem Meisterkandidaten gemacht.
Chefcoach Tuomas Iisalo (40) hat die Telekom Baskets Bonn zu einem Meisterkandidaten gemacht.  © Hendrik Schmidt/dpa

Schließlich hat die Telekom für 2024 ihren Ausstieg angekündigt. Schon in dieser Saison zahlt das Unternehmen, das mit dem Club so eng verbunden ist wie kein anderer Sponsor bei einem Verein der Basketball-Bundesliga, weniger Sponsorengeld. In der Saison 2023/24 sinken die Zuwendungen ein weiteres Mal, ehe sie im Sommer kommenden Jahres zumindest für den Profibereich komplett enden.

"Es ist noch völlig offen, wie es weitergeht", sagte Club-Präsident Wolfgang Wiedlich. Schließlich sind viele Unternehmen nach der Pandemie und inmitten einer Energiekrise deutlich zurückhaltender mit ihrem Sportsponsoring geworden. Das merken sie nicht nur in Bonn.

Und so betreiben die Telekom Baskets mit ihren begeisternden Leistungen auch Werbung in eigener Sache. Erfolg macht bekanntlich sexy und soll die Suche nach neuen Geldgebern erleichtern. Die Mannschaft will die Zukunftssorgen nicht an sich ran lassen. Nach einer brillanten Hauptrunde mit nur zwei Auswärtsniederlagen bei Alba Berlin und in Ludwigsburg soll in den Playoffs die Krönung her.

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"Wir wollen Meister werden", bringt es Liga-MVP TJ Shorts (25) auf den Punkt.

MVP TJ Shorts II ist Schlüsselspieler der Telekom Baskets Bonn

Point Guard TJ Shorts II (25) ist erstmals zum MVP in der Basketball-Bundesliga gewählt worden.
Point Guard TJ Shorts II (25) ist erstmals zum MVP in der Basketball-Bundesliga gewählt worden.  © Marius Becker/dpa

Der im vergangenen Sommer aus Crailsheim gekommene Point Guard ist der Schlüsselspieler im System von Trainer Iisalo. Der 25 Jahre alte Amerikaner ist mit seiner beeindruckenden Schnelligkeit bislang von niemandem zu stoppen - weder national noch international. "Es macht Spaß, ihm zuzusehen", sagte Iisalo, der der zweite Grund für den Höhenflug in Bonn ist.

Als der Finne vor zwei Jahren aus Crailsheim kam, herrschte rund um den Telekom Dome Tristesse. Nicht einmal in die Playoffs hatten es die Bonner geschafft. Doch unter Iisalo ging es sofort wieder bergauf. In der vergangenen Saison hatten die Telekom Baskets den großen Favoriten Bayern München im Halbfinale am Rande des Ausscheidens. Erst im fünften Spiel musste sich Bonn geschlagen geben.

In diesem Jahr soll es noch weitergehen. Zwar verfügen die beiden Topteams Alba Berlin und Bayern München nach wie vor über mehr Qualität im Kader. Doch Shorts und Co. ist der ganze große Wurf zuzutrauen. Das sieht auch Routinier Karsten Tadda (34) so, mit Bamberg immerhin fünfmal deutscher Meister. "Das Besondere an Meistermannschaften ist, dass du ein sehr gutes Teamgefüge hast", sagte der frühere Nationalspieler dem Fachmagazin "BIG - Basketball in Deutschland".

Und genau diesen besonderen Zusammenhalt haben sie in Bonn geschaffen.

Titelfoto: Marius Becker/dpa

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