"Wäre kein Problem": Pleite-Klub Türkgücü will wieder die Drittliga-Lizenz beantragen

München - Überraschende Neuigkeiten von Insolvenz-Klub Türkgücü München: Der letztjährige Drittligist und aktuell Tabellensechste der Regionalliga Bayern möchte die Lizenz für die neue Drittliga-Saison beantragen.

Türkgücü München musste sich aufgrund finanzieller Probleme letzte Saison vorzeitig aus dem Spielbetrieb der 3. Liga zurückziehen.
Türkgücü München musste sich aufgrund finanzieller Probleme letzte Saison vorzeitig aus dem Spielbetrieb der 3. Liga zurückziehen.  © Sven Hoppe/dpa

Türkgücü München will zurück in die 3. Liga. Und das am liebsten schon in der kommenden Spielzeit!

Klar, dafür wäre zunächst die sportliche Qualifikation, sprich Platz 1 der Regionalliga Bayern und anschließend ein Sieg in den zwei Aufstiegsspielen gegen den Nordost-Meister vonnöten.

Allein davon ist Türkgücü angesichts von 20 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Unterhaching ein gutes Stück entfernt. Zum Rückrunden-Auftakt am Freitagabend reichte es gegen Mitkonkurrent Würzburg nur zu einem 1:1.

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Noch viel abstruser erscheint überhaupt der Gedanke, es nach dem letzten Fiasko in der 3. Liga gut ein Jahr später nochmal zu probieren.

Wir erinnern uns: Zunächst musste der Klub am 31. Januar 2022 Insolvenz anmelden, später wurden Türkgücü vom DFB elf Punkten abgezogen, ehe der Spielbetrieb Ende März mangels finanzieller Mittel komplett eingestellt werden musste, womit der Abstieg praktisch besiegelt war.

Hintergrund der nun erfolgten Bewerbung dürften nicht zuletzt die finanziellen Sorgen von Spitzenreiter Unterhaching sein, der angekündigt hat, keine Abenteuer eingehen zu wollen.

Dennoch klingen die Worte von Türkgücüs neuem Geschäftsstellenleiter Oktay Kaya gegenüber Fussball Vorort/FuPa-Oberbayern etwas unwirklich: "Für die 3. Liga bewerben wir uns auch. Man kann ja nie wissen."

Imageschaden, Geldsorgen und strukturelle Probleme: Die Lage bei Türkgücü München 2022

Das überdimensionierte und nicht gerade günstige Münchner Olympiastadion war in der 3. Liga die Heimspielstätte von Türkgücü.
Das überdimensionierte und nicht gerade günstige Münchner Olympiastadion war in der 3. Liga die Heimspielstätte von Türkgücü.  © Sven Hoppe/dpa

Das ist alles erst ein Jahr her, Türkgücü war das Gespött des deutschen Fußballs. Und viele dürften den Größenwahn und das Selbstverständnis der Münchner nicht vergessen haben, mit dem der Klub unter der Führung von Ex-Investor Hasan Kivran (56) agierte.

Der Verein hing praktisch am Tropf des launischen Geschäftsmanns, der sogar die 2. Bundesliga anpeilte. Als er die Lust verlor oder merkte, dass dieses Unterfangen teurer als gedacht werden würde, sprang er ab.

Heute soll der Klub finanziell auf solideren Füßen stehen und unabhängiger von den Machenschaften einer Person sein. Dennoch stellen sich einige Fragen, zum Beispiel: In welchem Stadion will Türkgücü spielen? Eine echte Heimspielstätte hat der Verein nicht. Es dürfte in dem Fall wieder zu einem Dauergastspiel im Olympiastadion oder dem Grünwalder kommen.

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Zudem wurden die Auflagen der 3. Liga verschärft. Künftig drohen bei erheblicher Überschreitung der kalkulierten Personalkosten Punktabzüge.

Darüber hinaus müssen Klubs wie eben Türkgücü, die den Löwenanteil ihres Geldes in den Kader stecken, eine zusätzliche Liquiditätsreserve in Höhe von einer Million Euro hinterlegen. Aber "das sollte kein Problem sein", sagt Türkgücüs Geschäftsstellenleiter.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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