Rassistischer Schiedsrichter im Champions-League-Finale? UEFA legt sich fest

Bern - Szymon Marciniak (42) schrieb bereits im vergangenen Jahr Geschichte, als er als erster Pole ein Champions-League-Halbfinale pfiff. Seine Karriere sollte mit seiner Nominierung für das kommende Finale der Champions League zwischen Inter Mailand und Manchester City am 10. Juni einen weiteren Höhepunkt finden. Die Ansetzung stand aber auf der Kippe.

Szymon Marciniak (42, r.) pfiff bereits das Rückspiel des Champions-League-Halbfinales zwischen Manchester City und Real Madrid.
Szymon Marciniak (42, r.) pfiff bereits das Rückspiel des Champions-League-Halbfinales zwischen Manchester City und Real Madrid.  © PAUL ELLIS / AFP

Dem Guardian zufolge soll der Pole am 29. Mai auf einem Event namens "Everest" im polnischen Kattowitz als Redner aufgetreten sein. Das Event bezeichnet sich selbst als "die beste Business-Konferenz in Polen".

Das klingt zunächst ziemlich harmlos, ändert sich aber, wenn man die Hintergründe beleuchtet.

Der Veranstalter dieses Events ist Sławomir Mentzen (36). Dieser ist Präsident der von ihm mitgegründeten Partei Nowa Nadzieja (Deutsch: neue Hoffnung). Die steht in der polnischen Politiklandschaft rechts der konservativen Regierungspartei PiS.

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"Wir stehen gegen Juden, Schwule, Abtreibung, Steuern und die Europäische Union", soll der 36-Jährige auf einer Veranstaltung im Jahr 2019 in Krakau gesagt haben!

Dem polnischen Portal konkret24 zufolge beteuerte Mentzen aber, dass diese Aussage aus dem Zusammenhang gerissen wurde.

Kaum aus dem Kontext reißen kann man aber seine Tätigkeit als Bierbrauer!

Sławomir Mentzen ist ein rechtspopulistischer Politiker und Bierbrauer von "White IPA Matters"

Der Politiker steht hinter der polnischen Biermarke "White IPA Matters", welche offenbar die Black-Lives-Matters-Bewegung verhöhnen soll.

Was der Schiedsrichter Marciniak auf dem Event exakt sagte, ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass Mentzen den Schiedsrichter nach dem Event über den Himmel lobte!

"Die ganze Show wurde von Szymon Marciniak gestohlen, der einfach ein brillanter Redner ist", schrieb der Parteichef auf Facebook.

Nicht so begeistert waren aber einige Fans des FIFA-Schiedsrichters. Einer fragt unter einem Post auf einer Fanseite schlicht: "Szymon, warum?"

Weder die FIFA noch die UEFA dürften erfreut sein

Der Auftritt des Star-Schiedsrichters wirft bereits ein schlechtes Bild auf FIFA und UEFA, die sich schon lange den Kampf gegen Rassismus auf die Fahne geschrieben haben. Die UEFA ist dabei mit ihrer RESPECT-Kampagne besonders präsent.

Umso problematischer kann es für den Polen werden, dass der Rechtspopulist Mentzen explizit mit ihm in einem FIFA-Schiedsrichtertrikot für seine Veranstaltung warb.

Gegenüber dem Guardian erklärte der europäische Fußballverband am Donnerstag: "Die UEFA ist sich der Vorwürfe rund um Szymon Marciniak bewusst und bemüht sich um eine dringende Klärung." Sie kündigten zudem eine schnelle Entscheidung über den weiteren Umgang an.

Szymon Marciniak betreibt Schadensbegrenzung

Szymon Marciniak versucht die Wogen zu glätten.
Szymon Marciniak versucht die Wogen zu glätten.  © JUAN MABROMATA / AFP

Der Sportschau zufolge hat sich der WM-Schiedsrichter derweil gegenüber der polnischen Zeitung Przeglad Sportowy (Deutsch: Sportüberblick) zu den Vorwürfen geäußert: "Fairness und Respekt stehen immer an erster Stelle, und ich möchte diese höchsten Werte an andere weitergeben".

Er soll sich weiter von rassistischen, antisemitischen und intoleranten Äußerungen distanziert haben.

Die UEFA selbst akzeptierte die Entschuldigung Marciniaks und veröffentlichte am Freitag eine Erklärung ihres Schiedsrichters, wonach er "hinters Licht geführt" wurde und "keine Kenntnis davon" hatte, wer das Event veranstaltete.

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"Ich möchte mich zutiefst für meine Teilnahme und den dadurch verursachten Kummer oder Schaden entschuldigen", so die Bitte des Polen.

Szymon Marciniak ist seit 2011 FIFA-Schiedsrichter und gilt als einer der besten der Welt. Er pfiff Spiele bei der EM 2016 sowie der WM 2018 und 2022 - da sogar das Finale!

Titelfoto: PAUL ELLIS / AFP

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