Andreas Rettig: "Aus 'Die Mannschaft' muss wieder 'unsere Mannschaft' werden"

Augsburg - Die Fußball-WM in Katar bleibt für Andreas Rettig (59) eine "Unsinns-WM". Der frühere Bundesliga-Manager begrüßt die Rückkehr von Rudi Völler (62) zum Nationalteam - und sieht den deutschen Fußball gefordert.

Andreas Rettig (59) kritisiert die Fußball-WM in Katar weiterhin scharf.
Andreas Rettig (59) kritisiert die Fußball-WM in Katar weiterhin scharf.  © Christian Charisius/dpa

"Ich kenne und schätze Rudi Völler sehr, wir haben zehn Jahre Tür an Tür gearbeitet. Von daher glaube ich, dass er für diese Situation eine gute und richtige Wahl ist, weil er eine integrative Kraft hat", sagte der frühere Bayer-Manager in einem Interview der "Augsburg Allgemeinen" (Montag) zum neuen Nationalmannschaftsdirektor.

Rettig arbeitete damals für Bayer Leverkusen, als Völler zum Werksclub wechselte.

Rettig erneuerte seine Kritik an der "Unsinns-WM" in Katar und leitete in diesem Zusammenhang auch Forderungen ab.

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"Für den deutschen Fußball steht jetzt die Erkenntnis, dass man nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Herzen der Fans erreichen sollte. Aus 'Die Mannschaft' muss wieder 'unsere Mannschaft' werden", sagte der 59-jährige Rettig.

"Der wichtigste Punkt ist jetzt, die Identifikation wieder herzustellen, sowohl beim Verein als auch bei der Nationalmannschaft. Da sollte man sich die Frage stellen, mit wem oder was sich der Fan bei der Nationalmannschaft identifizieren soll."

"Wir haben jahrelang einen falsch verstandenen Professionalismus in den Leistungszentren propagiert"

Rudi Völler (62) ist neuer Sportdirektor der Fußball-Nationalmannschaft der Männer.
Rudi Völler (62) ist neuer Sportdirektor der Fußball-Nationalmannschaft der Männer.  © Sebastian Gollnow/dpa

"Das eine ist die Zeitachse des kurzfristigen Erfolgs hinsichtlich der Europameisterschaft 2024 im eigenen Land. Da wird hoffentlich der Fokus auf Stimmungswandel durch Rudi Völler stehen", sagte Rettig.

Die deutsche Nationalmannschaft war bei der WM in Katar zum zweiten Mal nacheinander bereits in der Vorrunde gescheitert.

Der frühere Freiburger und Kölner Bundesliga-Manager, der später mit dem FC Augsburg den Aufstieg in die 1. Bundesliga feierte, betonte längerfristig gesehen die Wichtigkeit, die Talentförderung anzupassen.

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"Wir brauchen eine Nachwuchsförderung 2.0, bei der eindeutig die Persönlichkeitsentwicklung in den Vordergrund rücken muss", sagte er.

"Wir haben alle jahrelang einen falsch verstandenen Professionalismus in den Leistungszentren propagiert. Wir dachten, wir müssen den Nachwuchsspielern alles aus dem Weg räumen und ihnen die Unterhosen bügeln. Das führte dazu, dass zu schnell alle zufrieden sind."

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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